Jahresfest am 28. September

Kinderwerk Lima: Von Heidenheim Hilfe für tausende Kinder in Peru, Paraguay und Burundi

Das Kinderwerk Lima lädt am Sonntag, 28. September, zum Jahresfest in die Turn- und Festhalle Mergelstetten ein. Unter dem Motto „Voll Glauben“ berichten Mitarbeitende von den Projekten in Peru, Paraguay und Burundi.

Kaum Zugang zu Bildung, Teenagermütter, armes Umfeld: Im Vorfeld des Jahresfestes des Kinderwerks Lima sprachen Missionsleiter Gustavo Victoria sowie Jürgen Burstl, Leiter Kommunikation, über die aktuellen Herausforderungen der Arbeit in den drei armen Ländern, in denen das Missionswerk Kindern Chancen eröffnet. Hauptgäste in Mergelstetten sind in diesem Jahr drei Lehrer aus Lima – zwei von ihnen ehemalige Schüler des Kinderwerks – sowie zwei Jugendliche und Schüler, die ihre Erfahrungen schildern, aber bei Tanzworkshops Lebensfreude vermitteln wollen.

Victoria selbst stammt aus Argentinien. Als Spanisch-Muttersprachler hört er in Gesprächen auch die Zwischentöne, „das, was nicht gesagt wurde“, wie er selbst beschreibt – ein Vorteil, um das Vertrauen der Menschen vor Ort zu gewinnen. Zweimal im Jahr bereist er die Länder, spricht mit den Menschen vor Ort und macht sich ein Bild von der Arbeit des Hilfswerks.

Burundi: Schule trotz Hunger

Im Burundi in Ostafrika liegt laut Welthungerindex auf dem letzten Platz. „Es ist das Armenhaus der Welt", sagt Jürgen Burstl, weshalb offensichtlich ist, weshalb Hilfe dort dringend nötig ist. Rund 500 Kinder werden dort vom Kinderwerk betreut vom Kindergarten bis zur Berufsschule, denn erst so wachsen für die Perspektiven. „Was dabei sein muss ist Essen für Kinder, denn kein Kind kann lernen, wenn es nicht gefrühstückt hat“, sagt Victoria. Gerade die Kinderspeisungen gehören beim Kinderwerk von Anfang an zu den Grundlagen der Hilfe in allen Ländern. Neben Hunger erschwert die Infrastruktur den Unterricht. Viele Kinder wohnen weit entfernt, der Weg zur Schule ist gefährlich. „Herausforderung ist die schwierige Infrastruktur, damit die Kinder überhaupt einen Ort zum Lernen haben.“ Deshalb plant das Kinderwerk nun, kleine Satellitenschulen zu schaffen, mit einem Ort zum Lernen und einer Lehrkraft. Finanziert wird das – wie alle Kinderwerksprojekte – über Spenden.

Allein eine halbe Million Euro fließen vom Kinderwerk jährlich nach Burundi, sagt Jürgen Burstl. „Alles ist spendenfinanziert von Menschen, die Vertrauen in uns haben und wissen, wofür ihr Geld verwendet wird.“ Das meiste seien Privatspenden, rund 20 Prozent käme vom Tochterverein aus der Schweiz.

Paraguay: Werte als Fundament

In Paraguay arbeitet das Kinderwerk an mehreren Johannes-Gutenberg-Schulen mit. Sie prägen ganze Regionen, steigern das Bildungsniveau und senken Kriminalität. „Die Schulbildung an sich verändert schon das Leben, aber was ganz entscheidend ist, sind die christlichen Werte, die wir dazu noch vermitteln“, betont Victoria.

Ein Mödchen macht in einer Schulwerkstatt in Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, eine Elektrotechnik-Ausbildung mit Hilfe des Heidenheimer Kinderwerks Lima. Kinderwerk Lima

Arbeitgeber schätzen die Absolventen: „Wer von uns kommt, bekommt zu 100 Prozent einen Job.“ Auch Berufsausbildungen – vom SAP-Kurs bis zum Elektriker – gehören zum Angebot. Die Nachfrage wächst stark: „Wir kommen kaum hinterher, neue Schulen zu bauen.“ Das Besondere in Paraguay ist, dass das Kinderwerk hier mit den Deutschmennoniten vor Ort zusammen arbeitet.

