Die Hoffnungen scheinen berechtigt, dass am 5. Juli die Sonne vom Himmel strahlt. Auch ohne Blick auf jetzt ohnehin noch mit einigen Unschärfen behaftete Wettervorhersagen. Vielmehr verspricht der bloße Eintrag im städtischen Veranstaltungskalender für besagten ersten Samstag im Juli beste äußere Bedingungen. Denn wenn im südlichen Vorort der „Mergelstetter Sommer“ stattfindet, ist es warm und trocken. Meistens jedenfalls.
Am 5. Juli steigt von 13 bis 24 Uhr das Sommerfest zwischen der Silcherschule, dem Lehrschwimmbad und den beiden Hallen zum achten Mal. Rechnet man die beiden Schulfeste hinzu, aus denen sich die Veranstaltung entwickelt hat, dann feiern die Organisatoren in diesem Jahr ein kleines Jubiläum. Lediglich zweimal zwang Regen zur Flucht unters Hallendach, so auch 2024, „allerdings konnten wir immer draußen beginnen, und wir haben die gute Stimmung dann einfach mit reingenommen“, sagt Karl Tränkle, seit 2015 Vorsitzender des Vereins der Selbstständigen in Mergelstetten (Sim), der federführend für einen reibungslosen Ablauf sorgt.
Ziel bleibt die schwarze Null
Gemeinsam mit Christoph Knak, dem Leiter der Kinderwelt Mergelstetten, ging Tränkle Anfang der Woche nochmals den Stand der Vorbereitungen und das Programm durch – auf einer zu diesem Zeitpunkt menschenleeren Fläche, die am 5. Juli allerdings bestens besucht sein wird. In der Vergangenheit kamen stets bis zu 3500 große und kleine Besucher und trugen dazu bei, dass trotz bewusst moderat gehaltener Preise am Ende die angepeilte schwarze Null stand.
Auch heuer wartet Bewährtes auf die Gäste: Bullriding, Hau-den-Lukas, eine Spielstraße, Auftritte des Posaunenchors und der Grundschule Reutenen und vieles mehr. Ebenfalls schon traditionell: Livemusik ab 20 Uhr. Auf der Bühne steht dann nach ihrer viel beklatschten Premiere im vorigen Jahr erneut die Formation Popp-Music.
Ort mit Stärken und Schwächen
Für den Zusammenhalt und das Wirgefühl im Ort ist der „Mergelstetter Sommer“ von großer Bedeutung. Findet auch Sim-Chef Karl Tränkle, der im Interview gleichwohl auf Verbesserungsbedarf hinweist.
Herr Tränkle, der „Mergelstetter Sommer“ sollte von Anfang an kein Ersatz für das frühere Dorffest sein. Ist er aber nicht genau das geworden?
Karl Tränkle: Die Veranstaltung ist auf jeden Fall gleichwertig. Der größte Unterschied besteht darin, dass das Dorffest eine Veranstaltung des Sportvereins war. Am „Mergelstetter Sommer“ sind dagegen mehrere Vereine und Organisationen beteiligt. Und das Schöne ist: Die Zusammenarbeit hat allen einen richtigen Ruck gegeben. Da gibt es kein Gegeneinander und kein neidisches Beäugen.
Wie sieht es denn konkret mit freiwilligen Helfern aus? Das Dorffest ist ja im Wesentlichen seit 2001 Geschichte, weil immer weniger Leute mit anpacken wollten.
Genügend Freiwillige zu finden, ist heutzutage schon ein grundsätzliches Problem. Organisatoren tun sich überall schwer damit. Bei uns funktioniert es aber glücklicherweise sehr gut. Es sind immer so viele Helfer da wie nötig. Vorbildlich ist beispielsweise das Engagement der Naturfreunde. Sie helfen beim Auf- und beim Abbau, außerdem arbeiten sie noch am Getränkestand. Ich finde es auch klasse, wie die Zusammenarbeit mit denjenigen funktioniert, die von Anfang an dabei sind: Da gilt das Wort, das man sich zuvor gegeben hat.
Der „Mergelstetter Sommer“ ist eine eintägige Veranstaltung. Soll das so bleiben?
Ja, daran ändern wir nichts. Der Aufwand für einen weiteren Tag wäre einfach zu groß.
Mergelstetten ist räumlich in zwei Bereiche getrennt: in den eigentlichen Ortskern und die Reutenen. Viele, die „oben auf dem Berg“ wohnen, orientieren sich eher nach Heidenheim. Deckt sich das mit Ihrem Eindruck?
Grundsätzlich ist es leider so. In Bezug auf das Sommerfest hat sich das allerdings mittlerweile verbessert, seit die Grundschule Reutenen alle zwei Jahre mitmacht. Es ist doch so: Wenn man mal „unten“ dabei war, kommt man bei anderen Veranstaltungen wieder. Ich denke da zum Beispiel ans Glühweinfest der Feuerwehr.
Sie als gebürtiger Mergelstetter können es aus eigener Erfahrung beurteilen: Wie ist es grundsätzlich um den Zusammenhalt im Ort bestellt?
In kleinen Ortschaften auf der Alb finden Sie natürlich eine sehr enge Verbindung zwischen den Menschen. Mergelstetten ist zwar längst kein Dorf mehr, aber wir haben uns hier in Vielem den dörflichen Charakter und einen ausgeprägten Zusammenhalt bewahrt. Und jeder, der hierherzieht, kann sich problemlos integrieren, wenn er es denn möchte.
Wo muss nachgebessert werden, um Mergelstetten dauerhaft voranzubringen? Ein auf einen Tag beschränktes Fest ist ja kein Spiegelbild des gesamten restlichen Jahres.
Die Infrastruktur hat ihre Mängel. Das muss man ganz deutlich sagen. Außer einem Discounter auf den Reutenen und einem Metzger auf dem Erbisberg haben Sie derzeit keine Möglichkeit mehr, Lebensmittel einzukaufen. Früher hat man sich beim Bäcker getroffen, hat miteinander gesprochen und sich ausgetauscht. Das fällt heute völlig flach. Ich bin der Meinung, dass es Aufgabe der Stadtverwaltung und der Stadträte ist, daran endlich etwas zu ändern.
Viele helfende Hände
Von einem ausgeprägten Miteinander zeugt die große Zahl der Akteure, die auch in diesem Jahr wieder am Ablauf des „Mergelstetter Sommers“ beteiligt sind. Dazu gehören die Selbstständigen in Mergelstetten, Förderverein der Kinderwelt und Silcherschule, Grundschule Reutenen, DRK, Feuerwehr, Obst- und Gartenbauverein, Naturfreunde, Liederkranz, VdK, SVM, Posaunenchor, evangelische und katholische Kirche, Kleintierzüchter, Katzen- und Tierhilfeverein.