Als ich in der HZ vom 26. Juni den Artikel „Von Schülern gestresst“ gelesen habe, habe ich mich an meine eigenen Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz erinnert. Mit meinem 17-jährigen Enkel habe ich in den letzten Wochen öfters auf die „Zentrale Klassenarbeit in Physik“ gelernt, die am Ende des Schuljahres fällig ist. Als wir einmal mit einer Aufgabe Probleme hatten, hat er die „KI“ befragt. Das geht ganz einfach: Man fotografiert mit dem Handy die Aufgabenstellung und lässt dann die KI laufen. Nach einigen Sekunden war das Ergebnis auch schon da (ob es dasselbe war wie unseres, weiß ich nicht mehr).
Irgendwie hat mich aber doch Entsetzen erfasst – Hausaufgaben kann man sich ja nun sparen. Gute Schüler werden sich natürlich trotzdem über die richtige Lösung ihre eigenen Gedanken machen und das Ergebnis der KI eher als „Lösungsvorschlag“ betrachten. Wie sieht es aber bei denen aus, die mit den Hausaufgaben möglichst bald fertig sein wollen? Wie sieht es bei Prüfungen aus, wo man auf dem WC ein Handy deponieren kann? Da bin ich dann doch froh, dass ich schon seit 18 Jahren im Ruhestand bin.
Allerdings erinnere ich mich, dass in meinen ersten Dienstjahren die Taschenrechner eingeführt wurden – der Rechenschieber hatte ausgedient. Viele Kollegen haben damals auch üble Prognosen vom Stapel gelassen. Heute wird der Taschenrechner – außer in den unteren Klassen – ganz selbstverständlich genutzt. Ob er an den mathematischen Fähigkeiten der Bevölkerung viel geändert hat – ich weiß es nicht!
Von der KI wird zurzeit viel geredet, die meisten Leute werden aber auf die Mobilisierung ihres eigenen Verstandes nicht verzichten wollen – hoffe ich jedenfalls!
Günter Roth, Heidenheim