Konzert

Rea Garvey im HZ-Interview: Vom Heidenheimer Irish Pub zum Heidenheimer Brenzpark-Open-Air

1999 trat ein damals noch ziemlich unbekannter Rea Garvey im „Molly Malone’s“ in Heidenheim auf. 26 Jahre spĂ€ter kehrt er fĂŒr einen Auftritt beim Brenzpark-Open-Air zurĂŒck. Im HZ-Interview spricht er ĂŒber Geldsorgen, StarallĂŒren und Konzert-Hunger.

Bevor er einer Nation beibrachte, dass Super-MĂ€dchen nicht weinen, nur fliegen, trieb sich Rea Garvey vornehmlich in Irish Pubs herum. Einer dieser AusflĂŒge fĂŒhrte den frĂŒheren FrontsĂ€nger von „Reamonn“ bis nach Heidenheim, ins damalige „Molly Malone’s“. 26 Jahre spĂ€ter kehrt Rea Garvey nach Heidenheim zurĂŒck und tauscht Irish Pub gegen Brenzpark-BĂŒhne. FĂŒr seinen Auftritt beim Brenzpark-Open-Air am 31. August hat der SĂ€nger sein neustes Album „Halo“ im GepĂ€ck. Vorher spricht er im Interview ĂŒber Karriere-Tiefpunkte, menschliche Antennen und StarallĂŒren.

Heute spielst Du vor Tausenden, Deine musikalischen AnfĂ€nge waren aber deutlich bescheidener – zum Beispiel 1999, als Du in Heidenheim im Irish Pub „Molly Malone’s“ aufgetreten bist. Kannst Du Dich noch an den Abend erinnern?

Ich habe eine sehr vage Erinnerung von mir selbst im Kopf, mit einer Akustikgitarre in dieser Kneipe. Damals habe ich in ganz vielen kleinen Kneipen gespielt. Das war mein „bread and butter“, damit habe ich meinen Lebensunterhalt verdient. „Molly Malone’s“ sehe ich grade vor meinem geistigen Auge. Das war ein schöner Abend.

„Musik aus Irland mit ReaMonn“ kĂŒndigte die HZ am 10. MĂ€rz 1999 an. Archiv: HZ

Wie war diese Zeit? Wie war es, in diesen Irish Pubs aufzutreten?

Wir hatten als Band einen unglaublichen Hunger nach Live-Auftritten und danach, zu zeigen, was wir können. Vor „Reamonn“ hatte ich noch nie zuvor in einer Band mit so kompetenten Musikern zusammengearbeitet. Bei „Reamonn“ habe ich zum ersten Mal gemerkt: „these boys can definitely play“ – diese Jungs können definitiv spielen. Unser Vertrauen in das, was wir erreichen wollten, war massiv. Wann immer wir in kleinen Pubs aufgetreten sind, haben wir gespielt, als wĂŒrden wir grade vor 40.000 Menschen rocken. So ging das die ersten zwei Bandjahre – bis wir dann irgendwann wirklich vor 40.000 Leuten gespielt haben. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht.

Also ist Selbstvertrauen der SchlĂŒssel zum Erfolg?

Es gib so viele SchlĂŒssel, da ist nicht nur ein Schloss. Der Weg als Musiker ist ein langer und schwerer. Meistens geht es nicht darum, auf großen BĂŒhnen zu stehen, sondern seine Miete zahlen zu können. Ich habe frĂŒher manchmal auf Billard-Tischen schlafen mĂŒssen. Einmal musste ich mich hinter meiner WohnungstĂŒr verstecken, weil mein Vermieter vorbeikam und sein Geld wollte – das ich nicht hatte. Das tut man nicht, wenn Musik nur ein Hobby fĂŒr einen ist. Das tut man nur, wenn man daran glaubt.

Das Dran-Glauben hat sich ausgezahlt: Fast genau ein Jahr nach Deinem Auftritt in Heidenheim kam fĂŒr „Reamonn“ im MĂ€rz 2000 der Durchbruch mit „Supergirl“. Hat sich damals schlagartig alles verĂ€ndert?

Alles hat sich verĂ€ndert. Kurz zuvor konnten wir uns teilweise kaum eine TankfĂŒllung leisten. Und auf einmal ĂŒbernachteten wir in Hotels. Auf einmal konnten wir uns die Mini-Bar leisten. Man muss aber sagen, dass wir im ersten Jahr unseres Erfolges super ĂŒberheblich gewesen sind. Das haben wir anfangs gar nicht gecheckt. Das Rockstarleben war immer mein Traum, aber heute bin ich dankbarer und bescheidener.

