Eröffnungen und Umzüge

Café, Taschen, Retouren und Brautmode: Diese Neuerungen sind in Heidenheims Innenstadt sichtbar

In Heidenheims Innenstadt bewegt sich derzeit viel. Mehrere neue Geschäfte haben in den vergangenen Wochen eröffnet, darunter ein Café, ein Retourenladen, ein Taschengeschäft und ein Brautmoden-Salon.

Ein Ort, an dem der Wandel sichtbar wird, liegt in der Hinteren Gasse: Anfang November haben Martin und Sarah Ziegler in einem Teil des früheren Gasthauses Lamm ein kleines Café eröffnet, schlicht „Martin’s" genannt, das eines der wenigen Cafés in Heidenheim ist, das auch montags offen hat. Auf der Karte stehen Kaffeespezialitäten, Matcha und Limonaden. Die Einrichtung, wie etwa die Theke aus Metall und Holz, hat er selbst entworfen und gebaut – ein reduzierter urbaner Look mit hellen Farben, klaren Linien.

Durch das große Schaufenster sieht Ziegler, wer draußen vorbeigeht. Oft grüßt er Bekannte, manche kommen herein, trinken einen schnellen Espresso. Andere bleiben länger, treffen sich zum Ratschen. Das einstige Gasthaus-Gebäude scheint zum Sprungbrett geworden zu sein: Hier starteten einst das Restaurant Humus & Co. und das Tattoostudio Notorious, bevor beide in größere Räume umzogen.

Café und Arbeitsort zugleich

Für Ziegler führte eine Reihe beruflicher Veränderungen – von der Schlosserei über das Studium bis zur Aufgabe seiner Werkstatt im WCM-Gebäude – schließlich zu einem neuen Ansatz: ein Arbeitsort, der zugleich öffentlicher Raum ist. „Genau diese Mischung habe ich mir gewünscht“, sagt Ziegler.

Karussellbauer, Produktdesigner, jetzt zudem noch Barista: Martin Ziegler vor seinem Café in der Hinteren Gasse in Heidenheim. Rudi Penk

Ziegler, gelernter Metallbauer und Produktdesigner, führt nebenbei seine Firma Urban Product weiter. Er beginnt früh mit dem Laptop an einem der kleinen Tische, entwirft Produkte oder beantwortet Anfragen. Begleitet wird er dabei von seiner Frau Sarah, die er während seines Produktdesign-Studiums in Berlin kennengelernt hat. Sie stammt aus Heidenheim, studierte Erziehungswissenschaften und leitet heute die Waldorf-Krippe. 2015 zog das Paar aus familiären Gründen in ihre Heimatstadt zurück.

Schneider kreiert Braut- und Abendmode

Wer durch die Fußgängerzone geht, bemerkt weitere Veränderungen: Brautmode, Immobilien, Brillen und Taschen – überall wurden neue Läden eröffnet oder bestehende Geschäfte verlegt.

Patrik-Dominik Tar inmitten seiner selbst gefertigten Braut- und Festkleider im Laden in der Heidenheimer Fußgängerzone. Rudi Penk

An der Hauptstraße 40, im früheren Tattoostudio Sinners Circle, hat Patrik-Dominik Tar vor einigen Wochen das Brautmode-Studio TP Wedding Salon“ eröffnet. Alle Modelle sind Einzelanfertigungen, die Tar entwirft und näht. In seiner Heimat Ungarn hat er eine Schneiderausbildung absolviert; heute setzt er seine Fertigkeiten in feiner Braut- und Abendmode um. Im Laden dominieren cremefarbene Kleider – von schlicht-elegant bis verspielt mit Spitze und Pailletten. Die sogenannte Tattoo-Spitze fertigt Tar ebenfalls selbst; das ornamentartige Muster wird auf den Stoff aufgenäht, teils mit Hilfe seiner Mutter. Auch Abend- und Partymode gehört zu seinem Repertoire.

Der Laden sei gut angelaufen, berichtet Tar. Es kämen zwar auch Kundinnen aus Heidenheim, doch die meisten kämen aus dem weiteren Umkreis. Häufig gehe er auf individuelle Wünsche ein, kombiniere Elemente aus verschiedenen Kleidern, passe Rock, Ausschnitt oder Spitze so an, wie es die Kundinnen wünschen. „So wird aus drei Kleidern eins.“

Taschenladen auf Zeit

Im ehemaligen Schuh-Baumann-Gebäude ist ein weiterer Leerstand gefüllt worden – wenn auch nur temporär. Roland Lindner betreibt dort ein Taschengeschäft als Saisonsortiment bis Jahresende. Der Pensionär, der früher mit seiner Frau ein Fachgeschäft in Nördlingen führte, pflegt enge Kontakte zu Großhändlern, die zum Jahresende ihre Lager räumen. Die guten Einkaufskonditionen könne er an die Kundschaft weitergeben. Angeboten werden Ledertaschen, Rucksäcke, Aktentaschen, Synthetiktaschen, Geldbörsen und Reisekoffer sowie eine Modeecke mit Kapuzenpullis, Sweatshirts und Schals. Zuvor hatte Lindner mehrere Jahre Sonderverkäufe bei Leder-Böhringer in Aalen organisiert.

