Kirchenmusik

Weihnachtsoratorium in der Pauluskirche Heidenheim: Leuchtende Klarheit und himmlische Freude

In der Pauluskirche Heidenheim ließ Bezirkskantor Leonard Hölldampf die ganze Pracht von Bachs Weihnachtsoratoriums entfalten. Dabei überzeugten nicht nur die Solisten gesanglich, sondern auch das Publikum.

„Ich steh an Deiner Krippen hier“ sang auch das Publikum in der vollbesetzten Pauluskirche am Sonntagabend, und am Ende stand es wirklich: Langanhaltenden Applaus im Stehen gab es für Bachs Weihnachtsoratorium, das ja fast schon traditionell von der Heidenheimer Kantorei unter Leitung von Leonard Hölldampf aufgeführt wird.

Für den diesjährigen Auftritt hatte Hölldampf die Kantaten IV bis VI ausgewählt, und natürlich fehlte auch die berühmte erste Kantate nicht: Die Pauken und Trompeten, der Engelschor, das „Jauchzet, frohlocket“, das alles kann ja schon als musikalisches Synonym für Weihnachten gelten. Und auch in dieser Aufführung verfehlte es seine Wirkung nicht: Sogleich entfaltete sich der ganze weihnachtliche Glanz – der Engelsaufforderung konnte damit mühelos Folge geleistet werden.

Und so begab sich das Publikum zu der Zeit, als ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, mit den Protagonisten des berühmten Lukas-Textes nach Bethlehem zusammen mit den himmlischen Heerscharen, erlebten das Fest der Beschneidung Christi und schließlich Herodes und die drei Weisen zum Erscheinungsfest, immer getragen von der Opulenz der Bach-Kantaten, die hier ganz hervorragend zur Geltung kam.

Hoher musikalischer Anspruch

Ambitioniert in jeder Beziehung kann dieses Projekt bezeichnet werden. Da ist vor allem der hohe musikalische Anspruch, den die Virtuosität des Werks stellt, und dazu kommt die Vielzahl der Mitwirkenden. Neben der Heidenheimer Kantorei war auch der Kinderchor an der Pauluskirche mit von der Partie, dazu Orchester und die Solisten Serena Hart (Sopran), Mareike Benz (Alt), Christian Zenker (Tenor), Georg Benz (Bass) und Leonie Wiedmann (Echo-Sopran) – der Altarraum der Pauluskirche war also genauso gut gefüllt wie die Sitzreihen, wo ja das Publikum ebenfalls seinen Sangespart übernahm.

Das alles hatte Leonard Hölldampf bestens im Griff. Unter seiner souveränen Leitung entfalteten die Kantaten ihre ganze Strahlkraft, ließen überschwänglichen Jubel genauso spüren wie herzliche Innigkeit und die drohende Gefahr, die von Herodes ausging. Die Größe der Geschichte und des Werks will groß interpretiert sein, und exakt das wurde von den Ausführungen auch geleistet.

Die Heidenheimer Kantorei, unterstützt vom Kinderchor an der Pauluskirche, bewies sicheres Gespür für Dynamik und vor allem für die hymnisch himmlische Freude, die sie zum Ausdruck brachte. Beim Orchester lag die Pracht und Wucht des Werkes in den besten Händen, und die Solisten überzeugten durchweg mit ihren vollen, souverän geführten Stimmen, deren Brillanz um das Publikum leuchtete wie die Klarheit des Herrn in der Weihnachtsgeschichte. Gelegentlich allerdings hatten sie sich sehr gegen die Wucht des Orchesters zu behaupten, die zuweilen nicht ganz im Verhältnis zu Solostimmen stand.

Tannenbaum, Kerzenglanz und gemeinsamer Gesang

Dem Wohlgefallen an dieser Aufführung tat dies jedoch keinen Abbruch. Das Publikum ließ sich von Anfang bis Ende in den Bann der bekannten Geschichte und der bekannten Komposition ziehen, die doch immer wieder aufs Neue begeistern, gehören sie doch zu Weihnachten dazu wie Tannenbaum und Kerzenglanz. Und wie das Singen, das das Publikum an diesem Abend gleich vollführen durfte. Neben „Ich steh an Deiner Krippen hier“ war es auch Teil der Aufführung bei „Wie soll ich Dich empfangen?“. Und dieser Liedtitel mag vielleicht auch schon ein wenig für das nächstjährige Weihnachtsoratorium gelten, und die Antwort wäre dann: Zahlreich. Und begeistert. Wie im Vorjahr.

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Als nächster Programmpunkt noch im Jahr 2025 steht das Silvesterkonzert an: Ab 22 Uhr präsentieren Leonard Hölldampf an der Orgel und Frederik Brauer an der Posaune festliche Musik zum Jahresausklang.