Leserbrief

Das Heidenheimer Rathaus sollte den Kaufpreis mitteilen

Leserbrief zum bevorstehenden Abriss des Rager-Hauses in Heidenheim:

Der Kauf und der bevorstehende Abriss des Rager-Hauses werfen viele unbeantwortete Fragen auf. Laut Bericht hat die Stadt das Gebäude nach langen und kostspieligen Verhandlungen endlich erworben – offenbar, um Platz für die geplante Gastronomie mit dem Café Extrablatt zu schaffen. Als Bürger frage ich: Wie viel Geld wurde dafür tatsächlich ausgegeben? Warum erfahren wir den Kaufpreis nicht? Ebenso interessiert uns, was der gesamte Aufwand, also der Erwerb des ehemaligen Café Sonnleitner, des Rager-Hauses sowie sämtliche Abriss- und Planungskosten, die Stadt insgesamt kostet. Dabei sollte doch klar sein: Wenn eine Stadt ein Grundstück oder Gebäude von Privatpersonen erwirbt, handelt es sich um ein öffentlich-rechtliches Rechtsgeschäft mit Mitteln aus dem Gemeindehaushalt. Damit gilt grundsätzlich das Prinzip der öffentlichen Kontrolle über den Umgang mit Steuergeldern.

Genau deshalb ist die Offenlegung solcher Ausgaben keine freiwillige Geste, sondern eine Selbstverständlichkeit. Wurde überhaupt geprüft, ob zumindest der Erhalt der historischen Fassaden möglich wäre? Das Rager-Haus ist eines der ältesten Fachwerkhäuser in Heidenheim und prägt das Stadtbild seit Generationen. Ein Abriss ohne ernsthafte Prüfung alternativer Lösungen ist schlicht verantwortungslos. Die Fassaden der Vorderfront könnten wunderbar in das Stadtbild integriert werden. Nur abzureißen ist der einfachste, aber zugleich endgültige Weg.

Besonders befremdlich ist der Eindruck, dass hier offenbar alles getan wird, um den Wünschen des Café Extrablatt entgegenzukommen. Gibt es andere Unternehmen, die vor ihrem Geschäftsbeginn derart großzügig mit Steuergeldern bedacht wurden? Wenn nicht, dann handelt es sich um eine klare Bevorzugung, bezahlt von den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt. Oberbürgermeister Salomo wäre gut beraten, die Bürgerinnen und Bürger stärker einzubinden und Entscheidungen offen zu kommunizieren. Bei Projekten, die so tief in die Stadtgeschichte und den Haushalt eingreifen, ist Transparenz kein freiwilliger Akt, sondern Pflicht. Nur durch Offenlegung aller relevanten Zahlen kann das Vertrauen in Verwaltung und Gemeinderat wieder gestärkt werden. Transparenz ist kein Luxus. Sie ist Pflicht.

Ute Ludwig, Heidenheim