Auch nach so vielen Jahren, in denen der Heidenheimer Hüseyin Perktas an Heiligabend zum Essen einlud, erscheint diese Veranstaltung manchen Menschen immer noch fast unglaublich. Wie dem Mann mit zwei Kindern, der am Mittwochnachmittag an der Tür zum Paulusgemeindehaus stand und fragte, ob denn wirklich jeder rein dürfe, einfach so. Und der dann dennoch etwas zögerlich eintrat. Wer die Veranstaltung kennt, der weiß, dass die drei Gäste kurz darauf in einer Weise empfangen wurden, die mit „herzlich“ fast zu zurückhaltend umschrieben wäre.
Vordergründig geht es Jahr für Jahr an diesem Nachmittag des 24. Dezember darum, ein heißes Getränk zu genießen, ein bisschen Kuchen zu naschen und sich auf eine herzhafte Mahlzeit zu freuen. Viel wichtiger, genau genommen die Basis dieser Zusammenkunft, ist aber die menschliche Wärme, die Gelegenheit, Fremde und Freunde gleichermaßen zu treffen und ins Gespräch zu kommen.
200 Portionen Abendessen gekocht
Perktas, der Initiator des Weihnachtsessens, wirkt dabei fast rastlos. Er eilt umher, spricht ein paar Worte mit seinen Gästen, kümmert sich um das Essen. Das Abendessen stellte dieses Jahr eine unerwartete Herausforderung dar: Weil kurzfristig der seit ein paar Jahren gewohnte Koch ausfiel, musste Perktas improvisieren. Aber sein Netzwerk erwies sich wieder einmal als stabil: Ein türkischer Küchenmeister sprang ein, trotz knapper Zeit wurden 200 Portionen Hähnchengeschnetzeltes mit Reis gekocht, dazu Salat für alle. Mit Erfolg: „Es wurde alles aufgegessen“, freute sich Perktas im Nachgang.
Nicht minder glücklich ist der Initiator über die seit dem vergangenen Jahr bestehende Partnerschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde, die ihm den großen Saal des Paulusgemeindehauses zur Verfügung stellte. Mehr noch: Dekan Gerd Häußler ging auch für einige Worte an die Gemeinschaft auf die weihnachtlich geschmückte Bühne.
„Ich mache das von Herzen, und solange ich lebe, wird es weitergehen.“
Hüseyin Perktas, Gastronom
Aus Perktas‘ Sicht hat sich das zentral gelegene Gemeindehaus bewährt. Gerade auch die Nachbarschaft zur Pauluskirche findet er bereichernd, weil so auch Gäste kamen, um vor dem Gottesdienst noch Kaffee zu trinken oder im Anschluss mit anderen aßen.
Das Zusammenkommen der Menschen ist für Perktas erklärtermaßen jedes Jahr der Lohn für seine Mühen. Die Lebensmittel stellt er zur Verfügung, Spenden lehnt er so freundlich wie beharrlich ab, unterstützt wird es von einem ehrenamtlichen Team und Familienmitgliedern. „Ich mache das von Herzen“, sagt er, „und solange ich lebe, wird es weitergehen.“