Peru: Hilfe für Teenagermütter

In Lima hat das Kinderwerk die Wurzeln aller Arbeit, die seit mehr als 56 Jahren geleitet wird. „Hier ist die Herausforderung das Umfeld. Die Schule in Lima liegt in einem Viertel mit viel Armut und Kriminalität“, berichtet Victoria. Neben Unterricht, Berufsausbildung und täglicher Essensversorgung für tausende Kinder steht Sozialarbeit im Fokus.

Missionsleiter Gustavo Victoria besucht eine der minderjährigen Mütter, um die sich das Kinderwerk Lima kümmert. Kinderwerk Lima

Besonders das neue Projekt für Teenagermütter ist wichtig: „Da kommt eine 13-Jährige vorbei zur Schulspeisung – und hat noch ein Baby dabei.“ In Lima gibt es rund 3800 Teenagermütter, 330 von ihnen werden aktuell betreut. Damit die Mädchen ihre Schule beenden können, übernimmt das Kinderwerk die Kinderbetreuung und sorgt für medizinische Begleitung.

Finanzierung und Hilfen

Die Projekte des Kinderwerks werden finanziert vor allem durch Einzelspenden, Patenschaften und zweckgebundene Hilfen. Und immer steht Nachhaltigkeit im Vordergrund – in Burundi etwa durch die „Ziegenvergabe“. Familien erhalten eine Ziege als Leihgabe, dürfen die Milch verwenden und auch deren ersten Nachwuchs behalten, während das Muttertier dem Kinderwerk gehört und nicht verkauft und geschlachtet werden darf. So entsteht ein Kreislauf, der ganze Dörfer unterstützt.

Besonders wichtig sind Patenschaften: Mit 50 Euro im Monat können Spender einem Kind den gesamten Bildungsweg bis hin zur Berufsausbildung ermöglichen. Für 30 Euro im Monat können fünf Kinder einen Monat lang mit Frühstück versorgt werden. „Es geht nicht um einen Sonntagsglauben, sondern darum, im Alltag Halt zu geben“, sagt Victoria.

Das ist beim Jahresfest des Kinderwerks Lima in Mergelstetten geboten

Das Jahresfest des Kinderwerks Lima beginnt um 10 Uhr mit dem Gottesdienst „Voll:Glaube“ und der Predigt von Prof. Dr. Hartmut Schmid von der Internationalen Hochschule Liebenzell. Parallel startet erstmals das Kinderprogramm im Rahmen des Jungschartags des Evangelischen Jugendwerks mit einer großen Zirkusshow, Workshops und Tuchakrobatik mit dem Himmelsheld-Team. Zudem berichten die Gäste aus Peru von ihren Erfahrungen.

Um 12 Uhr folgt die Mittagspause mit verschiedenen Essensständen. Ab 13 Uhr startet das Mittagsprogramm: Besucher können an einer Führung im Missionshaus teilnehmen, Reiseerfahrungen von Missionsleiter Gustavo Victoria hören, ein Interview mit Pastor Roberto Torres aus Lima verfolgen oder am Tanzkurs mit den peruanischen Gästen teilnehmen.

Zwischen 13.50 und 14.30 Uhr stehen Lebenszeugnisse der Gäste sowie eine Lobpreis- und Gebetssession auf dem Programm. Während des Mittagsprogramms sind durchgehend Infostände zu Patenschaften und Projekten, ein Fotoshooting für Paten, ein Senioren-Kaffeetreff, eine Barista-Bar und ein Basar geöffnet.

Das Fest endet um 14.45 Uhr mit dem „Wort auf den Weg“ von Gustavo Victoria, voraussichtliches Ende gegen 15.30 Uhr.

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