Benefizkonzert

Auch auf Armenisch ein Genuss: Das Konzert des Neuen Kammerchors beim Rotary Club Heidenheim-Giengen in der Walforfschule

Clapton-Hits und armenische Klänge in der Waldorfschule: Mit seinem Benefizkonzert „elements!“ bedankte sich der Neue Kammerchor beim Rotary Club Heidenheim-Giengen für 20 Jahre Unterstützung.

Für die Sängerinnen und Sänger des Neuen Kammerchors war es am Sonntag bei ihrem Konzert in der Waldorfschule vermutlich eher kühl: Sie kamen nämlich gerade von ihrer Chorreise aus Armenien zurück, wo die Temperaturen noch wesentlich höher waren. Das Publikum hatte diesen Vergleich zwar nicht, ließ es sich aber auch durch das durch die Sonne deutlich erhitzte Element Luft nicht abhalten, „elements!“, zu besuchen. So lautete der Titel des Benefizkonzerts zugunsten des Rotary Clubs Heidenheim-Giengen, und das lag zum einen an den Elementen Feuer, Wasser, Erde und eben Luft und der musikalischen Darstellung derselben der kanadischen Komponistin Katerina Gimon, das mit seinen Klängen, Lauten und Vokalisen ganz anderen Umgang mit der Stimme fordert, den die Sängerinnen und Sänger auch brillant meisterten.

Beeindruckende Solisten

Der Titel gibt auch Gelegenheit, einmal jene Elemente in den Vordergrund rücken, die das Konzert „elements!“ und die Auftritte des Neuen Kammerchors generell zu etwas ganz Besonderem machen. Da wäre mal zuvörderst ganz schlicht die Größe des Chors: Rund 70 Sängerinnen und Sänger stark ist dieser Chor, und dabei ist der Chor des Schillergymnasiums vom ständigen Wechsel geprägt. Neue Schüler kommen, frisch gebackene Abiturienten gehen – und doch bleibt der Chorklang unbeeinträchtigt. Und der ist – ganz wichtiges Element – immer von höchster Präzision, sodass vermutlich auch die Elemente Probenfleiß und Probenschweiß eine große Rolle spielen. Element Nummer drei: „Erwarte das Unerwartete“, das könnte das Motto des Chores sein. Denn dessen Programm enthält immer Überraschendes, Neues, Ungewöhnliches, auch in puncto Chorgesang.

Auch die Solistinnen und Solisten der Kammerchors überzeugten. Foto: Natascha Schröm

„Elements!“ machte da keine Ausnahme. Der Titelsong selbst ist der beste Beleg dafür. Es gab aber noch mehr. Der schwedische Folksong „Trilo“ hüllte das Publikum ein, mit sehr berührenden Klängen und Gesang, für den man kein Schwedisch können musste, um aus dem kristallklaren Gesang die Sehnsucht und Hoffnung herauslesen zu können. Immer wieder beeindruckend gute Solisten am Start zu haben, ist ein weiteres Element. Auch in diesem Konzert war dies nicht anders. Unter allen, die mit ihrem Solo begeistert haben, soll ausnahmsweise eine besonders hervorgehoben werden: Viviane Steffens, seit neun Jahren Mitglied im Kammerchor und als Solistin bereits seit vielen Jahren überzeugend, gab mit „The Cloths of Heaven“ von Rebecca Dale ihre Abschiedsvorstellung, eine makellose und sehr innige noch dazu.

Das überraschende Element wohnt auch den scheinbar bekannten Programmteilen inne. „Stevie Wonder muss ich Ihnen sicher nicht erklären“, scherzte Thomas Kammel in seiner Moderation. Seinen Sängerinnen und Sängern vermutlich schon: Stevie Wonder und Eric Clapton dürften den jungen Menschen allenfalls als Oldies bekannt sein. Sie präsentierten aber „Superstition“ und „Tears in Heaven“ ganz taufrisch und sehr mitreißend im ersten Fall und sehr bewegend im zweiten. Dazu kam, dass Claptons musikalisches Gedenken an seinen verstorbenen Sohn vom Chor sitzend und auch gehend dargeboten wurde.

„Kein schöner Land“ in Armenien

Womit wir auch beim weiteren Element wären: Immer wieder lässt sich der Chor, bei dem ausnahmslos auswendig gesungen wird, reizvolle Choreografien einfallen, die die Liedaussage unterstreichen. Bei „Get lost“ ging eine richtige Welle durch den Chor, um nur ein Beispiel für die effektvollen Moves zu nennen. Ungewöhnliche Aufstellungen sind ein weiteres Element ihrer Konzerte, und auch am Sonntag mischte der Chor immer wieder neu durch, ohne je an Qualität zu verlieren. Und Gäste gab es auch: Neben Kyoko Kanazawa, die die Begleitung am Flügel übernahm, Cellist Moriz Enßle, Brigitte Kohler am Bass und Fabian Kawohl am Schlagzeug wusste auch Anna Schuster, Schülerin am Schillergymnasium, mit ihrem Solo am Flügel zu begeistern. In ihrem Vortrag der rumänischen Volkstänze von Béla Bartók zeigte sich tatsächlich großes Talent, wie Thomas Kammel es schon angekündigt hatte.

Eine Ausnahme vom auswendigen Singen gab es doch: Die Hommage an die armenischen Gastgeber „Jerewan Erebuni“ wurde vom Blatt gesungen, denn, so Kammel, die Sprache sei doch sehr schwer. Da ist Deutsch wohl einfacher: Denn im Gegenzug hatten die Armenier das Lied „Kein schöner Land“ gelernt und auf Deutsch und auswendig gesungen, wie Kammel wissen ließ. Und das in einem Arrangement für den Kammerchor geschaffen, das auch das Publikum in der Waldorfschule genießen durfte. Geschaffen hatte es Sören Gieseler, Ex-Mitglied des Kammerchores, Komponist und Arrangeur bereits in jungen Jahren und auf dem Weg zum Berufsmusiker, der auch das „Nearer My God to Thee“ arrangiert hatte, mit dem das Publikum die begehrte Zugabe erhielt.

Lang war’s, aber schließlich gibt es ja auch was zu feiern: 20 Jahre Neuer Kammerchor. Und 20 Jahre Unterstützung durch den Rotary Club Heidenheim-Giengen. Das Konzert war also ein großes Dankeschön für die Unterstützung und die Gelegenheit, etwas zurückzugeben, etwa an die Dorffreizeiten im Kreis, die ebenfalls vom Rotary Club Heidenheim-Giengen unterstützt werden und deren Vertreter an diesem Abend auch eine Bühne erhielten. Auch das ist schließlich ein wichtiges Element des Chores: das Miteinander. Und das gilt nicht nur innerhalb des Chores.

Gäste aus Südafrika

Am 20. Juli ist der Neue Kammerchor zu Gast bei den Opernfestspielen mit seinem Konzert in der Stiftskirche Mariae Himmelfahrt in Medlingen. Das große Jubiläumskonzert aus Anlass des 20-jährigen Bestehens war ursprünglich für Oktober geplant, wird aber jetzt am dritten Advent im Congress Centrum stattfinden. Der Grund: Aus Südafrika hat sich ein Chor zum Gegenbesuch angemeldet und wird bei diesem Jubiläumskonzert mit dabei sein. „Die Gelegenheit konnte ich nicht entgehen lassen“, freute sich Thomas Kammel auf das Wiedersehen.

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