Kommentar von Michael Brendel

Heidenheimer Innenstadttunnel: Verzicht auf Machbarkeitsstudie wäre fahrlässig

Ob Heidenheim irgendwann einen Innenstadttunnel bekommt, steht in den Sternen. Eine Machbarkeitsstudie ist dennoch sinnvoll, um nicht mehr zu korrigierenden Versäumnissen vorzubeugen. Ein Kommentar von Michael Brendel.

Vieles wäre einfacher, ließen sich Probleme aus der Welt schaffen, indem man sie in ein Loch wirft und mit Erde bedeckt. Aber Unliebsames einfach zu vergraben, ist meist keine nachhaltige Lösung. Das gilt auch für den massiven Durchgangsverkehr, den viele gerne aus der Heidenheimer Innenstadt verbannt sähen. Schließlich müssten die Fahrzeuge die unterirdische Röhre, in die sie zuvor geführt würden, nach ein paar hundert Metern Strecke wieder verlassen.

Aber bestimmt ließe sich das simple Ausgraben-Reinwerfen-Zuschütten-Modell modifizieren. Mit einem intelligenten Verlauf des Tunnels beispielsweise, möglichst harmonisch in die Umgebung eingepassten Ein- und Ausfahrten, einem durchdachten Wegenetz obendrauf und drumherum, städtebaulichem Mehrwert und vielem mehr. Schon diese kurze Aufzählung macht deutlich: So etwas funktioniert nur, wenn Geld zur Verfügung steht. Sehr viel Geld. Komme es vom Bund, vom Land, oder aus der eigenen Kasse.

Das Argument, das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für die Infrastruktur rausche sowieso ungebremst an Heidenheim vorbei, greift zu kurz. Denn das jetzt diskutierte Vorhaben kann aufgrund des zeitlichen Vorlaufs ohnehin nicht aus diesem Topf bedient werden. Wer aber hätte vor einem guten halben Jahr zu unken gewagt, eine solche Summe werde überhaupt einmal zur Verfügung stehen? Und wer weiß, was die Zukunft noch so alles bringen mag? Vielleicht sind die Vorhaben, die auf der Prioritätenliste heute weit vor einem Heidenheimer Tunnel rangieren, ja irgendwann abgearbeitet. Und dann wäre es verwerflich, vor Ort die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben und allein deshalb nicht zum Zug zu kommen.

Möglicherweise stellt sich auch heraus, dass es sich die Stadt angesichts ihrer dauerhaft klammen Finanzlage niemals wird leisten können, die einen Tunnel begleitenden Maßnahmen zu schultern. Dann müsste nicht mehr im Konjunktiv fabuliert werden, weil als Diskussionsgrundlage Fakten auf dem Tisch lägen. Genau aus diesem Grund ist die Entscheidung des Gemeinderats richtig, eine Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen. Denn sie verhindert, dass sich zu einem späteren Zeitpunkt jemand vorwerfen lassen muss, etwas versäumt zu haben – wie auch immer das Ergebnis der Untersuchung lautet.

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