Konzert

Klaus Wagenleiter und die Vielfalt des Jazz in der alten DHBW Heidenheim

Das Klaus Wagenleiter Trio begeisterte sein Publikum bei einem Konzert in Heidenheim. Was dabei geboten war.

Dass sich ein renommierter Jazzpianist nach 30 Jahren Tätigkeit in der SWR-Big Band, nach Tourneen mit internationalen Größen wie Bill Ramsey, Udo Jürgens oder Mario Adorf und nach auf mehr als 130 Tonträgern eingespielten Titeln die Ehre auf einer kleinen Heidenheimer Bühne gibt, klingt beinahe schon fabulös. Wie ist es also Jazz Heidenheim e.V. gelungen, Klaus Wagenleiter für ein Konzert in der alten DHBW Heidenheim zu gewinnen? Die Antwort liegt auf der Hand und Klaus Wagenleiter gab sie am Freitagabend gleich selbst: als Heidenheimer sollte man sich dann und wann auch mal wieder in Heidenheim blicken lassen!

Genau das tat Klaus Wagenleiter, und zwar nicht alleine, sondern gemeinsam mit dem Bassisten Sebastian Schuster und Michael Kersting am Schlagzeug in Form des Klaus-Wagenleiter-Trios und ergänzt durch die unverwechselbare Stimme von Sandie Wollasch.

Das zum Heimspiel mitgebrachte Programm zog sich quer durch die unterschiedlichsten Jazz-Stile, wartete sowohl mit eigenen Arrangements, als auch mit Kompositionen von Klaus Wagenleiter und Sandie Wollasch auf, und war ebenso vielseitig wie der Jazz selbst. Ob im Instrumental-Trio oder mit Gesang, ob als „Wagenleiter-Wollasch-Duett“ oder als Solo-Klavier - in jeder Formation konnten die vier Musiker eine staunenswerte Performance abliefern. Dass die allesamt aus dem Ländle stammenden Jazzer nicht erst seit gestern mit sprühender Leidenschaft gemeinsam Musik machen, war dabei schnell spürbar und der Funke sprang spätestens nach den ersten zehn gespielten Takten über. Schmissiger Ragtime wechselte zu gefühlsbetonten Swingballaden, die humorvolle Verarbeitung eines Grundschul-Blockflöten-Traumas versus verträumt swingendem Fernweh, groovende Rhythmen und nachdenkenswerte Songtexte.

Unterschiedlichste Jazz-Varianten

Während der Titel „Unruhe“ einer ganz entspannt daherkommenden, warteschleifentauglichen Komposition (Claire Fischer) eher unergründlich schien, konnten sich die Jazz-Liebhaber aus dem fast familiären Rahmen mit „ Der Teufelsgeiger“ blitzschnell in die Carnegie-Hall entführen lassen. Sicher einer der Höhepunkte des Abends. Zunächst geheimnisvoll beginnend und in rotes Licht getaucht, konnte Wollasch in einem mitreißenden Swing die große Bandbreite ihrer gesanglichen Fähigkeiten demonstrieren. Zu Recht wurde sie hier gemeinsam mit dem Klaus-Wagenleiter-Trio vom kräftigen Beifall des Heidenheimer Publikums regelrecht überfallen, noch bevor die letzten Akkorde gespielt waren! Doch nicht nur Wollasch, sondern auch die drei Instrumentalisten beeindruckten über den ganzen Abend hinweg durch eine stets von mitreißender Spielfreude begleiteten hochklassigen Darbietung und imponierenden solistischen Einsätzen.

Besonders viel Freude bereitete auch Wagenleiters Ausflug in die Harmonielehre, der sich sein Arrangement des bekannten Liedes „Bald gras ich am Neckar“ - und zwar aus seiner begründeten Ansicht heraus viel passender in Moll – anschloss. Die angekündigte Gelegenheit zum Tanzen bei der folgenden temperamentvollen brasilianischen Komposition konnte das Publikum wohl mangels Platz im aus allen Nähten berstenden Zuschauerraum nicht wahrnehmen. Dass dies dem Konzerterlebnis jedoch keinen Abbruch tat, bekundeten die Gäste des Klaus-Wagenleiter-Trios mit kräftigem Applaus und machten sich nach zwei wunderbar smoothen Zugaben sicher ganz „beswingt“ auf den Nachhauseweg.