Konzert

Karoline-Weidt-Quartett bei Jazz Heidenheim: eine feine elegante Stimme

Das Quartett von Karoline Weidt war beim Verein Jazz Heidenheim in der alten DH zu Gast. Das Publikum ließ sich begeistern.

Gleich zwei Zugaben zum Ende des Konzerts und viel, viel Beifall von einem begeisterten Publikum: Karoline Weidt kam, sang und siegte in Heidenheim. Einen besseren Start in die Herbst/Winter Saison hätte sich der Verein Jazz Heidenheim nicht wünschen können: Alle Stühle in der Cafeteria der Alten DHBW waren besetzt und viele neue Gesichter im Publikum. Dieses Publikum hatte sich aber auch etwas erwartet von diesem Abend. Denn gerade mal 30 Jahre alt, gilt Karoline Weidt schon als Größe im Jazz-Gesang. Viel Aufmerksamkeit in der Jazz-Öffentlichen hat ihr die Verleihung des BMW Young Artist Jazz Awards im Jahr 2023 gebracht.

Karoline Weidt steht aber nicht allein auf der Bühne. Sie wurde in Heidenheim begleitet und getragen von Musikerinnen und Musikern, die ihre Stimme mit Präzision zu fassen verstehen und sie erst richtig funkeln lassen. Dazu trug Caris Hermes am Bass bei, die das wuchtige Instrument leicht, aber packend spielte, dazu gehörte Paul Immel am Schlagzeug, der ganz unaufdringlich den Rhythmus schweben ließ und dann war da Mikolaj Suchanek am Flügel, der Weidts komplexe Melodien harmonisch rahmte.

Keine Diva

Weidt ist keine theatralische Diva, die alle Aufmerksamkeit für sich einfordert. Bei Jazz Heidenheim schmuggelte sich eher nach vorne ins Rampenlicht. Mit leichten Bewegungen der Arme untermalte sie gestisch ihr Singen. Auch wenn Weidt zweimal das Publikum aufforderte, den Refrain mitzusingen, so sind ihre Kompositionen bei weitem keine „Ohrwürmer“. Ihre Lieder haben komplexe Strukturen mit Harmonie- und Rhythmuswechseln, die zwar nicht aus der Bahn werfen, deren Spuren aber aufmerksam gefolgt sein will.

Karolin Weidt will mit ihrer Stimme auch nicht überwältigen. Was sie auszeichnet, ist Eleganz. Ihr klare, feine Stimme gleitet über die Skalen, taucht in Tiefen und schwingt sich in Höhen mit traumwandlerischer Sicherheit. Ihr Atem scheint ohne Ende zu sein. Das Elegische ist ihr nahe – zum Komponieren reist sie nach Norwegen –, aber wenn die Band auf Latin Sound umstellt, dann geht Weidt auch bei den schnellen Takten voran. „Wir sind beim Jazz“: Das ist für die Brandenburgerin, die in Dresden Gesangspädagogik und Jazzgesang studiert hat und nun in München den Süden erkundet, schon ein echtes Glaubensbekenntnis.

Jazz goes Pop

Den Musical-Song von Kurt Weill, „Speak Low“, sang sie aber gern und sehr, sehr gut. Ob sie für die musikalische Interpretation einer Dystopie die richtige Klangfarbe findet, bleibt ihrer Einschätzung überlassen. Versucht hat es Karoline Weidt jedenfalls. Ansonsten aber glich der Abend einem freundlichen Lächeln. Und dieses zeigten auch alle Mitwirkenden im Quartett gerne und häufig. „Return“ lautete ein Titel von Karolin Weidt. Aus Heidenheimer Sicht sehr gerne. Jazz goes Pop, diese stilistische Verbindung ist sicher auch eine Tendenz des Karoline-Weidt-Quartetts. Die nächsten Konzerte von Jazz Heidenheim folgen in Teilen auch diesem Zug der Zeit.