Schlittschuhbahn

Kann man diesen Winter in Heidenheim Schlittschuhlaufen?

Heidenheimer Händler wollen gemeinsam mit der Stadtverwaltung in diesem Winter eine Schlittschuhbahn aufstellen. Wo das geplant ist und welche Schwierigkeiten es noch gibt.

Kann man diesen Winter in Heidenheim Schlittschuhlaufen?

In winterlicher Idylle unter den hohen alten Bäumen der Georges-Levillain-Anlage auf Kufen seine Runde drehen, vielleicht einen Glühwein oder Punsch trinken und einen kleinen Snack genießen – eine Vorstellung, die sicherlich bei vielen Menschen Freude hervorrufen würde. Genau das haben der Vorsitzende des Heidenheimer Dienstleistungs- und Handelsvereins HDH, Charles Simon, und Ruven Becker, Beauftragter des Oberbürgermeisters für die Innenstadt, vor. In diesem Jahr nämlich soll endlich klappen, was eigentlich schon im Frühjahr 2021 geplant war. Damals hatte die Händlervereinigung eine mobile Schlittschuhbahn erworben, die gänzlich ohne Eis funktioniert und damit auch das ganze Jahr über betrieben werden könnte.

Bisher war die Kunststoffbahn zwar schon mehrfach aufgebaut worden, erstmals im Sommer 2021 auf dem Eugen-Jaekle-Platz, doch in die Georges-Levillain-Anlage zwischen Bahnhof und Pressehaus hat sie es bisher nicht geschafft. Die Anlage war zwar als eigentlicher Standort auserkoren worden, im September 2021 hatte die Stadtverwaltung sogar die Friedenslinde versetzen lassen, um Platz für die Bahn zu schaffen, doch im vergangenen Winter etwa stand sie beim Elmar-Doch-Haus.

Unterbau aus Holz ist notwendig

Derzeit läuft Ruven Becker zufolge ein neuer Versuch. Um die zehn auf 20 Meter große Schlittschuhbahn in der Anlage aufzustellen, ist ein fester Untergrund nötig. Derzeit, so Becker, laufe eine Ausschreibung, die demnächst endet. Er hofft auf möglichst viele Angebote für die Erstellung eines Zeltbodens aus Holz, auf dem die Bahn stehen könnte und durch den der Untergrund nicht beschädigt wird. Obwohl die Bahn nur eine Fläche von 200 Quadratmetern hat, umfasst die Ausschreibung 450 Quadratmeter. „Das soll die Möglichkeit bieten, sich direkt an der Bahn aufzuhalten und vielleicht ein paar Hütten aufzustellen“, sagt Becker.

Die nötigen Mittel für den Erwerb eines Unterbodens stammen aus dem Bundes-Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ und werden zur Verfügung gestellt, um für die Anlage die notwendige Infrastruktur zu schaffen. 80.000 Euro sind hierfür vorgesehen. Und wenn sich kein Interessent auf die Ausschreibung meldet? „Dann müssen wir Alternativen prüfen, beispielsweise Bodenschutzplatten, auch Lastverteilplatten genannt, wie man sie auf Baustellen verwendet“, so der Innenstadt-Beauftragte. Würde man diese verwenden, müsste das Gelände jedoch noch von den städtischen Betrieben eingeebnet werden.

Nähe zur Innenstadt

Den Standort in der Georges-Levillain-Anlage hält Becker für besonders gut geeignet: „Hier gibt es ein schönes Ambiente, die Nähe zur Fußgängerzone, zum Bahnhof und zur ZOH sind optimal.“ Von einer Schlittschuhbahn an diesem Platz könne die gesamte Innenstadt profitieren, weil sie eine Attraktion sei, die Menschen anziehe. Deshalb sei man auch bemüht, zusätzlich zum Schlittschuhlaufen Speisen und Getränke anzubieten. „Allerdings brauchen wir dafür auch einen Betreiber, ebenso wie für die Bahn. Es muss Eintritt kassiert werden und auch der Schlittschuhverleih muss gewährleistet sein“, so Becker. Im vergangenen Jahr, als die Bahn beim Elmar-Doch-Haus stand, zeichnete dafür die Sambo-Abteilung des HSB verantwortlich. „Wir können uns gut vorstellen, dass das wieder ein Verein übernimmt, aber noch steht nichts fest. Wir sind offen für alles.“

Doch derzeit ist noch offen, wann die Bahn in Betrieb genommen werden kann. „Wir hoffen, dass das noch im Dezember der Fall sein wird, aber es hängt vom Ergebnis der Ausschreibung ab“, sagt Becker. Erst wenn bekannt ist, ab wann der notwendige Unterboden zur Verfügung steht, könne man auch mit potenziellen Betreibern reden.

Innerhalb des HDH war der Standort Georges-Levillain-Anlage in der Vergangenheit umstritten, weil er etwas abseits der Fußgängerzone liegt. „In Aalen und Schwäbisch Gmünd gibt es in diesem Jahr Schlittschuhbahnen direkt beim Rathaus, das wäre uns natürlich auch lieber, aber diese Möglichkeit besteht in Heidenheim nicht“, so der HDH-Vorsitzende Charles Simon. „Aber uns ist ein schönes Ambiente in der Anlage lieber als gar keine Schlittschuhbahn.“

So hofft auch Simon, dass die Bahn in diesem Winter tatsächlich in Betrieb gehen kann, „aber ich denke, das wird frühestens Januar.“ Seiner Vorstellung nach sollte die Anlage dann vier bis sechs Wochen in Betrieb sein. „Dafür bräuchten wir nach Möglichkeit einen professionellen Betreiber, denn wir als Verein können das nicht stemmen.“ Froh ist Simon ebenso wie Becker über die gute Kooperation zwischen Stadtverwaltung und HDH. „Gemeinsam werden wir das trotz schwieriger Bedingungen bestimmt hinkriegen“, so der Händler-Sprecher.

Kunststoff statt Eis

Die synthetische Schlittschuhbahn hat die gleichen Eigenschaften wie Eis. Nur sind für ihren Betrieb weder Strom noch Wasser notwendig. Der Aufbau geht binnen weniger Stunden vonstatten. Dazu werden Kunststoffplatten nahtlos in einem Nut-und-Feder-System miteinander verbunden. Die Bahn ist unempfindlich gegenüber Eis und Schnee und kann mit herkömmlichen Schlittschuhen benutzt werden. Durch die Reibung der Kufen werden Moleküle zertrennt. Sie ermöglichen einen Gleiteffekt, der nahezu dem von echtem Eis entspricht. Der beim Bremsen entstehende Abrieb verschließt die auftretenden Schnitte wieder.