Es sind Wochen der Hiobsbotschaften, zumindest was die Wirtschaft angeht. Die Liste der Firmen im Landkreis Heidenheim, die Stellen abbauen wollen oder deren Mitarbeitende gerade nicht genug Arbeit haben, ist lang. Das sind alles keine Nachrichten, die man gerne hört, weil man sich bei jeder neuen unweigerlich fragt: Wohin soll das führen, und hört das irgendwann mal wieder auf?
Die Mitarbeitenden sind dabei in einer Doppelrolle: einerseits sollen sie die Arbeit leisten, andererseits sind sie Kostenfaktoren, in nicht wenigen Firmen sogar der größte. Lohnkosten in Deutschland sind hoch, die Lohnnebenkosten auch, der Mindestlohn schreibt eine Untergrenze vor. Anderswo ist es billiger. Daraus folgen zwei mögliche Konsequenzen: Entweder müssen weniger Menschen dieselbe Arbeit erledigen, damit die Personalkosten sinken, oder die Produktion wandert ins Ausland.

Edelmann will am Standort Heidenheim rund 100 Arbeitsplätze abbauen
Die zweite Lösung wählten Hartmann (Werksschließung in Heidenheim, Produktionsverlagerung nach Polen, 120 Arbeitsplätze), Voith (Produktionsverlagerung bei Voith Hydro nach St. Pölten, 70 Arbeitsplätze) und TDK (300 Arbeitsplätze, Produktionsverlagerung nach Ungarn und China). Auch beim geplanten Abbau von 100 Stellen bei Edelmann ist die Rede von einer teilweisen Verlagerung der Produktion.
Weniger Arbeit gibt es bei Osram in Herbrechtingen, dort sollen 100 Stellen gestrichen werden. Und diese Woche dann der Paukenschlag bei Voith, Heidenheims größtem Arbeitgeber, der konzernweit 2500 Arbeitsplätze abbauen will. Wie hart dies Heidenheim treffen wird, ist noch unklar.

So protestierten 45 Osram-Beschäftigte aus Herbrechtingen gegen den geplanten Stellenabbau
Aus Sontheim/Brenz kommen auch keine guten Nachrichten, der Spannmittelhersteller Röhm ist nicht ausreichend ausgelastet und das schon seit längerer Zeit. Aber auch schon seit längerem versucht man dort, die Zeit zu überbrücken, ohne dass Mitarbeitende gehen müssen. Zuerst gab es Kurzarbeit, jetzt den Tarifvertrag mit Beschäftigungssicherung. Die Hoffnung bleibt, dass sich die Lage verbessert und keine Stellen abgebaut werden müssen.

Röhm Sontheim: So verhindert die Geschäftsführung aktuell den Mitarbeiterabbau
Zumindest in Sontheim scheint man die Mitarbeitenden nicht nur als Kostenfaktor zu sehen, sondern als diejenigen, die den Betrieb am Laufen halten. Als Humankapital, als diejenigen, die das Know-how über die Arbeitsprozesse und Abläufe, die Kontakte zu Kunden, Zulieferern und Dienstleistern haben. Es wäre ein großartiges Zeichen, wenn man bei Röhm die Krise durchsteht und alle an Bord bleiben können.