Das vermisse ich nicht, das sage ich ganz ehrlich.

Rea Garvey, ĂŒber frĂŒhere Auftritte in Kneipen und Bars

Vermisst Du die kleinen Pubs?

Ich bin gewissermaßen in Bars wie diesen aufgewachsen und ich habe es geliebt, dort zu arbeiten. Aber in Kneipen mit Musik mein Geld zu verdienen, war immer hart. Ich denke dabei an einige der tiefsten Momente meines Lebens. Das vermisse ich nicht, das sage ich ganz ehrlich. Als Band haben spĂ€ter in Clubs gespielt. Dort haben wir zwar auch kein Geld verdient, aber das war egal. Wir waren eine Band, wir waren BrĂŒder.

Als Band, als BrĂŒder, sind „Reamonn“ 2010 schon einmal in Heidenheim beim Brenzpark-Festival aufgetreten. Was ist das Besondere an einem Open-Air-Konzert?

Auf der Open-Air-BĂŒhne kann ich mich entfalten. Dieses Jahr spiele ich sehr gerne und so oft, wie ich kann, draußen, gerade im Sommer. Das ist eine tolle Gelegenheit, die Anspannung herauszunehmen, die Musik zum Mittelpunkt zu machen. Zu lachen. Sich die Hand zu reichen. Menschen in den Arm zu nehmen. Das sehe ich als meine Aufgabe. Und das kann ich am besten tun, wenn ich auf der BĂŒhne stehe.

Der Hunger nach Live-Auftritten – er ist also immer noch da?

Ja, und den verlange ich auch von den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Man kann nicht mit einem 9-to-5-Einstellung auf der BĂŒhne stehen. Man muss die „passion“ spĂŒren können. Mit meiner Live-Band spiele ich schon gut zehn Jahren auf diese Weise zusammen.

Was hast Du fĂŒr Heidenheim im GepĂ€ck?

Wir haben ein paar Wochen im Probenraum verbracht, um die Setlist anzupassen. Wir wollen ja nicht einfach das „Halo“-Tour-Set wiederholen. Festivals sind eher eine Art Gathering – eine Zusammenkunft. Das Album „Halo“ steht aber natĂŒrlich trotzdem im Mittelpunkt. Wir haben schon ein paar Shows gespielt und die Euphorie und der Zusammenhalt sind da.

Ich bin eine Antenne, ich spĂŒre, was das Publikum möchte.

Rea Garvey, ĂŒber Live-Auftritte

Ist so eine Open-Air-Setlist in Stein gemeißelt oder wird da noch nachjustiert?

Wir haben die Setlist nach den ersten paar Shows etwas angepasst. Eigentlich ist der Ort auch wichtiger als das Set, wenn man zum Beispiel weiß, man spielt heute Abend in Heidenheim. Routine ist dabei nicht unbedingt mein Ding. Es geht mehr darum, wie man die Lieder spielt, nicht welche Lieder.

Ab welchem Punkt weißt Du, was ein Heidenheimer Publikum hören möchte?

Diese Energie spĂŒrt man sofort, sogar schon backstage. Sobald wir auf der BĂŒhne stehen, geht’s ab. Auf dieser Tour haben wir uns alles vorgenommen: kleine Shows, große Shows, traditionelle Festivals, neue Festivals. Einfach, um auf der BĂŒhne zu sein. Ich kann mich dort auf mich verlassen. Ich bin eine Antenne, ich spĂŒre, was das Publikum möchte. Und das Publikum ist ein entscheidender Teil der Show. Ich freue mich auf Heidenheim!

Brenzpark-Festival: Drei Tage, drei Konzerte

Das Brenzpark-Open-Air findet dieses Jahr wieder an drei Tagen statt. Den Anfang macht die Musikveranstaltung „SWR1 Pop & Poesie in Concert“ am Freitag, 29. August. Weiter geht es am Samstag, 30. August, mit einem Konzert von „Pur“, ehe am Sonntag, 31. August, Rea Garvey live auftritt.

Karten gibt es im Vorverkauf im Pressehaus in Heidenheim sowie unter hz-ticketshop.de.