Leitartikel Klartext

Es geht auch anders

Viele Unternehmen in der Region sind in schwierigen Gewässern. Sie müssen Einbußen hinnehmen, manche wollen sich von Mitarbeitenden trennen. Dass dabei gegenüber den Betroffenen so oft ein unterkühlter Ton angeschlagen wird, ist bedauerlich, findet Redakteur Jens Eber.

Als Journalistinnen und Journalisten haben wir täglich mit Sprache zu tun. Ohne sie könnten wir weder Informationen zusammentragen noch die ausformulierten Nachrichten verbreiten. Sprache verschafft uns Nähe zu Geschehnissen, hilft uns beim Verstehen und beim Einordnen. Manchmal wird Sprache aber auch benutzt, um Distanz zu schaffen. 

Leider sind die Zeiten im Moment so, dass viele Unternehmen Arbeitsplätze abbauen. Ob sie es müssen, weil sonst die Firma in ihrer Gänze in Gefahr wäre, oder ob sie es wollen, weil die Gewinnerwartung zu niedrig ist, sind oft zwei Seiten derselben Medaille. 

Wir beobachten aber immer wieder, mit wie viel Distanz in der Unternehmenskommunikation von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesprochen wird. Das wirkt bisweilen, als gäbe es irgendwo einen Baukasten mit Sprachbausteinen, aus dem die Pressemitteilungen zusammengesetzt werden. 

Gleich zweimal war in den vergangenen Wochen gleichlautend bei verschiedenen Unternehmen von „strukturellen Anpassungen“ die Rede, was jeweils nichts anderes bedeuten sollte als den Abbau einer dreistelligen Zahl an Arbeitsplätzen. Bestenfalls wird dann noch hinterhergeschoben, dass der Schritt „leider unvermeidbar“ sei. Die kühle, technokratische Wortwahl verschleiert, dass vom Verlust eines Arbeitsplatzes meist gleich mehrere Menschen betroffen sind, Hunderte in Summe. 

Außerdem: Jeder Mitarbeitende, der ein Unternehmen verlässt, nimmt Wissen und Kompetenzen mit, und die sind oftmals nicht einfach zu ersetzen. In Königsbronn hat man das erkannt. Bei den Hüttenwerken gelten die Mitarbeitenden in der Gießerei und an den Maschinen als wertvolles Kapital – weil sie Fachwissen und praktische Erfahrung in unschätzbarem Ausmaß auf sich vereinen. Arbeitgeber so wertschätzend von ihren Leuten reden zu hören, wie es im heute ab Seite 18 erscheinenden Interview der Fall ist, ist sehr erfreulich. Und wenn ein Unternehmen im Landkreis harte Phasen kennt, dann dieses. Es braucht also nicht nur den Blick auf die Zahlen, sondern auch auf die Menschen.