Was ist das Fazit nach sieben Wochen Kulturkiste? Mal ganz knapp zusammengefasst: Das Experiment, fast zwei Monate lang einen Pop-up-Kulturtreffpunkt mitten in der Innenstadt zu betreiben, war sehr erfolgreich. Aber als ehrenamtliches Projekt ist eine solche stationäre Anlaufstelle auf Dauer nicht zu stemmen.
Die mitarbeitenden Ehrenamtlichen vom Kulturbündnis Heidenheim, bei der Abschlussdiskussion am Donnerstagabend vertreten durch Janick Oswald und Philipp Kröner, brauchen jetzt erstmal eine Pause – um sich zu erholen, aber auch, um die Eindrücke der vergangenen sieben Wochen zu sortieren und dann zu planen, wie es weitergehen soll. Dass es weitergeht, steht schon deshalb fest, weil die Kulturstiftung des Bundes das Heidenheimer Kulturbündnis in den kommenden vier Jahren mit insgesamt 240.000 Euro fördert. Mit dem Geld wird eine hauptamtliche Stelle eingerichtet, die die ehrenamtlichen Akteure unterstützen soll. „Wir haben sehr deutlich wahrgenommen, dass es wichtig ist, dort zu unterstützen, wo Kultur unter Druck ist“, sagte Dr. Frauke Wetzel von der Kulturstiftung des Bundes.
Die Stimme der jungen Kultur
Oswald und Kröner fassten für die Abschlussdiskussion zusammen, welche Erkenntnisse aus den Veranstaltungen und Gesprächen in der Kulturkiste erwachsen sind und was sich das Kulturbündnis wünscht. Direkter Ansprechpartner war Oberbürgermeister Michael Salomo, der sich ebenso wie mehrere Stadträtinnen und Stadträte der Diskussion stellte. „Wir verstehen uns als Stimme der jungen Kultur und des Nachtlebens“, sagte Philipp Kröner. Diskussionsrunden in der Kulturkiste drehten sich sowohl um die Gastronomie in der Stadt als auch um den Handel und die Innenstadt im Allgemeinen.

Die Wünsche, die dabei eingesammelt wurden, sind aber sicherlich nicht jugendspezifisch: Es soll darum gehen, Leerstände aktiv zu nutzen, Ehrenamt zu fördern, Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu schaffen durch mehr Begrünung, aber auch „Safe spaces“ sind gewünscht, in denen man sicher ist vor „komischen Begegnungen und Übergriffen“, so Oswald. In Sachen Gastronomie würden viele Inhaber von Cafés oder Kneipen immer wieder an die Grenzen von Öffnungszeiten und Außenbestuhlung stoßen, ergänzte der Künstler Rainer Jooß.
OB befürchtet Forderungen
Oberbürgermeister Michael Salomo bekannte, dass er der Kulturkiste anfangs zwiegespalten gegenüberstand, „weil ich befürchtet habe, dass aus dem Projekt ein Anforderungskatalog entsteht.“ So funktioniere Stadtleben aber nicht: Er erlebe häufig, dass Leute Ideen entwickeln und die Stadt diese dann umsetzen solle. „Jede Generation braucht ein von sich selbst getragenes Projekt“, sagte der OB.
Bezüglich der Innenstadt betonte Salomo, dass eine Verwaltung Vorschriften nicht ignorieren könne und Schutzgüter gegeneinander abwägen müsse. „In der Aalener Innenstadt, die immer als Vergleich herangezogen wird, sind Büroräume in den oberen Stockwerken der Gebäude“, so der Oberbürgermeister. Deshalb würde sich dort niemand über die Gastronomie beschweren.
Während Stadtrat Ralf Willuth (Freie Wähler) auf die vielen städtischen Kulturveranstaltungen beispielsweise im Lokschuppen, die Konzerte im Brenzpark und den Treff 9 als Jugendhaus und Veranstaltungsraum hinwies und Tanja Weiße (SPD) das Bürgerhaus in der Hinteren Gasse ins Spiel brachte, hielt Anamari Filipovic (Grüne) dagegen: „Wir fördern eine andere Art von Kultur sehr massiv, aber trotzdem gibt es auch eine Art von Kultur, die in den letzten Jahren weggefallen ist.“
Netzwerke geschaffen
Janick Oswald und Philipp Kröner versuchten zu beschreiben, wie aus dem Kulturbündnis und dem monatlichen Kulturstammtisch auch ein Freundeskreis und eine Szene entstanden seien: „Wir haben ganz viel Netzwerk geschaffen“, so Janick Oswald. Wie genau es jetzt weitergehen soll und was man sich von der Stadt erwarte, darauf hat das Kulturbündnis noch gar keine fertigen Antworten. Frauke Wetzel betonte die Offenheit, mit der auch die Kulturstiftung an das „Lokal-Programm für Kultur und Engagement“ herangeht, innerhalb dessen die Heidenheimer Initiative gefördert wird. „Mit Kunst und Kultur zu arbeiten kann sehr frei machen, das schafft Freiräume“; so Wetzel. Es gebe auch Gründe dafür, warum man dafür keine kommunale Co-Finanzierung brauche.
Der Abschluss wird gefeiert
Das Ende der Kulturkiste an der Ecke Karlstraße/Olgastraße in den Räumen der Heidenheimer Volksbank wird am Samstag, 2. August, ab 11 Uhr gefeiert. Gleichzeitig geht es aber auch um den Neuanfang mithilfe des Bundesförderprogramms „Lokal“. Daraus will das Kulturbündnis Heidenheim in den kommenden vier Jahren eine hauptamtliche Stelle zur Entwicklung und Umsetzung von Kulturprojekten aufbauen. Bei der Abschlussveranstaltung sprechen Oberbürgermeister Michael Salomo, Vertreter der Heidenheimer Volksbank und Dr. Frauke Wetzel, Projektleiterin des Lokal-Programms der Kulturstiftung des Bundes. Ab 14 Uhr gibt es Musik mit DJs.