"Natur/Struktur" im Türmle

Manuela Tirler und Sibylle Möndel stellen ihre Werke beim Kunstverein Heidenheim aus

Die neue Ausstellung "Natur/Struktur" im Türmle des Kunstvereins Heidenheim ist ab Freitag, 22. März, zu sehen.

Wenn Kunstwerke fließend miteinander kommunizieren, ohne dass sie vorher eine gemeinsame Sprache entwickelt haben, hat das Seltenheitswert. Vielleicht ist es Zufall, wenn vorher Unbekanntes gleich bei in der ersten Begegnung eine Harmonie entwickelt, von der man glauben könnte, es wäre schon immer so gewesen und müsse genauso sein. So korrespondiert die Ausstellung „Natur | Struktur“ von Sibylle Möndel und Manuela Tirler, die ab Freitag im Türmle des Kunstvereins Heidenheim vorgestellt wird. Beide Künstlerinnen kannten sich vorher nur ganz periphär. Die Ausstellung, eine Kombination von Stahlskulpturen, Malerei und Druckgrafiken, aber ist eine Einheit.  

Manuela Tirler und Sibylle Möndel bekommen ihre Inspirationen aus der Natur, die oftmals gar keine mehr ist, weil sie massiv vom Menschen beeinflusst wird. Sie erobert sich aber auch ihr Terrain zurück. Spaziergänge durch Wälder, Gestalt- und Formwesen von Geäst und Pflanzenwachtum aber auch Wahrnehmungen von der menschlichen Zivilisation überlagerten Natur, die Wachstum zurückdrängt, geben beiden Künstlerinnen wichtige Impulse, die sie zu einzigartigen Kunstwesen verwandeln.

Betrachter müssen sich in Andeutungen zurechtfinden

Die preisgekrönte Künstlerin aus Stuttgart, Sibylle Möndel kombiniert in Ihren Arbeiten Fotografie, Malerei und Druckgrafik, die in Ihrem Zusammenspiel einen ganz eigenen Stil erzeugen, der dem Anliegen der Künstlerin dient. Der Betrachter muss sich zurechtfinden in den Andeutungen von Natur, Geästen, Tieren, Menschen, urban oder industriell erschlossen Gebieten, technischen Codes, die in der Verknüpfung eine Botschaft transportieren. Die oft nur schemenhaft erkennbaren Bildmotive machen darauf aufmerksam, wie die Natur durch menschlichen Einfluss zurückgedrängt wird, stirbt, sich gleichzeitig aber auch neue Lebensformen zurückerobern kann, die den Menschen überleben. Ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit einer künstlerisch hoch anziehenden Bildästhetik dokumentiert Sibylle Möndel so einen durchaus bedenklichen Zustand unserer Zivilisation.  

Die ebenfalls preisgekrönte Stahlplastikerin Manuela Tirler aus Plochingen verfremdet, abstrahiert  Natur durch ihre Kunst und macht dadurch auf andere Weise menschlichen Einfluss geltend. Von weitem gesehen, können ihre Plastiken den Eindruck erwecken, es handele sich zum Beispiel um filigran verwobene Pflanzenreste oder Aststrukturen, sind aber bei näherer Betrachtung aus Betonarmierungen, oder anderen Stahldrähten, gebogen, gepresst, oder aufwändig geflochten. Weil Natur in den meisten Fällen von Menschenhand kontrolliert ist, bannt auch Manuela Tirler ihre Stahlarbeiten in teilweise strenge Formen, passt sie Räumen an, zähmt somit das Material in ihren Willen, ohne dass dabei die Anmutung des Vorbilds Natur verloren ginge. Heraus kommen hochästhetische Stahlplastiken, die längst auch eine feste Größe im Kunstmarkt sind.

Gerade in Ihrer künstlerischen Bildsprache und Bezugskraft zueinander sind die Arbeiten der beiden hochkarätigen  Künstlerinnen in der Zusammenschau ein Genuss.

Samstags und mittwochs gibt's Führungen

Die Ausstellung ist vom Freitag, 22. März, Vernissage 19 Uhr, bis 21. April im Türmle zu sehen. Führungen gibt es immer samstags um 11.30 Uhr und mittwochs 16 Uhr. Finissage mit Künstlerinnengespräch ist am 21. April um 11 Uhr.

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