Sanierung nach 63 Jahren

Die Bornefeld-Orgel in der Christuskirche kling einzigartig - und muss nun saniert werden

Die Orgel der Heidenheimer Christuskirche steht, klanglich betrachtet, weltweit einzig da. Nun müsste das 1960 gebaute Instrument dringend saniert werden.

Die Bornefeld-Orgel in der Christuskirche kling einzigartig - und muss nun saniert werden

Das Schloss hat’s gut. Man sieht es gleich. So wird man zum Wahrzeichen. Da werden anderswo in Heidenheim, vergleichsweise gut versteckt, kleinere Brötchen gebacken. In der Weststadt zum Beispiel. Dort ist ein Schatz verborgen, der von einer Art ist, wie man sie so kein zweites Mal findet. Und zwar weltweit. Die Rede ist von der Orgel der Christuskirche.

Es ist das Klangkonzept, das dieses mit 26 Registern mittelgroße Instruments einmalig macht. „Heidenheim besitzt da ein absolutes Kulturgut“, sagt der Bezirkskantor Leonard Hölldampf. Er muss es wissen. Und er hat es sogar schriftlich. Denn auch der Orgelsachverständige der evangelischen Landeskirche spricht ein Urteil, das keinen Widerspruch duldet. Thomas Haller charakterisiert die Konsequenz des Klangkonzeptes der Christuskirchenorgel in einem Gutachten jedenfalls eindeutig: „Alleinstehend, ohne Beispiel und Nachahmung.“

Herb und bunt

Um es etwas salopp und vereinfachend zu sagen: Es ist also der Sound der Orgel, der sie zu etwas absolut Besonderem in der Orgelwelt macht. Und wenn Leonard Hölldampf diesen Sound plakativ in wenige Worte fassen müsste, dann würde er ihn so charakterisieren: „Herb und bunt.“ Wobei sich die sagenhafte Farbigkeit des Instruments vor allem in den ungewöhnlichen Oberstimmen manifestiert, wo nicht zuletzt Septimen und Nonen den Ton angeben und sich alles andere als alltägliche Stimmen wie etwa ein Nonen-Kornett finden. „Das alles“, sagt Leonard Hölldampf, „ist selbst für Bornefeld-Orgeln extrem.“

Womit nun endlich der Name gefallen wäre, der hinter diesem Instrument steckt. Die Heidenheimer Christuskirchenorgel ist eine Bornefeldorgel. Gebaut wurde sie 1960 von der Giengener Firma Link. Und zwar nach den eindeutigen Vorgaben des damaligen Heidenheimer Kirchenmusikdirektors Helmut Bornefeld, der hier, wieder sehr vereinfachend formuliert, seine vor allem jegliche Romantik aussparenden, gewissermaßen neobarock-modernen Klangvorstellungen umsetzen lassen konnte.

Rissig und porös

Jetzt, 63 Jahre später, kommt dieser Orgelneubau von einst so langsam in die Jahre. Weniger freundlich formuliert, ist sie inzwischen, wie Leonard Hölldampf feststellt, „sehr sanierungsbedürftig“. Elektrik und Mechanik der Orgel arbeiten nicht mehr zuverlässig, einige Holzpfeifen weisen Risse auf, manche Metallpfeifen sind ebenso schadhaft wie das Leder an den meisten Bälgen hart und porös. All das und noch mehr hat der Orgelsachverständige der Landeskirche bei seiner Inspektion festgestellt.

Schadensfall aus nächster Nähe: zwei deutlich erkennbare vertikale Risse in einer der Holzpfeifen. Rudi Penk

So sieht’s aus. Und deshalb soll jetzt etwas geschehen. Was selbstverständlich Geld kosten wird. Schätzungsweise zwischen 90.000 und 100.000 Euro darf man für die Restaurierung der Christuskirche veranschlagen. Um die Arbeiten, die voraussichtlich zwei Monate dauern würden, ausschreiben zu können, will man die Hälfte dieser Summe schon einmal beisammenhaben. Da kommt es zur Unzeit, dass gleichzeitig auch noch das Dach der Christuskirche saniert werden muss.

Rücklagen und Spenden

Weshalb kein Geld aus dem aktuellen Kirchenhaushalt für die Orgel fließen kann, sondern lediglich Mittel aus den Rücklagen der Gesamtkirchengemeinde. Hinzu kommen finanzielle Unterstützung durch die Heidenheimer Orgelstiftung und nicht zuletzt 12.500 Euro aus einem Topf für Orgelrenovierungen von Instrumenten mit besonderem Wert der Berthold-Leibinger-Stiftung mit Sitz auf Schloss Hochdorf in Eberdingen bei Ludwigsburg, die sich der Förderung von Kultur, Wissenschaft, Kirche und Sozialem verschrieben hat.

Trotzdem fehlen, um die Renovierungsarbeiten ausschreiben zu können, immer noch 20.000 Euro, die man unter anderem mit Hilfe von Spenden aufbringen möchte. Dabei helfen soll auch eine Konzertreihe, die Leonard Hölldampf auf der Christuskirchenorgel spielen und deren Auftakt er am kommenden Samstag, 17. September, ab 19 Uhr bestreiten wird. Auf dem Programm dieses unter dem Motto „So klingt es nur in Heidenheim“ stehenden Konzertes finden sich Musik aus der Barockzeit von Johann Sebastian Bach, Dietrich Buxtehude und Johann Jakob Froberger sowie Kompositionen aus der Entstehungszeit der Christuskirchenorgel von Olivier Messiaen und selbstverständlich Helmut Bornefeld.

Konzert inklusive Orgelführung

Im Zusammenhang mit dem am Sonntag, 17. September, um 19 Uhr in der Heidenheimer Christuskirche beginnenden Konzert wird Bezirkskantor Leonard Hölldampf für interessierte Besucher auch eine Orgelführung mit Erläuterungen zum Sanierungsbedarf anbieten. Wer für die Restaurierung der Christuskirchenorgel spenden möchte kann dies auch außerhalb eines musikalischen Rahmens tun. Wie, das ist via Internet unter www.kirchenmusik-heidenheim.de/orgel zu erfahren.