Roland Lindner hat mit seinen Ledertaschen das ehemalige Schuhgeschäft Baumann in Heidenheim bezogen bis Jahresende. Karin Fuchs

Dass er in diesem Jahr in Heidenheim gelandet ist, war Zufall: Auf der Heimfahrt aus dem Urlaub machten er und seine Frau einen Zwischenstopp und entdeckten das leer stehende Gebäude. Seit Beginn des Winterdorfs sei die Kundenfrequenz allerdings zurückgegangen, weil die Bühne teilweise die Sicht auf den Laden versperre.

Immobilien-Büro folgt auf Kleiderladen

Auch in der Hauptstraße 16 ist nach Umbau ein lange andauernder Leerstand gefüllt: Im ehemaligen Orsay-Kleiderladen ist Bernd Busse mit seinem Büro Fairtrade Immobilien eingezogen, das er vor mehr als zehn Jahren gegründet hat. Ursprünglich an der Grabenstraße ansässig und später vorübergehend in der Pfluggasse, will Busse nun mit dem Schritt in die Hauptstraße sichtbarer werden. Das Büro sei bewusst modern eingerichtet, mit Betonoptik-Boden und Sitzgruppen im Raum.

Nach dem jahrelangen Leerstand ist nun ein Immobilienbüro im Eckgebäude an der Hauptstraße in Heidenheim.
Nach dem jahrelangen Leerstand ist nun ein Immobilienbüro im Eckgebäude an der Hauptstraße in Heidenheim. Rudi Penk

Brillengeschäft zieht in der Heidenheimer Hauptstraße um

Zwei Häuser weiter steht die nächste Veränderung an: Die Fielmann-Filiale zieht innerhalb der Hauptstraße um – vom bisherigen Standort 19/21 in den früheren Gerry-Weber-Laden in der Hauptstraße 4–8. Der Grund: Am bisherigen Standort sei man der steigenden Zahl an Kunden nicht mehr gewachsen, teilt die Pressesprecherin des Konzerns mit.

Fielmann zieht innerhalb der Heidenheimer Fußgängerzone um. Rudi Penk

Die Verkaufsfläche des Brillenfachgeschäfts wächst von 200 auf 280 Quadratmeter. Dort sollen ein zusätzlicher Raum für Sehtests und eine neue Hörakustik-Abteilung mit zwei Kabinen entstehen. Mittelfristig soll das Team um zwei Mitarbeitende erweitert werden. Die Eröffnung ist für den 11. Dezember 2025 geplant.

Spielzeug aus Retouren an der Pfluggasse in Heidenheim

Ein bunter Schriftzug am Schaufenster fällt seit einigen Tagen in der Pfluggasse 9 auf, an der Ecke zur Grabenstraße. Dort haben die Geschwister Sascha und Xenja Djedovic „Xenja’s Retourenwelt eröffnet. Schwerpunkt ist Marken-Kinderspielzeug. Das Geschäftsmodell: Retourenware wird von einem Großhändler gekauft und günstig weiterverkauft. „Der Karton ist beschädigt, die Ware einwandfrei“, sagt Xenja Djedovic. Sie selbst habe drei Kinder und wisse, wie teuer Spielzeug sein kann – daher der Wunsch, eine günstigere Alternative anzubieten. Außerdem sei das Konzept nachhaltig, da die Verpackung meist ohnehin entsorgt werde.

Auf Retouren-Spielzeug spezialisiert hat sich Xenja Djedovic, die ihren Laden an der Ecke Grabenstraße und Pfluggasse eröffnet hat.
Auf Retouren-Spielzeug spezialisiert hat sich Xenja Djedovic, die ihren Laden an der Ecke Grabenstraße und Pfluggasse eröffnet hat. Rudi Penk

Die Geschwister betreiben seit Längerem einen Online-Verkauf, der bestehen bleibt. In einer Halle in Weidenstetten hatten sie zudem einen Lagerverkauf. Doch eigentlich sei ein Laden schon immer ihr Wunsch gewesen. „Es ist schön zu sehen, wie begeistert die Kinder sind, wenn sie das Spielzeug anschauen.“ Als sie den Leerstand in der Pfluggasse entdeckten, sei die Entscheidung für einen eigenen Laden gefallen, berichtet die junge Frau. Im Laden seien die Preise noch günstiger, weil weder Verkaufsgebühren noch Versandkosten anfallen.

Laden für Babybedarf schließt

Neben den Eröffnungen kündigen sich immer auch Schließungen an. Eine davon ist die Baby- und Kinderwelt an der Grabenstraße in den früheren Räumen der Musikschule Primus. Nach zwei Jahren ist Ende Dezember Schluss. Der Grund sei zu geringer Umsatz, sagt die Betreiberin. Über mangelnde Kundschaft könne sie sich nicht beklagen, doch kämen etliche leider nur, um sich beraten zu lassen, nicht um zu kaufen.

Die Baby- und Kinderwelt an der Grabenstraße in Heidenheim schließt nach zwei Jahren.
Die Baby- und Kinderwelt an der Grabenstraße in Heidenheim schließt. Rudi Penk