Raumerfüllende Stimmen, himmlische Harmonien und eine unvergleichbare Energie. Mit mehr als tausend Gästen feierte der Neue Kammerchor im Congress Centrum sein 20-jähriges Bestehen zusammen mit einem Gastchor aus Tshwane, Südafrika.
Der Neue Kammerchor (NKC) war 2005 am Schiller-Gymnasium unter Musiklehrer Thomas Kammel entstanden. Der Zusatz „neu“ sollte damals die Abgrenzung zu bestehenden Schulchören betonen. Der Anspruch war von Beginn an hoch: intensive Proben, internationale Wettbewerbe sowie Konzertreisen. Bei eben jenen Auslandsaufenthalten entstanden Paten- und Freundschaften zu anderen Chören, darunter auch zum Youth Choir der Universität von Pretoria im Jahr 2014. Am Samstagabend feierte der NKC unter dem Motto „Joy to the World“ sein Jubiläum.
Bereits mit dem eröffnenden Titel überwältigte der UP Youth Choir (UPYC) unter der Leitung von Lhente-Mari Pitout das Publikum mit eindrucksvollen Klangvolumen und mitreißender Dynamik. Der südafrikanische Chor präsentierte traditionelle Titel und Gospelmusik mit einem wohlklingenden Zusammenspiel aus klaren Höhen und warmen Tiefen, ergänzt durch Solistinnen von herausragendem Niveau. Gefühlvoll und organisch mischten sich Stimmfarben, während sich die Leidenschaft zur Musik in der beeindruckenden Bühnenpräsenz des UPYC widerspiegelte. Die Gesangsleistung, frei vorgetragen von den 14- bis 18-Jährigen, war gepaart mit lockeren, rhythmischen Bewegungen und unregelmäßigen Ululationen. Die munteren Ausrufe, das Klatschen und Tanzen sowie die strahlenden Gesichter verstärkten das ansteckende Gefühl der Lebensfreude, das der UPYC mit seiner Darbietung auslöste.
Sinnliche Harmonien und andächtige Stimmung
Als ersten gemeinsamen Titel brachten Pitout und Kammel „Dark Night of the Soul“ auf die Bühne. Eine lange Komposition mit großer Entwicklung, die von stimmlicher Resonanz und Präzision im Verbund beider Chöre getragen wurde. Bemerkenswert: Trotz separater Erarbeitung des Stücks und nur weniger gemeinsamer Probenstunden erfüllten sinnliche Harmonien und eine Aura von Ewigkeit den ausverkauften Martin-Hornung-Saal. Danach überließ der Gastchor die Bühne dem NKC, der dank der Teilnahme vieler Alumni so zahlreich wie nie auftrat.
Das ehemalige Chormitglied Michael Benning führte charmant durch den zweiten Teil des Abends, der durch kirchliche und weihnachtliche Lieder von einer andächtigen Stimmung geprägt war. Mit feiner Balance zwischen Spannung und Entspannung schuf der NKC ein akustisches Panorama, das mal sanft, mal kraftvoll wirkte. So entfaltete jedes Lied ein ergreifendes und vollmundiges Klangbild, welches die Stimmen der starken Solistinnen und Solisten komplementierte.
Einblicke in vergangene Reisen
Im Rahmen der Jubiläumsgala gaben einige Sänger in lockeren Erzählungen kleine Einblicke in vergangene Reisen nach Italien, Armenien und Irland, was einige Lacher aus dem Publikum produzierte. Später kam mit einer Jazz-Interpretation von „Jingle Bells“ sogar ein wenig Bewegung in den sonst steifen Heidenheimer Chor. Hinter ihren Notenblättern und eher ernsteren Mienen schien der NKC dressiert auf Leistungsabruf im Vergleich zum schwungvollen, lebendigen UPYC.
Die Verbundenheit und Liebe zur Musik wurde dennoch im finalen Part des Abends wieder deutlich: Die letzten, wieder gemeinsam vorgetragenen Songs zogen fast den gesamten Saal aus ihren Sitzen. Die Veranstaltung endete in tosendem Applaus und während Pitout es verstand, die Wertschätzung des Publikums konsequent auf ihre Sänger zu lenken, versäumte Kammel dies leider nach seiner Verbeugung - eine Szene, die den Chor am eigenen Jubiläum fast zu übergehen schien. Ob die Sache nun große Selbstinszenierung oder kleine Koordinationslücke war, bleibt offen.
Die Jubiläumsgala hinterließ ein begeistertes Strahlen auf den Gesichtern des Publikums. Der Abend war durch den preisgekrönten Gesang der ehemaligen und aktuellen Schüler sowie der talentierten Gäste aus Südafrika ein wahrlich würdiges Spektakel.

