Astronaut und Wissenschaftler

Der gebürtige Heidenheimer Gerhard Thiele wird 70 Jahre alt

Er war der zehnte Deutsche im All und bis heute der einzige Heidenheimer, der an Bord einer Raumfähre um die Erde kreiste. Am 2. September wird Gerhard Thiele 70 Jahre alt.

Der gebürtige Heidenheimer Gerhard Thiele wird 70 Jahre alt

Am 2. September 1953 kam der Astronaut Dr. Gerhard Thiele in Heidenheim zur Welt. Die längste Zeitspanne, die er in den seither vergangenen 70 Jahren ununterbrochen keinen festen Boden unter den Füßen hatte, datiert vom Februar 2000: elf Tage, fünf Stunden und 38 Minuten. So lange dauerte sein Flug mit dem Space-Shuttle Endeavour. Die sogenannte SRTM-Mission diente dazu, ein dreidimensionales Höhenmodell der Erdoberfläche zu erstellen. Den Traum, einmal ein derartiges Abenteuer zu erleben, hatte Thiele schon als Kind. Während im Fernsehen der Raketenstart von Gemini 3 zu sehen war, so berichtete seine aus Heidenheim stammende Mutter Marianne später einmal, sagte er; „Mutti, das mach ich irgendwann auch.“ Die Beharrlichkeit sollte sich auszahlen.

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Heidenheim

Thiele studierte Physik und promovierte, ehe er 1987 als Wissenschaftsastronaut ausgewählt wurde. Die D2-Spacelab-Mission betreute er 1993 als Backup-Nutzlastspezialist vom Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen aus. 2000 folgte dann der eingangs erwähnte Flug mit der US-Raumfähre und anschließend ein Besuch im Heidenheimer Rathaus. Gemeinsam mit seinen Eltern Gerhard und Marianne trug sich Thiele ins Goldene Buch der Stadt ein.

Abends empfingen ihn Bravo-Rufe, ehe er im Konzerthaus von seinem außergewöhnlichen „All“-Tag berichtete. Dennoch war er nie versucht, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Vielmehr berichtet er bis heute mit nie nachlassender Hingabe von der Notwendigkeit, auf die Verletzlichkeit der Erde zu achten, und von dem Privileg, sie von jenseits der Atmosphäre bewundern zu können. Sein mahnendes Mitbringsel aus dem All: „Bewahrt Euch Eure Träume.“

Gerhard Thiele vor seinem Raumflug im Jahr 2000. Nasa

Ab 2003 bereitete sich Thiele im nach dem Kosmonauten Juri Gagarin benannten Ausbildungszentrum bei Moskau auf die Sojus-TMA-4-Mission vor, flog als Ersatzmann allerdings nicht selber zur ISS. Anschließend übernahm er die Leitung der Astronautenausbildung der Europäischen Weltraumorganisation Esa und wählte in dieser Funktion auch Alexander Gerst als Astronauten aus. Später wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Europäischen Institut für Weltraumpolitik in Wien. Am Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule in Aachen ist er als Lehrbeauftragter tätig.

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