Mit Unverständnis habe ich den Artikel zur geplanten Umwandlung der Grabenstraße in eine Fußgängerzone gelesen. Schon heute wirkt unsere Innenstadt vielerorts wie ein Auslaufmodell: Fachgeschäfte schließen, Leerstände nehmen zu, und immer weniger Menschen kommen freiwillig zum Einkaufen oder Verweilen nach Heidenheim. Trotz dieser offensichtlichen Entwicklung stimmen unsere Volksvertreter für eine weitere Verkehrsberuhigung und schränken die Erreichbarkeit der Innenstadt weiter ein. Gleichzeitig wird mit der Gastronomiekette Extrablatt ein Projekt im Elmar-Doch-Haus angekündigt. Ohne ausreichende und nahe Parkmöglichkeiten ist diese Gastronomie jedoch bereits vor der Eröffnung massiv benachteiligt. Wer glaubt ernsthaft, dass eine große Kette in einer zunehmend autofernen Innenstadt zum Erfolg wird? Diese Entscheidung wirkt widersprüchlich und wenig durchdacht.
Man gewinnt den Eindruck, dass hier gegen die Interessen der Bürger, des Einzelhandels und sogar der eigenen Stadtentwicklungspolitik entschieden wird. Wem spielt man damit eigentlich in die Karten? Sicher nicht den inhabergeführten Geschäften, die seit Jahren ums Überleben kämpfen. Was Heidenheim dringend braucht, ist kein weiteres Symbolprojekt, sondern ein realistisches Gesamtkonzept. Dazu gehören gut erreichbare Parkmöglichkeiten, kurze Wege, flexible Verkehrsregelungen sowie eine aktive Unterstützung des lokalen Handels. Leerstände sollten endlich sinnvoll genutzt werden, etwa für Pop-up-Stores, regionale Anbieter oder kreative Konzepte.
Ein weiterer zentraler Baustein wäre ein fester Ort in der Innenstadt, an dem sich Vereine regelmäßig präsentieren können. Vereine bringen Menschen, Leben und Identifikation in die Stadt. Wer das Vereinsleben sichtbar macht, sorgt automatisch für Frequenz in den Geschäften und der Gastronomie. Eine zweite Fußgängerzone allein wird die Innenstadt nicht retten, sie könnte ihr im Gegenteil den letzten Rest an Lebendigkeit nehmen. Es wäre höchste Zeit, dass die Verantwortlichen ihre Strategie überdenken und den Mut aufbringen, neue Wege zu gehen, bevor Heidenheims Innenstadt endgültig weiter ausblutet.
Ute Ludwig, Heidenheim
