Kiloweise Zwetschen und Mirabellen hängen derzeit in etlichen Privatgärten auf den Bäumen. Das Obstjahr 2025 verspricht ein sehr gutes zu werden. Oder trügt dieser Eindruck etwa? Eine, die es wissen muss, ist Julika Stoll. Sie ist Fachberaterin für Obst- und Gartenbau am Heidenheimer Landratsamt. In dieser Funktion berät sie auch Privatpersonen bei allem rund ums Thema Obst- und Gemüseanbau.
Was das Steinobst wie Zwetschgen und Kirschen anbelangt, kann sie bestätigen: „Das Jahr läuft sehr gut, wir hatten bislang hohe Erträge.“ Die Witterung rund um die Blütezeit vieler Obstbäume sei in diesem Jahr sehr gut gewesen: Zwischen Mitte April und Anfang Mai habe es keine Spätfröste mehr gegeben und die Temperaturen waren mild: Bienen konnten so ausschwärmen und bestäuben.
Erträge folgen einem Zwei-Jahres-Rhythmus
Auch die Ernte von Kernobst wie Äpfel und Birnen verspricht in diesem Jahr besser zu werden als erwartet. Im Normalfall rechnen Obstbauern in einem Zwei-Jahres-Rhythmus: Auf ein schwächeres Jahr folgt ein besseres und darauf wieder ein schlechteres. Das liegt an der natürlichen Alternanz, durch die sich die Bäume quasi selbst ihre Vitalität erhalten. „Wir hatten im vergangenen Jahr einen sehr guten Ertrag“, erklärt Stoll. Doch das nun eigentlich folgende schwächere Jahr fällt nicht so schwach aus wie erwartet. Auch hier könnte das Wetter eine Rolle gespielt haben: „Die Knospen werden im Sommer des Vorjahres angelegt“, erklärt die Fachberaterin. 2024 habe es im Juli immer wieder geregnet, die Bäume seien deshalb durch Hitze und Trockenheit nicht so ausgezehrt gewesen.
Wie das Erntejahr bei Äpfeln und Birnen tatsächlich ausfallen wird, das wird man erst im September sehen, wenn die meisten Sorten geerntet werden können. Dann wird auch Werner Junginger wieder alle Hände voll zu tun haben. Gemeinsam mit Sohn Andreas führt er das Unternehmen Fruchtsäfte Junginger in Niederstotzingen. Die Säfte des Familienbetriebs gehören fest zum Sortiment etlicher Getränkemärkte in der Region. „Es ist dieses Jahr etwas schwer vorherzusehen“, sagt er. Sein Eindruck: Während in einem Garten die Bäume voll hängen, sehe es beim Nachbarn ganz anders aus. „Wir haben regional sehr große Unterschiede.“ Trotzdem kann auch Junginger feststellen, dass es generell deutlich besser läuft als gedacht. „Wir hatten vergangenes Jahr eine sehr gute Ernte, normalerweise gibt es dann im Folgejahr weniger Obst.“ Doch 2025 scheint eben eine Ausnahme zu bilden, was auch ihm zufolge an dem Regen und den kühleren Temperaturen ab Mitte Juli liegen kann. „Der Regen war ungemein wertvoll für die Bäume.“
Während in einem Garten die Bäume voll hängen, sieht es beim Nachbarn ganz anders aus.
Werner Junginger von Fruchtsäfte Junginger
Um die eigenen Obstbäume vital und tragend zu halten, empfiehlt Fachberaterin Julika Stoll übrigens eine konsequente und gute Pflege. Insbesondere geht es um den richtigen Schnitt. Grundsätzlich gilt die Faustregel: In starken Erntejahren wird im Winter schwächer geschnitten und umgekehrt.
Obst- und Gemüseanbau: Beratung für Privatleute
Julika Stoll steht explizit auch Privatleuten bei Fragen rund um den Obst- und Gemüseanbau zur Verfügung. Die meisten Fragen drehen sich dabei rund um die Themen Schädlinge, Veredelung oder Sorten. Auch beim Thema Baumschnitt kann Stoll Tipps geben. Zu erreichen ist sie telefonisch unter Tel. 07321.321-1352 oder per E-Mail an j.stoll@landkreis-heidenheim.de.
Wer sich nicht selbst an den Schnitt der eigenen Obstbäume herantraut, kann die örtlichen Obst- und Gartenbauvereine kontaktieren. Viele von ihnen bieten ihre Hilfe an.