Ull-Möck-Trio

Glücksmomente und ein kleines Rätsel: in Heidenheim gab es „Beatles“-Songs als Jazzstücke

Wenn Jazz populär wird: Frei von Nostalgie begeisterte das Ull-Möck-Trio mit seinen Improvisationen über „Beatles“-Titel in der alten DHBW in Heidenheim das Publikum.

Die „Beatles“: schon wieder, immer noch? Wer sich als Musiker heute an die wohl meistgespielte Pop-Gruppe wagt, braucht neben Mut auch eine Idee. Ull Möck, ein „Beatles“-Fan seit Kindertagen, hat sogar eine sehr gute Idee. Mit seinem Trio übersetzt der Pianist die Songs der Liverpooler in die Sprache des Jazz. Und wie er das macht, hat am vergangenen Freitag das Publikum von Jazz Heidenheim hellauf begeistert. Erst nach zwei Zugaben ließ man Ull Möck, seinen Bassisten Axel Kühn und seinen Schlagzeuger Michael Kersting in der Alten DHBW von der Bühne.

Bebop und Latin

Auf die gut 100 „Beatles“-Fans beim Jazz warteten an diesem Abend einige Überraschungen. Eine war bedauerlich. Viele Wünsche zur alsbaldigen Genesung gingen an die Sängerin Lilly Thorton, die wegen einer schweren Erkältung passen musste. Alle anderen Überraschungen waren sehr erfreulich. Es machte schon staunen, wie das Trio im vollen Schwung seiner kleinen „Beatles“-Tournee über die Titel von Paul, John, George und Ringo improvisierte.

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Heidenheim
Konzertreihe

Im Bebop-Galopp war man bei „Baby, You Can Drive my Car“ unterwegs, „And I Love Her“ pulste in einem auf Latin getakteten Rhythmus nach Art von Herbie Hancock. Nicht nur bei „Got To Get You Into My Life“ zeigte sich Ull Möck am voll geöffneten Steinway-Flügel als großer Erzähler auf den Tasten, mit einer Vorliebe für die ganz hohen Töne. Als Startbrett für seine Interpretation braucht Möck kaum mehr als den Refrain der „Beatles“-Titel. Wie er diese Zitate umschmeichelt, mit Neuem ergänzt und perlend ausweitet, ist durchwegs geeignet, Glücksmomente auszulösen.

Präzision am Schlagzeug

Perfekt abgestimmt klappten beim Trio alle Stopps und Changes. Für konstante Spannung zuständig war am Schlagzeug Michael Kersting. Sein zweiter Name könnte Präzision sein. Kersting versteht sich auf die Kunst, aus wenig viel zu machen. Mit seinen genauen und vielfältigen Akzenten brachte er die Statik der Rhythmen zum Swingen. Axel Kühn am Bass ist ebenso eine Show für sich. Vorbei sind die Zeiten, als die Bassisten vor allem den Rhythmus halten mussten. Kühn versteht sich auch darauf, aber er spielt den Bass zugleich als zweites Melodie-Instrument. Und wie! Bei „Come Together“ spurteten seine Hände geradezu über die vier Saiten und woben einen unfassbaren Groove.

Damit das Zuhören nicht zum Ratespiel wird, nannte Möck vorab die Titel der Stücke. Von den frühen Tagen der „Beatles“ bis zum 1995 überarbeiteten und 2023 als Single veröffentlichten Lennon-Song „Now And Then“ folgte das Trio den Spuren der Fab Four. Allein „Yesterday“ durfte vom Publikum selbst „erhört“ werden.

Happy Birthday

Ein gutes Gehör hatte an diesem Abend auch Peter Klotzbücher, der Programmgestalter von Jazz Heidenheim. Er hatte am Rande vernommen, dass Ull Möck an diesem Tag Geburtstag hat. „Einen eckigen, keinen runden“, meinte der von den Glückwünschen und dem kleinen Ständchen überraschte Pianist. Zu seinem Alter wollte der sich Stuttgarter aber weiter nicht auslassen. Doch zur Klärung dieser Frage helfen wiederum die „Beatles“. Sie haben 1967 einen Song im Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ verewigt, den Möck nun ganz auf sich beziehen und am Klavier in die Farben des Jazz tauchen kann.

Die Heidenheimer Jazz-Connection

Noch ein letztes Konzert steht beim Verein Jazz Heidenheim in diesem Jahr an: Am Samstag, 27. Dezember, um 20 Uhr ist zum vierten Mal in Folge die HDH-Jazz-Connection nach Weihnachten auf der Bühne von Jazz Heidenheim. Martin Sörös (Klavier) hat erfahrene Musikerinnen und Musiker gewonnen: Regina Heiß (Gesang), Andreas Schmid (Bass) und Hans Fickelscher (Schlagzeug) widmen sich zusammen der Musik von Sarah Vaughan und Gregory Porter. Karten gibt es im HZ-Ticketshop (hz-ticketshop.de) oder bei jazz-heidenheim.de.