Am Donnerstag wurde die Edelmann-Belegschaft am Standort Heidenheim von der Geschäftsleitung darüber informiert, dass das Unternehmen plant, rund 100 Vollzeitstellen abzubauen. „Im Rahmen unserer kontinuierlichen Weiterentwicklung und zur optimalen Ausrichtung auf zukünftige Anforderungen nehmen wir derzeit strukturell und strategische Anpassungen vor“, wird der Geschäftsführer der Edelmann-Group, Dr. Frank Hornung, in einer Pressemitteilung des Unternehmens zitiert.
Derzeit sind bei dem Faltschachtelhersteller in Heidenheim knapp 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Das bedeutet, dass etwa ein Sechstel der Arbeitsplätze abgebaut werden soll. Von der Edelmann-Pressesprecherin Claudia Winter heißt es auf Nachfrage, dass diese Stellen bis Mitte kommenden Jahres gestrichen werden sollen: „Wir versuchen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und maximal einvernehmliche Lösungen zu finden.“ Mit dem Betriebsrat habe die Geschäftsführung entsprechende Gespräche zu einem Interessenausgleich und einem Sozialplan aufgenommen. Von dem Stellenabbau sind Winter zufolge alle Abteilungen des Standorts in unterschiedlicher Größenordnung betroffen.
Wettbewerbsfähigkeit soll gesichert werden
„Die Edelmann Group stellt sich zukunftsorientiert auf und nimmt im Rahmen ihrer strategischen Weiterentwicklung am Standort Heidenheim gezielte strukturelle Anpassungen vor. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern und diesen Standort zu Europas bestem Werk für Premium-Faltschachteln zu machen: klar fokussiert und spezialisiert“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. Winter zufolge ist damit gemeint, dass man sich in Heidenheim auf hochveredelte Verpackungen fokussieren wolle.
Wie es in der Mitteilung weiter heißt, ist eine „Anpassung des Produktvolumens“ vorgesehen. Das wiederum bedeutet laut Winter, dass Produktgruppen, die nicht zur Spezialisierung passen, nicht weiterverfolgt werden sollen. Aus Edelmann-Kreisen ist zu hören, dass die Geschäftsleitung plant, etwa ein Drittel des gesamten Produktionsvolumens von Heidenheim an andere Standorte zu verlagern. „Die Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Strategie, die unter anderem Investitionen in Innovation und Technologie, die Stärkung der Unternehmenskultur sowie die Förderung standortübergreifender Zusammenarbeit umfasst“, heißt es in der Pressemitteilung.
Gewerkschaft will für Stellen kämpfen
Die Belegschaft am Standort dürfte aufgrund der Dimension des Abbaus einigermaßen überrascht sein. Zwar hatte es schon vor Monaten Gerüchte über anstehende Umstrukturierungen bei Edelmann gegeben, doch über das Ausmaß war bisher nichts bekannt. „Wir werden die Stellen sicherlich nicht kampflos hergeben und alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“, sagt Michael Schaab, Gewerkschaftssekretär bei Verdi.
Auch der Betriebsrat sei erst Anfang der Woche von der Geschäftsführung über die geplante Neuausrichtung und den Stellenabbau informiert worden. „Wir befinden uns derzeit noch in der Informationsphase“, so Schaab. Auch der Gewerkschaftssekretär bestätigt, dass es schon länger Gerüchte bei Edelmann gegeben habe: „Die Branche ist angeschlagen, von den aktuellen Veränderungen besonders stark betroffen und steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen.“
Am 30. September soll es Schaab zufolge eine vom Betriebsrat einberufene Betriebsversammlung am Heidenheimer Standort geben. Ein erster Austausch zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat, Gewerkschaft und Anwälten sei für den 7. Oktober terminiert. „Derzeit ist auch für uns noch vieles undurchsichtig. Bis dahin werden wir versuchen, so viele Informationen wie möglich zu bekommen, um in die Verhandlungen eintreten zu können“, so der Gewerkschafter.
Hersteller von Faltschachteln
Die Edelmann Group ist einer der führenden Hersteller hochwertiger und nachhaltiger Verpackungen aus Karton und Papier. Das 1913 in Heidenheim gegründete Familienunternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Falschachteln, Packungsbeilagen, Systemlösungen, Nassklebeetiketten und Wellpappe-Produkte an sechs deutschen und sechs ausländischen Standorten in Polen, Ungarn, Brasilien, Indien und Mexiko. Produziert wird insbesondere für die Märkte Beauty Care, Health Care und Consumer Brands.