Bluttat 2016 in Heidenheimer Bistro

Fahndung in „Aktenzeichen XY“: So viele Hinweise gingen seit Februar auf Manolis Karatzaidis ein

Im September 2016 wurde der Betreiber eines Heidenheimer Bistros erschossen. „Aktenzeichen XY“ berichtete im Februar 2025 über den Fall. Das ist der aktuelle Ermittlungsstand.

Auch die Fernsehfahndung vor einem Millionenpublikum hat bislang nicht zum Erfolg geführt: Ein halbes Jahr nachdem der Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ aufgegriffen wurde, ist Manolis Karatzaidis noch nicht gefasst. Dem heute 43-Jährigen wird vorgeworfen, am 18. September 2016 im damaligen Bistro Palma an der Heidenheimer Erchenstraße seinen Schwager getötet zu haben.

Knapp neun Jahre danach ist die Tat längst den Cold Cases zugeordnet, also ungeklärten Tötungsdelikten, bei denen die Strafverfolgungsbehörden alle vorliegenden Spuren und Hinweise abgearbeitet haben. Das bedeutet freilich nicht, dass die Aktendeckel für immer geschlossen bleiben.

Neue Ermittlungen möglich

Vielmehr können weiterentwickelte Untersuchungsmethoden wie die DNA-Analyse oder mediale Berichterstattung – beispielsweise in sogenannten True-Crime-Formaten – Anlass geben, einen Cold Case erneut aufzurollen. Öffentlichkeit und damit Fahndungsdruck werden mitunter auch durch internationale Zusammenarbeit geschaffen.

So veröffentlichen die EU-Mitgliedstaaten seit 2016 unter dem Titel „Europe’s Most Wanted“ auf der Webseite der Polizeibehörde Europol Fahndungen nach Straftätern aus den Bereichen Schwerstkriminalität und Terrorismus. „Aktenzeichen XY“ nimmt immer wieder dort behandelte Fälle auf und lenkte am 12. Februar 2025 den Blick auf Manolis Karatzaidis.

30 Hinweise eingegangen

Laut Jürgen Glodek von der Pressestelle des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA) in Stuttgart gingen seit der Sendung rund 30 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Durchaus vielversprechend klang zunächst die Aussage einer Anwohnerin der südlichen Hauptstraße. Sie hatte Anfang 2025 zu nächtlicher Stunde vom Balkon ihrer Wohnung aus einem überraschend aus der Dunkelheit auftauchenden Mann in die Augen geblickt und war sich anschließend sicher: „Ich habe den Karatzaidis zweifelsfrei erkannt.“

Auch wenn es nicht zum ersten Mal der Fall gewesen wäre, dass ein Täter irgendwann an den Tatort zurückkehrt, führte auch dieser Hinweis schlussendlich nicht zu einer Festnahme. „Leider ist der aktuelle Aufenthalt des Gesuchten weiterhin unbekannt“, sagt Glodek auf HZ-Anfrage. Die internationale Fahndung werde durch das LKA aber intensiv fortgeführt.

Fahndungsaufrufe mit der detaillierten Darstellung des Kriminalfalls stehen nach wie vor auf den Internetseiten des Bundeskriminalamts und der Polizei Baden-Württemberg. Nicht mehr zu finden ist der Name Karatzaidis hingegen auf der aktuellen Namensliste von „Europe’s Most Wanted“. Daraus zu schließen, die Fahndung werde mittlerweile als wenig erfolgversprechend und daher nicht mehr so dringlich eingestuft wie noch vor wenigen Jahren, trifft vermutlich nicht zu.

Glodek verweist vielmehr darauf, dass im Rahmen der Kampagne nur eine begrenzte Zahl von Fällen und Personen berücksichtigt werden können. Über die Aufnahme und die Dauer der Veröffentlichung entscheide nach regelmäßiger Prüfung und Bewertung das Bundeskriminalamt.

Der Zündschlüssel steckte noch, als die Polizei am 18. September 2016 den orangefarbenen BMW von Manolis Karatzaidis bei Herbrechtingen sicherstellte. Foto: LKA

Nach Darstellung der Polizei ist von folgendem Sachverhalt auszugehen: Im Zuge bereits länger andauernder innerfamiliärer Streitigkeiten kam es am 18. September 2016 gegen 2.24 Uhr im Bistro Palma zu einer Auseinandersetzung zwischen Karatzaidis und seiner Frau. Deren Bruder, der Betreiber der Gaststätte, verwies ihn des Lokals. Daraufhin zog der damals 34 Jahre alte Karatzaidis eine umgebaute Schreckschusspistole aus seiner Jackentasche und tötete seinen 24-jährigen Schwager mit einem Kopfschuss. Seine Frau wurde durch einen Streifschuss verletzt.

Nach der Tat flüchtete Karatzaidis mit seinem orangefarbenen BMW-Cabriolet. Videoaufnahmen belegen, dass er sich zwischen 2.33 und 2.37 Uhr auf dem Gelände einer Tankstelle an der Daimlerstraße in Herbrechtingen aufhielt. Sein Mobiltelefon war letztmals um 5.38 Uhr im Bereich der nahegelegenen Autobahnanschlussstelle eingeloggt. Anschließend verlor sich die Spur von Manolis Karatzaidis.

Halskette lag im Auto

Auf einem Feldweg unweit des Herbrechtinger Industriegebiets Vohenstein wurde am Abend des Tattags der Pkw des Flüchtigen sichergestellt. Der Zündschlüssel steckte, auf dem Beifahrersitz lag die Halskette des mutmaßlichen Täters mit einem Kreuz-Anhänger.

Eine sofortige Fahndung, an der auch ein Polizeihubschrauber und Suchhunde beteiligt waren, blieb erfolglos. Da ein Suizid nicht ausgeschlossen werden konnte, wurden mit Unterstützung von Leichenspürhunden auch Waldstücke bei Oggenhausen und beim Giengener Flugplatz sowie die Brenz unter die Lupe genommen. Im November 2016 folgte eine weitere Suchaktion. Sie konzentrierte sich auf zwei private Rotwildgehege bei Herbrechtingen.

Auch bei Bernau suchte die Polizei im November 2016 nach Manolis Karatzaidis. Foto: Archiv/Sabrina Balzer

Karatzaidis, dem seinerzeit Kontakte nach München, Griechenland, Nordmazedonien und Georgien zugeschrieben wurden, blieb weiterhin unauffindbar. Wohin er sich abgesetzt hat, ob er überhaupt noch am Leben ist, liegt bis heute im Dunkeln.

Geboren wurde der Gesuchte in Georgien, er besitzt die griechische Staatsbürgerschaft. Die Ermittlungsbehörden fahnden mit folgender Beschreibung nach ihm: 170 Zentimeter groß, schlank, braune Augen, mehrere Tätowierungen (eine Schlange auf dem linken Oberarm, ein Kreuz auf der rechten Schulter, eine Kobra auf der rechten Wade).

Belohnung gilt nach wie vor

Für Hinweise, die zur Ergreifung von Manolis Karatzaidis führen, ist laut Polizei eine Belohnung in Höhe von 4000 Euro ausgesetzt. Hinweisgeber können sich an jede Polizeidienststelle wenden.

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