Neujahrsempfang DRK Heidenheim

DRK-Präsident Konyen: „Menschlichkeit muss im Mittelpunkt stehen“

Demokratie und Freiheit: Der Neujahrsempfang des DRK-Kreisverbandes Heidenheim war in diesem Jahr stark von den aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt geprägt.

500 ehrenamtliche und hauptamtliche Mitglieder des DRK-Kreisverbandes sowie zahlreiche Fördermitglieder und Ehrengäste versammelten sich am Sonntagvormittag in der Mergelstetter Sport- und Festhalle zum traditionellen Neujahrsempfang des DRK-Kreisverbandes. Dieser Empfang sei eine „wunderbare Gelegenheit“, um das letzte Jahr Revue passieren zu lassen und einen Ausblick auf das Jahr 2024 werfen zu können, sagte Dr. Bernhard Konyen, Präsident des DRK-Kreisverbandes in seiner Begrüßung.

In seiner Rede nannte der Präsident das politische Weltklima „vergiftet“ und ging auch auf die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen ein. Man lasse sich nicht von denen infizieren, die den Staat und die Gesellschaft unaufhörlich schlecht reden und die Demokratie infrage stellen würden, so Konyen: „Die Menschlichkeit muss im Mittelpunkt stehen“, sagte der Präsident. Womit Konyen quasi das Leitmotiv für die Grußworte der Heidenheimer Politprominenz vorgegeben hatte.

„Wenn wir Hilfe brauchen, dann kommt diese Hilfe“

Oberbürgermeister Michael Salomo nutzte die Gelegenheit, um dem Kreisverband für seinen Einsatz zu danken. „Ich war selbst zwei Jahre im Rettungsdienst aktiv und weiß, welche besonderen Aufgaben sie im DRK wahrnehmen“, so Salomo. Organisationen wie das DRK würden einen „unverzichtbaren Beitrag für unser Gemeinwesen leisten“, fügte er an. Dieses Engagement lasse nicht nur ihn, sondern auch ganz viele Menschen im Landkreis nachts ruhig schlafen, weil wir wissen, „wenn wir Hilfe brauchen, dann kommt diese Hilfe“.

Für Dienstleistungen wie den Rettungsdienst, Blutspenden, die ambulante Pflege, die Familienhilfe, den Hausnotruf oder Erste-Hilfe-Kurse müsse man dankbar sein, so Salomo. Denn schaue man sich außerhalb Deutschlands oder Europas um, dann sehe man, wie gut man es hier habe, wie gut unser Gemeinwesen funktioniere, „wie gut die Rädchen ineinandergreifen“. Es gebe zwar Probleme und „hier und da mag es knirschen“, das aber sei in einer so komplexen Gesellschaft, „wie wir sie aufgebaut haben“, völlig normal. Wichtig sei, diese Probleme gemeinsam zu lösen, so der Oberbürgermeister.

Leni Breymaier, SPD-Bundestagsabgeordnete, hatte sich für ihr Grußwort mit dem ebenfalls anwesenden CDU-Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter darüber abgestimmt, wer reden darf, „und ich habe gewonnen“, sagte sie und lachte. Sie wolle sich aber bemühen, „die Mitte zu treffen“, fügte sie an. Breymaier dankte dem DRK für seine Arbeit im vergangenen Jahr und rühmte insbesondere dessen Verlässlichkeit.

„Ohne sie im Hintergrund geht nichts in einer Gemeinschaft“

Martin Grath, Landtagsabgeordneter

Man lebe gerade in einer sehr „herausfordernden Zeit“ und es gebe die Sehnsucht nach „einfachen Lösungen“, so die Bundestagsabgeordnete. Und Parteien, die solche Lösungen versprechen würden, hätten gerade viel Zulauf, ergänzte Breymaier. Die Probleme seien aber komplexer und manchmal müsse man Kompromisse machen. Man müsse im Interesse aller zu einem Ergebnis kommen, sonst funktioniere es nicht. Alle seien in der Verantwortung, diese Demokratie zu stützen und zu unterstützen, sagte die SPD-Politikerin.

„Ohne sie im Hintergrund geht nichts in einer Gemeinschaft“, sagte der Landtagsabgeordnete Martin Grath (Bündnis 90/Grüne) zu den anwesenden DRK-Mitgliedern. Ihm werde immer „Angst und Bange“, wenn er höre, dass Rettungskräfte angegriffen oder behindert würden. Er hoffe, dass man das ausgleichen könne, dafür brauche man aber Zivilcourage, so Grath: „Rettungskräfte müssen geschützt sein.“ Auch Grath ging in seinem Grußwort auf die aktuelle politische Lage ein. Demokratie lebe nur davon, dass man sie gemeinsam für sie kämpfe und ergänzte: „Stellen Sie sich zur Wahl. Gehen Sie wählen.“

Nach drei Jahren ist Schluss: Dr. Bernhard Konyen wird bei der DRK-Kreisversammlung im Juni 2024 nicht erneut für das Amt des Präsidenten kandidieren. René Rosin

Landrat Peter Polta lobte insbesondere die Kompetenz, die man im DRK vorfinde, es sei ein „wesentlicher Teil der Gesundheitsvorsorge im Landkreis“. Vor dem Hintergrund der Novellierung des baden-württembergischen Rettungsdienstgesetzes und der geplanten Absenkung der Zeitspanne bei Rettungseinsätzen auf zwölf Minuten sagte Polta, dass er hoffe, „dass wir das hinbekommen“. Dazu gehöre aber nicht nur der Bau von Rettungswachen wie beispielsweise in Gerstetten und Nattheim, sondern auch eine Bedarfsdeckung beim Fachpersonal. „Das ist wirklich nicht einfach, da müssen wir alle Stellschrauben im Landkreis drehen“.

Auch Polta ließe es sich in seinem Grußwort nicht nehmen, auf die aktuellen politischen Ereignisse in Deutschland einzugehen. Die „rechten Kräfte arbeiten kontinuierlich daran, die Demokratie zu unterwandern. Das ist wirklich kein Spaß“, so der Landrat. Es sei wichtig, sich gegen dieses Phänomen - das nicht nur ein deutsches, sondern auch ein weltweites sei - auszusprechen und für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten, wie das in den vergangenen Tagen Hunderttausende in Deutschland getan hätten. Man sei aufgerufen, Flagge zu zeigen, „Rechtsextremismus und Rassismus dürfen bei uns keinen Platz einnehmen“.

Der Präsident hört auf

Dr. Bernhard Konyen wird bei der DRK-Kreisversammlung am 7. Juni 2024 nicht erneut für das Amt des Präsidenten des DRK-Kreisverbandes kandidieren. Als Grund nannte Konyen familiäre Verpflichtungen. Führungslos wird der Kreisverband dann aber nicht sein, Heidenheims Bürgermeisterin Simone Maiwald wird für das Amt der Präsidentin kandidieren. Konyen war im Sommer 2021 gewählt worden.