From Eva in Delaware, USA – with Love!
Ja, einige Umwege gab es schon, um von der Katharinenstraße im Zentrum von Heidenheim an der Atlantikküste in Delaware zu landen und das hat 75 Jahre gedauert – aber langweilig war es mir nie! Von meinem Schlafzimmerfenster konnte ich den Christbaum auf dem Schloss sehen. Ich stapfte durch den Schnee in die Friedrich-Voith-Schule und an der Bahnschranke freute ich mich, wenn die Dampflok vorbeischnaubte. Dann hat Werner Neuber am Schillergymnasium meine Musikbegeisterung mit Kammerchor und Orchester angefeuert und trotz meines Problems mit Algebra war ich immer hervorragend in Englisch. Mit 14 besuchte ich mein Penpal in Clacton-On-Sea in England. Mit 18 war ich ein Jahr Au-Pair in London. Mit 23 bewarb ich mich an der PH in Schwäbisch Gmünd als Austauschlehrerin (meine Wahlfächer waren Englisch als Fremdsprache und Musik) und wurde an die Ball State University, Indiana geschickt als German Graduate Assistant.
Das war natürlich eine großartige Gelegenheit, dieses Land der unglaublich schönen National-Parks und der riesigen Vielfalt von Menschen kennenzulernen, mit all ihren wunderbaren Eigenschaften und Problemen. Unterwegs mit einem 99-Dollar-Greyhound-Ticket traf ich einen jungen Mediziner, in den ich mich verliebte. Allerdings soll man ja Ferienlieben nicht so ernst nehmen, und ich musste wieder zurück nach Heubach, wo ich die nächsten 13 Jahre Lehrerin war und in der Schwaebisch Gmünder Philarmonie Geige spielte.
Aber nach vielen teuren Telefonaten, unzähligen blauen Luftpostbriefen und gegenseitigen Besuchen (es gab ja kein Email, WhatApp, etc.) bekam ich einen Verlobungsring per Bundespost! 1986 flog ich mit zwei Koffern und meiner Katze und im stolzen Besitz einer Green Card zu meinem Mann nach Pennsylvania. Das Glück war perfekt mit der Geburt meiner Tochter, und bald danach meines Sohnes. Ein Umzug führte uns nach Martinsburg, WV, 90 Autominuten von Washington DC entfernt. Die Geigenlehrerin in mir war nicht happy, dass es in den Schulen zwar ausgezeichnete Chöre und Marching Bands gab, aber keine Streicher.

Also baute ich in den nächsten 25 Jahre ein Orchesterprogramm im Landkreis auf und meine große Freude waren die vielen Schüler, die erfolgreiche Musiker wurden, oder sich einfach daran freuten, schöne Musik spielen zu können. Meine Tochter wurde Psychologin/PHD am Anderson Cancer Center in Houston, TX und mein Sohn ist Orchesterlehrer in Austin, TX. Ich musste mich von meinem Mann trennen und nach zehn Jahren, nach meiner Pensionierung, zog ich mit meinem zweiten Mann nach Lewes, Delaware.
Am Strand meilenlang entlangzuwandern und den Delphinen zuzuschauen, ist einfach herrlich! Und: Ihr habt’s erraten: Da es kein Orchester gab in Southern Delaware – hab ich eines gegründet: Southern Delaware Orchestra! „And now you know the rest of the story!“, wie Paul Harvey immer sagte.

