Opernfestspiele

Götz Alsmann, Fola Dada und die SWR Big Band: gute Stimmung bei der Jazz-Gala „In the mood“ in Heidenheim

Götz Alsmann, Fola Dada und die SWR Big Band brachten das Publikum im Festspielhaus buchstäblich „In the mood“. Chapeau vor allen Beteiligten, die diesen Genuss bereitet hatten.

„Eine uralte musikalische Tradition“ lebte am Samstagabend im Festspielhaus auf, „die eigentlich nicht mehr modern ist und die es so eigentlich nicht mehr gibt“, hieß es in der Anmoderation vor ausverkauftem Haus. Tatsächlich? Auf der Bühne: eine Band, eine Sängerin, ein Sänger und Lieder über geplante, gelungene und missglückte Anbahnungsversuche. Und diese Beschreibung würde ja auch gut und gerne auf jedes Popkonzert passen.

Das aber auch nur, weil in dieser Beschreibung wesentliche Punkte fehlen: Die Band war keine Geringere als die SWR Big Band – beinahe ein Heimspiel, wie Hans-Peter Zachary, Manager der Band, in seiner Vorstellung erwähnte, hat sie doch schon häufiger in Heidenheim begeistert, der Dirigent der Band Klaus Wagenleiter – ganz sicher ein Heimspiel, stammt der Musiker doch aus Heidenheim -, die Sängerin Fola Dada, und der Sänger Götz Alsmann.

„Musikalischer Wanderzirkus“ in Heidenheim

Bei solch einem Line-up ist allein schon die Präsenz ein Ereignis. Und das gezeigte Programm machte es zum Erlebnis. Der „musikalische Wanderzirkus“ brachte Jazz-Schlager aus vergangenen Tagen in die Arena und das Publikum damit ganz schön aus dem Häuschen. Die Jazz-Gala „In the mood“ sorgte tatsächlich für eine ganz außergewöhnlich gute Stimmung. Götz Alsmann, gerade 68 Jahre alt geworden, sang, schwang und sprang wie ein Junger, Fola Dada füllte die Halle mit ihrer warmen und so eingängigen Stimme, die ganz mühelos aus ihr herauszufließen scheint, und „die beste Band der Welt“ (Alsmann) lieferte nicht nur die passende Begleitung in gänzlich neuen, überraschenden Arrangements, sondern auch immer wieder allein mit Instrumentalweisen und großartigen Soli für höchsten Genuss.

Götz Alsmann, gerade 68 Jahre alt geworden, sang, schwang und sprang wie ein Junger. Oliver Vogel

So erschien beispielsweise Serge Gainsbourgs unüberhörbar geglückter musikalischer Anbahnungsversuch „Je t’aime“ mit Posaune und Piano als Jane Birkin in völlig neuem und ganz und gar verändertem Zuschnitt, nicht minder verführerisch als das Original. Hervorragend dazu passte „Feeling good“, den Hit, den jeder kennt, und von dem kaum noch jemand weiß, dass er aus dem heute gänzlich unbekannten Musical „Das Brüllen der Schminke – der Geruch der Menge“ aus dem Jahr 1964 stammt: Dessen unwiderstehlicher Reiz entfaltete sich mit Fola Dadas Stimme mit ganz betörender Wirkung. Und immer wieder verneigte sie sich vor Ella Fitzgerald mit Klassikern wie „A tisket, a tasket“, und das Publikum verneigte sich mit begeistertem Applaus auch vor ihr, die mit ihrer Interpretation von „Eine Nacht voller Seligkeit“ eine Atmosphäre hervorrief, die der im Lied beschriebenen sehr nahekam.

Wohlklang und Wortwitz

Und schließlich Götz Alsmann. Oder, um genau zu sein: Professor Dr. Götz Alsmann. Nicht nur, dass er Preziosen von Peter Alexander, Margot Hielscher, Evelyn Künneke, Eddie Constantine und sogar der in den 1920er Jahren berühmten Greta Keller ausgegraben hatte und diese auf seine typische, mitreißende Art interpretierte, sondern er hatte auch immer passende Geschichten und eigene Erlebnisse dazu parat, die er ebenfalls auf seine ganz ureigene Weise zum Besten gab, so als hätte er seinen Doktor in Wort- und Wortwitzgewandtheit gemacht. Da wurde Klaus Wagenleiters Akkordeon zum „Heimweh-Kompressor“, Fola Dada zur „Folissima“ – wer wollte widersprechen? – und die Schilderung nicht nur von Eddie-Constantine-Filmen zum vor Pointen sprühenden komödiantischen Hörspiel. Er könnte auch den ganzen Abend so dahinplaudern, es wäre auch extrem ergötzlich und den Eintritt wert.

Fola Dada füllte die Halle mit ihrer warmen und so eingängigen Stimme. Oliver Vogel

Als Gipfel dieses Achttausenders im Gesamtgebirge musikalischer Großereignisse interpretierten Fola Dada und Götz Alsmann miteinander „Eventuell“ und schließlich zum Ende des Programms „Dankeschön“ für das Publikum, das dieses Danke mit tiefempfundenen Applaus zurückgab. Mit Klaus Wagenleiter am Klavier und seinem „Guten Abend, gute Nacht“, vom Publikum spontan mitgesungen, fand das Konzert seinen fast schon sentimentalen Abschluss. Chapeau vor allen Beteiligten, die diesen Genuss bereitet hatten.

Ein Konzert mit dem Titel „In the mood“, ganz ohne „In the mood“ zu spielen, das muss man sich auch erst einmal trauen. Das geht auch nur, wenn man das Publikum gänzlich „in the mood“ bringt, und das ist voll und ganz gelungen. Unmodern? Altbacken? Aus der Zeit gefallen? Mitnichten. Die Reaktion des Publikums zeigte hervorragend, wie taufrisch ein solches Programm sein kann, wenn es in die Hände von Vollblutvirtuosen gelegt wird.

Gutes bleibt eben gut. In der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Und in der Erinnerung auch. Von der allein man in Heidenheim in puncto Götz Alsmann, Fola Dada und SWR Big Band hoffentlich nicht allzu lange leben muss.

Lob aus den Partnerstädten

Im Publikum saßen auch die Besucher aus den Partnerstädten Clichy, St. Pölten, Döbeln, Sisak und Jihlava und dem befreundeten Southwark, die auf Einladung von Holger Nagel und Bettina Kruse, den Vorsitzenden des Städtepartnerschaftskomitees, seit Donnerstag in der Stadt weilten. Bettina Kruse hatte ein vielseitiges Programm ausgearbeitet, mit dem sie und die weiteren Betreuer den Besuch Stadt und Umgebung nahebrachten. Und das beinhaltete auch jede Menge Kultur: Kein Abend der Opernfestspiele wurde von den Besuchern verpasst - mit großem Lob anschließend. Für das Niveau der musikalischen Genüsse ebenso wie den Charme der Stadt und die Freundlichkeit seiner Einwohner. Und das fast haargenau zu dem Zeitpunkt, als vor 60 Jahren der erste Schüleraustausch mit Clichy stattgefunden hat.

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