Vertrag zur Finanzierung

Sechs Unterschriften für die Brenzbahn: Ab Donnerstag legen die Planer los

Nach jahrelangem Ringen um Planung und Finanzierung haben Land, Bahn und Kommunen den Startschuss für den Brenzbahnausbau zwischen Aalen und Ulm gegeben. Jetzt beginnt eine achtjährige Planungsphase – gebaut wird voraussichtlich im nächsten Jahrzehnt.

Der Saal im Landratsamt Heidenheim war bei der Zeremonie proppevoll: Landräte, Bürgermeister, Abgeordnete, Vertreter der Deutschen Bahn, Planer und Unternehmensvertreter füllten den Raum, als Landrat Peter Polta – seit Jahren die treibende Kraft hinter dem Projekt – die Vertragsunterzeichnung als „historischen Moment für die Brenzbahn“ bezeichnete. Polta, der in den letzten Wochen noch einmal mit Nachdruck für die Einigung gekämpft hatte, wurde von Dr. Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises, und Oberbürgermeister Martin Ansbacher, Stadt Ulm, ausdrücklich für seinen Einsatz gefeiert.

Mit der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung für die Leistungsphasen 1 bis 4 markieren die Beteiligten einen Meilenstein. Dieses Wort fiel an diesem Nachmittag oft. Das heißt: Die Vorplanung, Entwurfs- und Genehmigungsplanung für den Ausbau und die Elektrifizierung können nun starten.

6. November 2025, 9 Uhr: Planungsteam legt los

„Mit der Unterzeichnung dokumentieren wir den Willen, die historische Chance zu ergreifen und das Projekt maßgeblich voranzutreiben“, sagte Polta. Gleich am nächsten Morgen, 9 Uhr, so kündigte die DB-Konzernbevollmächtigte Dr. Clarissa Freundorfer an, werde die erste Projektbesprechung stattfinden. „Wir legen also sofort los bei der Brenzbahn.“

Proppevoller Saal im Heidenheimer Landratsamt: Vertreter von Politik, Wirtschaft und Bahn wohnen dem historischen Moment bei. Rudi Penk

Die Kosten für die vier Planungsphasen belaufen sich auf rund 63 Millionen Euro, davon übernimmt das Land Baden-Württemberg 34,6 Millionen Euro. Die Kommunen investieren insgesamt 28,4 Millionen Euro, wobei der Landkreis Heidenheim mit rund 16,5 Millionen Euro den größten Beitrag leistet. Der Ostalbkreis ist mit 8,7 Millionen Euro dabei. Polta machte deutlich, dass er nicht nachlassen wird in seinem Kampf für die Brenzbahn: „Wenn es nach der Planungsphase um den Bau geht, werde ich statt nach Stuttgart nach Berlin fahren, um die Finanzierung sicherzustellen.“

Ab wann wird gebaut?

Über die Dauer der Planungen hinaus gaben die Bahnvertreter einen vorsichtigen Ausblick: Drei Jahre werde die Vorplanung dauern, weitere fünf Jahre die Genehmigungsplanung, die im Planfeststellungsverfahren mündet, sodass man bis 2033 einen weiteren Meilenstein erwarte. Eine sichere Aussage über Baubeginn und Fertigstellung sei jedoch nicht zu machen.

Minister Winfried Hermann betonte, dass die Brenzbahn im kommenden Jahrzehnt fertiggestellt werden müsse. Der Ausbau bringe nicht nur Verbesserungen für Pendler, sondern auch für die Wirtschaft. Er lobte, dass bei den Planungen gerade auch der Güterverkehr mit beachtet worden sei. Darüber hinaus brachte er weitere mögliche Verbesserungen ins Spiel. Nach dem Ausbau fahren drei Züge pro Stunde an den beiden Streckenenden zwischen Ulm und Sontheim und zwischen Heidenheim und Aalen, zwei Züge pro Stunde auf dem Mittelteil zwischen Sontheim und Heidenheim. Die Kosten für den Ausbau des mittleren Abschnitts seien zu hoch gewesen, aber dieser Abschnitt bleibe im Blick. Außerdem müsse die Strecke digitalisiert werden, um als moderne Nord-Süd-Achse im Schienennetz zu funktionieren.

Mehr Züge, neue Haltepunkte, bessere Verbindung

Mit der Elektrifizierung und dem teilweisen zweigleisigen Ausbau werden künftig stündlich mehr Züge auf der Brenzbahn verkehren. Die bestehenden Regio-S-Bahn-Linien werden verdichtet und verlängert, neue Haltepunkte wie Ulm-Messe, Aalen Süd und Oberkochen Süd werden realisiert. Damit erhalten noch mehr Menschen entlang der Strecke einen einfachen Zugang zur Schiene.

Symbol für regionale Zusammenarbeit

Der Ausbau der Brenzbahn ist nicht nur ein Infrastrukturprojekt, sondern ein Symbol für regionale Zusammenarbeit und Engagement. Dr. Joachim Bläse lobte die Initiative: „Das Projekt zeigt, dass die Region künftig selbst Projekte anpacken sollte, statt auf oben zu warten.“ Oberbürgermeister Ansbacher ergänzte: „Es ist ein guter Tag nicht nur für die Brenzbahn, sondern auch für die Demokratie, wenn man sieht, was die regionalen Kräfte bewegen können.“

Es ist vollbracht, die Tinte trocken: die Unterzeichnenden (von links) Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher, Ostalb-Landrat Joachim Bläse, Minister Winfried Hermann, Heidenheims Landrat Peter Polta, DB-Konzernbevollmächtigte Clarissa Freundorfer und DB-Infrago-Planungsleiter Philipp Langefeld. Rudi Penk

Die Gesamtkosten des Projekts werden derzeit auf rund 600 Millionen Euro geschätzt – eine Zahl, die angesichts steigender Baupreise vermutlich noch wachsen wird. Bund, Land und Kommunen tragen die Finanzierung gemeinsam, der Freistaat Bayern hat seine Beteiligung ebenfalls zugesagt. „Die Daten basierten auf Schätzungen aus den Jahren 2020 und 2022", sagte Polta: "Ich verrate kein Geheimnis, dass es zu einer Kostenfortschreibung kommen wird.“

Mit der Unterzeichnung haben die Partner ein Versprechen für Zukunft abgegeben: Verantwortung übernehmen, die Brenzbahn modernisieren und den Verkehr zwischen Aalen und Ulm nachhaltig verbessern. Acht Jahre Planung liegen vor den Beteiligten – danach beginnt der Bau, auf den alle hinarbeiten.

Mehr Züge und mehr Haltestellen

Mit dem Ausbau und der durchgängigen Elektrifizierung wird angestrebt, dass der schnelle Express auf der Brenzbahn stündlich, statt wie aktuell nur zweistündlich, verkehren kann. Die bestehende Regio-S-Bahn Linie 5 (Ulm – Heidenheim – Aalen) soll stündlich alle Halte bedienen. Die bestehende Regio-S-Bahn Linie 51 (Ulm Hbf – Langenau) wird unter der Woche mindestens zur Hauptverkehrszeit bis Sontheim-Brenz verlängert.

Eine ganz neue stündliche Regio-S-Bahn Linie soll das Angebot zwischen Aalen und Heidenheim hin zu einem Halbstundentakt verbessern. Im Zuge des Brenzbahnausbaus sollen auch die zusätzlichen Haltepunkte Ulm-Messe, Aalen Süd und Oberkochen Süd entstehen.