Wirtschaft

Bundespaket mit Wirkung? So reagieren Firmen in Ostwürttemberg auf die Pläne

Zeiss, Hartmann und Hensoldt begrüßen das Investitionspaket der Bundesregierung – sehen aber nur begrenzte Wirkung auf ihre Investitionsentscheidungen.

Mit einem ganzen Bündel an steuerlichen Erleichterungen will die Bundesregierung die Investitionstätigkeit in Deutschland ankurbeln. Das sogenannte „Wachstumschancengesetz“ sieht unter anderem eine degressive Abschreibung von 30 Prozent, eine schrittweise Senkung der Körperschaftssteuer sowie eine Ausweitung der Forschungszulage vor. In Ostwürttemberg stößt das Paket auf grundsätzliche Zustimmung – wird in der Praxis jedoch unterschiedlich gewichtet.

Ein klares Ja von Zeiss in Oberkochen

Der Technologiekonzern Zeiss begrüßt das Investitionspaket ausdrücklich. Es sei ein „wichtiger Schritt zur Stärkung der Wirtschaft in Deutschland und in Ostwürttemberg“, so das Unternehmen in einer Stellungnahme. Dass sich Zeiss so sparsam äußert, dürfte indes einen positiven Grund haben: Das Unternehmen investiert bereits seit vielen Jahren am Standort Deutschland – das Südwerk in Oberkochen wächst und wächst, dank Investitionen im deutlich neunstelligen Bereich. Der Stopp des Projekts in Ebnat war bislang nur ein leichter Dämpfer.

Hartmann: Unterstützung, aber kein Gamechanger

Etwas ausführlicher fällt die Einschätzung bei der Paul Hartmann AG in Heidenheim aus. Zwar sieht man die steuerlichen Maßnahmen als grundsätzlich positiv, der direkte Einfluss auf die Investitionsentscheidungen des Unternehmens sei jedoch begrenzt. „Degressive Abschreibungen bewirken im Wesentlichen nur eine zeitliche Verlagerung steuerlicher Effekte“, heißt es aus der Unternehmenszentrale. Die Investitionstätigkeit sei bereits stark ausgeweitet worden – auf rund 155 Millionen Euro jährlich, vor allem in die Produktion und neue Produkte. So flossen unter anderem 40 Millionen Euro in die Erweiterung des Standorts in Herbrechtingen.

Die geplante schrittweise Senkung der Körperschaftssteuer werde hingegen als „besonders relevant“ angesehen: Sie reduziere Wettbewerbsnachteile gegenüber Ländern mit niedrigeren Steuersätzen und sorge für mehr Planungssicherheit. Auch von der ausgeweiteten Forschungszulage profitiert Hartmann – wenn auch noch in überschaubarem Rahmen: Die Anforderungen seien derzeit noch eng gefasst, Potenziale würden aber laufend geprüft, so ein Sprecher.

Einen eher geringen Einfluss misst Hartmann der beschleunigten Abschreibung von betrieblich genutzten E-Fahrzeugen bei. Der Grund: Das Unternehmen least seine Fahrzeuge – die Regelung greift hier nicht. Unabhängig davon arbeite man aber an einer CO₂-Reduktion der Flotte, so das Unternehmen.

Hensoldt: Investitionen bleiben strategisch motiviert

Beim Verteidigungselektronik-Konzern Hensoldt in Oberkochen fällt die Einschätzung zurückhaltender aus. Die Investitionen würden kontinuierlich mit dem Geschäftswachstum steigen – „unabhängig vom Investitionspaket“. „Investitionsentscheidungen treffen wir dabei nach strategischen Gesichtspunkten. Insofern trifft der von der Bundesregierung beschlossene sogenannte Wachstumsbooster auf unsere Branche nur begrenzt zu, ist aber ein grundsätzlich begrüßenswerter Schritt“, sagt Unternehmenssprecher Alexander Ogger. Denn die Rüstungsbranche profitiert – wie auch Hensoldt – von einer anderen Entscheidung der Bundesregierung und auch der Europäischen Union: nämlich die Ausgaben für Rüstung massiv zu erhöhen.

Das sorgt beim Konzern, der seinen Sitz in Taufkirchen bei München hat, aber in Ulm und Oberkochen bedeutende Standorte betreibt, nicht nur für volle Auftragsbücher, sondern auch für einen lang anhaltenden Höhenflug an der Börse: Zu Beginn des Börsengangs notierte die Hensoldt-Aktie bei 11,30 Euro, inzwischen kommt sie auf mehr als 100 Euro.

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