Auf dem Heidenheimer Schlossberg gab es Zoff, und diesmal ging es nicht ums Klinikum: Der 1. FC Heidenheim hat mit Diant Ramaj einen jungen Torwart verpflichtet, der Stammtorhüter Kevin Müller („Mü“) von seinem Platz vertreibt. Der Verein (Motto: „geradeaus und ehrlich“) verkündete, Müller wolle ohnehin in die USA wechseln. Was dieser am nächsten Tag in einem Social-Media-Beitrag bestritt (Motto: „jetzt mal ehrlich“).
Wie ehrlich kann Profifußball sein? Sind wir mal ehrlich: Genauso ehrlich wie andere Unternehmen auch. Keine Firma verkauft einen Rauswurf als solchen und niemand schreibt in seinen Lebenslauf, dass ihm die Kündigung in einem Unternehmen nahegelegt wurde. Immer sind Menschen auf der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen, wollen sich verändern oder weiterentwickeln. Wenn eine Firma Arbeitsplätze abbaut, nennt sie lieber die Zahl der Stellen, die erhalten bleiben. Und wenn’s finanziell nicht gut läuft, sind daran vielleicht dringend notwendige Investitionen schuld. Die Wahrheit, falls man an eine unumstößliche glaubt, wird selten kommuniziert.
Beim Bundesliga-Fußball geht es um Millionen, auch beim FCH. Spieler sind Investitionen in die Leistung des Vereins und Entscheidungen werden dementsprechend strategisch getroffen. Nicht einmal Fußballromantiker glauben daran, dass es auf dem grünen Rasen um hehre Werte geht – auch wenn der Sport gerne genau so verkauft wird. Insofern war der Fußballzoff vom Schlossberg vielleicht ein kurzer Aufreger, ehrlicherweise wird am Ende der Saison, die in drei Wochen beginnt, aber nur der Tabellenplatz zählen.
Ein menschliches Drama
Kein kurzer Aufreger, sondern ein menschliches Drama ist das, was einer Familie aus dem Landkreis Heidenheim in Mexiko passiert ist: Der zweijährige Sohn wurde bei einem Autounfall schwerst verletzt und die Eltern versuchen, alles medizinisch Mögliche für ihr Kind zu tun – wie es jeder von uns machen würde.
Dafür brauchen sie eine Menge Geld, das aus Einzelspenden, aber mittlerweile auch von der Toni-Kroos-Stiftung kommt. Wir haben als Lokalzeitung sehr spät über dieses Geschehen berichtet. Weil wir sehr zurückhaltend sind bei Aufrufen zu Spenden, die nicht über einen Verein oder eine Institution abgesichert sind. Unsere Verantwortung reicht weiter als die von Privatpersonen, die einen Social-Media-Post teilen. Es gehört zur journalistischen Professionalität, dass unsere Leserinnen und Leser sich auf uns verlassen können.