Der Ausbildungsmarkt im Landkreis Heidenheim zeigt sich in diesem Jahr robuster als im Rest der Region. Das wurde am Freitag beim gemeinsamen Pressegespräch von Agentur für Arbeit Aalen, IHK Ostwürttemberg und Handwerkskammer Ulm deutlich. Während der Ostalbkreis teils deutliche Einbrüche hinnehmen muss, fällt das Minus in Heidenheim moderat aus – und das Handwerk meldet sogar kräftige Zuwächse.
„Mehr junge Menschen suchen über die Berufsberatung eine Ausbildungsstelle, genau 34 mehr“, sagte Stefan Schubert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aalen. Die Bewerberzahlen seien stabil, das Angebot bleibe hoch: 3828 gemeldete Ausbildungsstellen bedeuteten zwar einen leichten Rückgang (4142 Stellen im Vorjahr), aber weiterhin sei es ein „hohes Niveau“. Rechnerisch gebe es 1,5 Stellen pro Bewerber. „Man kann weiterhin vom Bewerbermarkt sprechen.“ 33 Jugendliche seien aktuell unversorgt, gleichzeitig stünden 616 unbesetzte Stellen im Raum. Die Gründe lägen häufig in der „Passgenauigkeit“.
Wir fallen insgesamt unter das Corona-Tief. Das ist schon ein Ausrufezeichen.
Sirko Nell, IHK Ostwürttemberg
Schuberts Fazit fällt positiv aus: „Trotz des konjunkturellen Drucks, den wir seit drei Jahren spüren, verhält sich der Ausbildungsmarkt stabil mit hoher Zahl an Ausbildungsstellen. Ich kann eine positive Bilanz ziehen.“
IHK: Ostalb tief im Minus – Heidenheim hält sich besser
Sirko Nell, Bereichsleiter Bildung der IHK Ostwürttemberg, sprach von einer deutlich schwierigeren Lage im IHK-Bereich: „Wir haben ein Minus von zwölf Prozent in der Region Ostwürttemberg und fallen insgesamt unter das Corona-Tief. Das ist schon ein Ausrufezeichen.“
Doch mitten in diesem Rückgang sticht Heidenheim heraus. Hier sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge lediglich von 425 auf 400 – ein Rückgang von 5,9 Prozent. Der Ostalbkreis dagegen verzeichnet ein Minus von 13,9 Prozent. „Das lässt sich erklären, dass das größere Tief beim gewerblich-technischen Beruf zu sehen ist“, sagte Nell. Und der schlage im Ostalbkreis stärker zu Buche.
Auffällig bleibt, dass ausgerechnet Banken, einst fast überrannt von den Jugendlichen, Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Nell dazu: „Filialen wurden dichtgemacht, das überstrahlt den vielleicht spannenden Beruf und es entsteht der Eindruck von fehlenden Zukunftsperspektiven.“
Handwerk: Heidenheim mit starkem Plus
Für das Handwerk präsentiert sich die Lage freundlicher – vor allem im Landkreis Heidenheim. „Wir haben einen historischen Höchststand“, sagte Dr. Stefan Rössler, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, mit Blick auf das gesamte Kammergebiet und 2811 neue Ausbildungsverhältnisse.
In Ostwürttemberg drifteten die Landkreise auseinander: Der Ostalbkreis verliere bei den neu abgeschlossenen Lehrverträgen leicht um ein Prozent, Heidenheim dagegen legt stark zu, nämlich um 16,75 Prozent. Die Zahl der Neuverträge steigt hier von 203 auf 237. „Das Handwerk gewinnt an Attraktivität“, betonte Rössler, das sehe man auch am steigenden Abiturientenanteil, der im Landkreis Heidenheim mittlerweile bei knapp 16 Prozent liegt.
Elekro- und Metallberufe boomen
Die Schwankungen der Ausbildungszahlen in den einzelnen Jahren hängen stark mit der Betriebsgröße zusammen, erläutert Dominik Maier, zuständig für Nachwuchswerbung: „Viele kleinere Betriebe bilden nicht jedes Jahr aus.“
Besonders gefragt sind Elektro- und Metallberufe, aber auch Bau- und kaufmännische Berufe im Handwerk legen zu. Rössler: „Beim Bau haben wir 2,6 Prozent steigende Ausbildungszahlen, auch kaufmännische Berufe wie Kaufmann für Büromanagement steigen um 16 Prozent. Selbst Nahrungsberufe wie Bäcker oder Metzger zeigen nach Corona wieder positive Trends.“
Für Studienabbrecher und Kurzentschlossene gebe es weiterhin Chancen: „Knapp 500 Lehrstellen sind im gesamten Kammergebiet noch frei – wer noch jetzt einsteigen möchte, kann das eigentlich fast immer tun.“
Agenturchef Schubert: Blick nach vorne
Trotz der insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Region zeigten sich die Vertreter zuversichtlich. „Es gibt aktuell kein Berufsbild, von dem man abraten müsste“, sagte Agenturchef Schubert. Berufe veränderten sich, und Anpassungsfähigkeit sei wichtiger denn je. Sein Fazit fiel positiv aus: Der Markt bleibe stabil, und die Chancen für Jugendliche seien weiterhin gut.
Messe rund um die Ausbildung
Wer eine Ausbildungsstelle, einen Praktikumsplatz zur Berufsorientierung oder einen Studienplatz sucht, für den ist am Samstag, 15. November, von 9.30 bis 14.30 Uhr die Ausbildungs- und Studienmesse im Heidenheimer Congress-Centrum auf dem Schlossberg eine gute Anlaufstelle. Die Messe ist keine reine Stellenbörse, in erster Linie handelt es sich um eine Veranstaltung zur Berufsorientierung. Rund 130 Aussteller informieren über Berufe und Studienangebote. Verschiedene Vorträge der Hochschulen sowie der Berufsberatung finden begleitend statt.