Wer am kommenden Samstag, 27. September, die B19 von Heidenheim nach Aalen nehmen möchte, könnte schlechte Karten haben. Mittags kommt es zu einer recht ungewöhnlichen Sperrung der Bundesstraße: Zwei Demozüge, einmal von Aalen aus und einmal aus Heidenheim, bewegen sich per Fahrrad dort ab 15.15 Uhr und treffen sich zu einer gemeinsamen Kundgebung in Oberkochen. Laut Angaben der Polizei wird die B19 zwischen 15.15 und 16.30 Uhr immer abschnittsweise gesperrt – je nach Vorankommen des Demozuges.
Der Mobilitätspakt im Fokus
Der Hintergrund für die angemeldete Demonstration ist die Mobilitätswende zwischen Heidenheim und Aalen. „Im November wird der Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim wohl erneuert werden und alle freuen sich über die Finanzierungszusagen des Landes für die Elektrifizierung der Brenzbahn, doch außer Planungen und einem Mitfahrer-Netzwerk PENDLA, das noch nicht einmal die Mitarbeiter des Landratsamts kennen, ist noch nicht viel zu sehen“, sagt Andreas Wenzel, einer der beiden Regionalgeschäftsführer des BUND Ostwürttemberg.
Neben dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sind auch der VCD Heidenheim, der ADFC und der Klimaentscheid Aalen Organisatoren der Kundgebung. Zudem wird die Veranstaltung von Fridays for Future und der DGB unterstützt. Sebastian Hyneck, Kreisvorsitzender des VDH Heidenheim fordert, dass ÖPNV, die Brenzbahn und Radwege ausgebaut werden: „Der Verkehr im Brenz- und Kocher-Tal zwischen Aalen und Heidenheim nimmt immer noch zu. Nach derzeitiger Planung werden zur ‚Lösung‘ des Problems nur die Straßen weiter ausgebaut, was jedoch den Individualverkehr insgesamt steigert und die Probleme nur verlagert oder sogar noch vergrößert. Das finden wir falsch, weil so die Klimaschutzziele verfehlt werden.“
Zwei Demozüge auf dem Fahrrad
Die beiden Fahrrad-Demonstrationszüge starten jeweils gegen 15.15 Uhr in Aalen und Heidenheim vor dem Rathaus und fahren kurz darauf über die B19 in Richtung Oberkochen. Dort ist für 16.30 Uhr eine gemeinsame Kundgebung auf dem Eugen-Bolz-Platz vor dem Rathaus geplant. Für die Aalener erfolgt die Rückfahrt über Nebenstrecken, für die Heidenheimer endet die Veranstaltung in Oberkochen.
Abseits politischer Forderungen freut sich das Organisationsteam darauf, „völlig legal, sicher und ganz in Ruhe auf der B19 radeln zu können“. Um Unfälle zu vermeiden, werde in einem gemäßigten Tempo gefahren. Das Thema Sicherheit sei den Organisatoren auch sonst sehr wichtig. So sollen möglichst alle Teilnehmenden Fahrradhelme tragen.
Nicht die erste Kundgebung
„Unsere Botschaft ist klar: Radfahren muss für alle möglich, sicher, komfortabel und selbstverständlich sein. Denn: Tag für Tag müssen wir uns die wenigen Fahrradstraßen mit Autofahrenden teilen oder werden auf die Fußwege gedrängt. Große Straßen wie die B19 und B29 sind dagegen dem Autoverkehr allein vorbehalten“, so Susanne Garreis vom ADFC: „Aber einmal im Jahr demonstrieren wir genau dort für mehr Platz für uns Radfahrende.“
Und tatsächlich: Die beiden Demozüge am kommenden Samstag sind keine Ausnahme. Bereits im vergangenen Jahr wurde zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd eine Demonstration auf der B29 ausgerufen. Damals radelten rund 150 Demonstrierende mit und trafen sich in Mögglingen. Auf der B19 zwischen Heidenheim und Aalen kam es zudem 2023 schon zu einer Demo zur verbesserten Umsetzung des Mobilitätspaktes – bekanntlich aber ohne Erfolg.
Überschneidung mit dem Fußballspiel
Fußballfans, die am Samstag in die Voith-Arena zum Spiel des 1. FC Heidenheim gegen den FC Augsburg wollen, sollten sich auf Alternativrouten einstellen. Auch wenn die geplante Uhrzeit von 15.15 bis 16.30 Uhr nicht stark mit der Anfahrt vieler kollidieren dürfte, empfiehlt es sich bei einer Anreise aus dem Norden, Umleitungen zu nutzen und das erhöhte Aufkommen an Radfahrern zu berücksichtigen.