Körbe, Bürsten, Keramik

Markt im Brenzpark Heidenheim: Diese Kunsthandwerker kann man dort antreffen

Viele der Marktbeschicker beim Kunsthandwerkermarkt im Brenzpark haben ihr Handwerk als Lehrberuf erlernt und kommen zudem aus Familienbetrieben. Was sie über ihre Arbeit erzählen:

Wer den Heidenheimer Kunsthandwerkermarkt mit seinen 62 Ständen am Samstag oder Sonntag im Brenzpark besuchte, konnte auch einen Ausflug in die Welt des traditionellen Handwerks machen. Einer, der schon sehr lange Alltagsgegenstände von Hand anfertigt, ist der Bürstenmacher Volker Kees aus Münstertal im Südschwarzwald. Der 69-Jährige hat sein Handwerk vom Onkel gelernt, überhaupt werde das Handwerk schon lange in der Familie weitergegeben, erzählt er. Seit 1971 ist Kees mit seinen Bürsten und Besen unterwegs.

Volker Kees fertig seit mehr als 50 Jahren Bürsten und Besen in Handarbeit. Silja Kummer

„Bis in die 1970er-Jahre war es noch üblich, dass die Bürstenmacher im Frühjahr und im Herbst über Land zogen und ihre Waren verkauften“, erinnert er sich. Daraus habe sich der Verkauf auf Märkten entwickelt. Mittlerweile besucht Kees noch 15 bis 20 Märkte pro Jahr, früher seien es deutlich mehr gewesen. Sein Sortiment umfasst beispielsweise Haarbürsten, Kleiderbürsten, Gemüsebürsten, Pilzbürsten, Besen und Feger, alles aus Naturmaterialien – Holz und Tierhaare – gefertigt. Seine Lieblingsstücke? „Das Tollste sind die Staubwedel“, sagt Kees und reicht einen zum Anfassen. Dicht und weich fühlt er sich an, auch bei der Herstellung sei das Material – feinstes Ziegenhaar – angenehm, auch wenn man sehr genau arbeiten müsse.

Deutlich länger haltbar

Die Bürsten und Besen von Volker Kees sind teurer als industrielle Ware aus dem Supermarkt, aber aufgrund der hochwertigen Materialien und der soliden Handarbeit würden sie auch deutlich länger halten, sagt der Bürstenbinder. Er hofft, dass das Handwerk erhalten bleibt, seine beiden Söhne würden es auch beherrschen, erzählt er. Wenn ein Handwerk ausstirbt, geht auch das damit verbundene Wissen verloren: „Natürlich kann man alles aufschreiben. Aber manches lernt man nur durch lange Übung und wenn es einem jemand zeigt“, so Kees.

Uta Heise ist mit ihren Töpferwaren auf dem Kunsthandwerkermarkt vertreten. Schüsseln, Tassen, Teller, Krüge und Vasen fertig sie in ihrer Werkstatt in Langenau. Das Steinzeug wird bei 1280 Grad im Ofen gebrannt und erhält danach durch die Glasur seine Farbe. Die gelernte Töpfermeisterin arbeitet mit verschiedenen Blau- und Weißtönen. Variiert wird mit Form und Dekor, die aktuellen Stücke sind ganz schlicht in weiß und beige gehalten. Auf der Unterseite findet sich eine Spiralform, ihr Markenzeichen.

Töpferin Uta Heise aus Langenau beim Heidenheimer Kunsthandwerkermarkt. Silja Kummer

Seit fast 30 Jahren ist Uta Heise als Töpferin selbstständig, früher in Ulm, jetzt in Langenau. Beim Heidenheimer Kunsthandwerkermarkt war sie schon, als dieser noch auf Schloss Hellenstein stattfand. Viele Kunden, sagt sie, kommen immer wieder und ergänzen oder ersetzen die Stücke, die sie schon haben. „Manche sagen, es schmeckt anders, wenn man aus einer handgetöpferten Tasse trinkt“, erzählt die Töpferin. Das handgefertigte Geschirr steht der Massenware in Robustheit in nichts nach: Es kann in die Spülmaschine und in den Backofen genauso wie in die Mikrowelle.

Familienbetrieb in dritter Generation

Eine weitere Anreise hatte Manuela Grimmer aus Marienberg im Erzgebirge. Auch sie hat ihr Handwerk als Korbmacherin als Ausbildungsberuf gelernt. Ihr Bruder Norbert, der zudem den Meistertitel hat, führt das Geschäft, das er vom Vater übernommen hat, jetzt in dritter Generation. „Es ist eine schöne Arbeit“, sagt die Korbmacherin. Beim Heidenheimer Kunsthandwerkermarkt, bei dem die Grimmers auch schon seit vielen Jahren dabei sind, haben sie Einkaufskörbe, Holzkörbe, Tabletts und Truhen dabei. Manuela Grimmer arbeitet an einem Korb, der ein Loch hat: „Das ist eine Reparatur, kam heute schon rein“, sagt sie. Auch dies ist ein Aspekt des Handwerks, den es bei industrieller Fertigung nicht gibt: Geliebte Stücke können repariert werden und müssen nicht gleich etwas Neuem weichen.

Korbmacherin Manuela Grimmer aus Marienberg beim Heidenheimer Kunsthandwerkermarkt. Silja Kummer

Stephan Lobensteiner aus Prien am Chiemsee organisiert seit 2012 Kunsthandwerker- und Töpfermärkte. Davor war er selbst als Händler vertreten, auch schon beim Kunsthandwerkermarkt auf Schloss Hellenstein. Der gelernte Schreiner fertigte Spielzeug aus Holz, unter anderem Ritterburgen und Kugelbahnen. Heute sorgt er dafür, dass Andere ihre Waren anbieten können. Dabei hat er einen hohen Qualitätsanspruch: „Idealerweise sollten die Marktbeschicker ihr Handwerk gelernt haben und es hauptberuflich ausüben“, sagt er. Ausnahmen gebe es immer, aber die Qualität und das Niveau müssen für ihn stimmen.

Stephan Lobensteiner ist der Veranstalter des Heidenheimer Kunsthandwerkermarkts. Silja Kummer

Neben dem Markt in Heidenheim organisiert Lobensteiner noch zehn weitere, hauptsächlich Keramik- und Töpfermärkte. Dabei werde es auch für den Veranstalter immer schwieriger: „Die Auflagen nehmen immer weiter zu“, beispielsweise aufgrund von Sicherheitsvorschriften. Dabei hat er es in Heidenheim vergleichsweise leicht, der Brenzpark bietet ohnehin ein umzäuntes Gelände ohne Verkehr, auch ein nächtlicher Sicherheitsdienst sei nicht notwendig.

Um die 10.000 Besucher im vergangenen Jahr

Die Besucherzahlen stehen erst nach dem Wochenende offiziell fest, im vergangenen Jahr seien es rund 10.000 gewesen, sagt Veranstalter Stephan Lobinger. Er schätzt den Zulauf ungefähr gleich, der Samstag sei etwas schwächer gewesen, am Sonntag strömten mehr Menschen in den Brenzpark. Neben den Handwerkern gibt es auch kulinarische Angebote und Musik, die die Besucherinnen und Besucher unterhält.

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