Hoher Energieverbrauch

Großer Sanierungsstau bei Wohngebäuden im Landkreis Heidenheim

Wohngebäude im Landkreis Heidenheim liegen beim Energieverbrauch über dem Bundesdurchschnitt. Warum das so ist und was dagegen helfen kann:

Viele Häuser im Kreis Heidenheim brauchen bald viele Handwerker: Die Wohngebäude sind enorm in die Jahre gekommen. Von den insgesamt rund 62.500 Wohnungen im Landkreis Heidenheim sind 62 Prozent schon 45 Jahre oder älter: Rund 38.800 Wohnungen in Altbauten sind damit mehr oder weniger „reif für eine Sanierung“. Das geht einer Pressemitteilung Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) zufolge aus der aktuellen Analyse zum regionalen Wohnungsbestand hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat.

Ein wichtiger Punkt bei dem „Gebäude-Check“: der Energieverbrauch. „Je mehr Geld Bewohner fürs Heizen und für warmes Wasser ausgeben müssen, desto höher ist der Druck, das Haus energetisch zu sanieren“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Im Fokus der Untersuchung steht deshalb auch die durchschnittlich verbrauchte Energie pro Quadratmeter Wohnfläche im Kreis Heidenheim.

Energieverbrauch über dem Bundesdurchschnitt

„Dabei herausgekommen ist, dass die Wohngebäude im Landkreis Heidenheim beim Energieverbrauch 3,1 Prozent pro Quadratmeter über dem bundesweiten Durchschnitt liegen“, so Matthias Günther. Dazu habe das Pestel-Institut in seiner Datenanalyse die Struktur der Wohngebäude mit dem Bundesdurchschnitt verglichen. Wichtig sei dabei insbesondere die Altersstruktur der Wohngebäude. Ebenso der Gebäudetyp – also die Anzahl der Ein- und Zweifamilienhäuser sowie der Mehrfamilienhäuser.

Der Energieverbrauch fürs Wohnen ist nach Angaben des Instituts der entscheidende Richtwert für die Energiespar-Sanierungen, die in den kommenden Jahren noch auf Hauseigentümer zukommen: „Immerhin ist es das Ziel, den gesamten Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Wenn der Kreis Heidenheim bis dahin klimaneutral wohnen soll, dann ist es notwendig, bei den Sanierungen in den Turbo-Gang zu schalten“, so Günther.

Für die Hauseigentümer bedeute dies, in die Tasche greifen zu müssen: „Pro Jahr sollte sich der Landkreis Heidenheim auf rund 248 Millionen Euro Sanierungskosten einstellen – allein fürs Energiesparen. Und das zwanzig Jahre lang“, erklärt Günther. Basis der Berechnungen sei eine bundesweite Studie des landeseigenen Bauforschungsinstituts „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ in Schleswig-Holstein.

Der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel spricht von einem „Mammut-Projekt für den Landkreis Heidenheim“. Dessen Präsidentin Katharina Metzger fordert deshalb jetzt „finanziellen Rückenwind“ für die Eigentümer: „Entscheidend ist, dass mehr und mehr – gerade private – Hauseigentümer mitziehen. Vor allem, dass sie sich Sanierungen überhaupt erlauben können. Das klappt nur, wenn die Politik mehr Anreize schafft: Es ist höchste Zeit, Energiespar-Sanierungen deutlich besser zu fördern als bislang.“ Auf keinen Fall dürfe Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) mit ihren Plänen durchkommen, Förderprogramme für die Sanierung zusammenzustreichen – und das um mehr als drei Milliarden Euro.

Im Fokus bei Sanierungen müsse dabei das Energiesparen stehen, so das Pestel-Institut. „Um Heizkosten zu senken, sind die Dachdämmung, neue Isolierfenster und Wärmepumpen das A und O. Dabei ist es bei einem alten Dach nicht so entscheidend, ob drei Zentimeter mehr oder weniger an Dämmung zwischen die Sparren passen. Hauptsache, ab der obersten Geschossdecke passiert überhaupt etwas“, sagt Institutsleiter Günther.

Möglichst umfassend sanieren

Wenn sich Eigentümer entschließen, Handwerker ins Haus zu holen, dann biete es sich an, möglichst umfassend zu sanieren: „Wenn Dach und Fassade gemacht werden müssen, dann ist es natürlich günstiger, das Gerüst nur einmal aufbauen zu müssen“, rät Katharina Metzger vom Bundesverband des Baustoff-Fachhandels.

Es sei oft effektiver und unterm Strich in der Regel auch günstiger, möglichst viel in einem Rutsch zu machen: „Also lieber im Rundumschlag sanieren als Stück für Stück über Jahre verteilt. Das ist natürlich immer auch eine Frage des Portemonnaies“, so Katharina Metzger. Es lohne sich aber, mit Handwerksbetrieben darüber zu sprechen und ein Sanierungskonzept zu machen. Und wenn doch in Schritten saniert werde, dann in der richtigen Reihenfolge: „Erst die Häuser energetisch fit machen – also dämmen. Dann die Wärmepumpe“, so Metzger.

Neben der energetischen Sanierung biete sich vor allem auch der altersgerechte Umbau an, um Seniorenwohnungen zu schaffen. „Wer ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung hat, sollte rechtzeitig dafür sorgen, dass er in den eigenen vier Wänden auch alt werden kann“, rät Metzger.