Sanierung abgeschlossen

Bornefeld-Orgel: Zwei kuriose Funde in der Christuskirche Heidenheim gemacht

Sie ist weltweit einmalig – und nun frisch saniert: Auf der Bornefeld-Orgel in der Heidenheimer Christuskirche kann wieder gespielt werden. So manch kurioser Fund kam während der Arbeiten zum Vorschein.

Kleinod kennt man. Kostbar, teuer, oftmals funkelnd. Klar. Aber gibt es eigentlich eine gigantisierte Version eines Kleinods? Ein Großod, wenn man so will? Falls ja, findet sich ein solches definitiv in der Heidenheimer Christuskirche. Die Bornefeld-Orgel, in ihrer Art weltweit einmalig, wurde kürzlich fertig saniert. Wie steht sie nun da? Kostbar, teuer, oftmals funkelnd. Klar.

Zahn der Zeit nagte an der Bornefeld-Orgel

Gebaut 1960 von der Giengener Firma Link – und zwar nach den eindeutigen Vorgaben des damaligen Heidenheimer Kirchenmusikdirektors Helmut Bornefeld –, hatte das Nagen des Zahns der Zeit inzwischen eindeutige Spuren an der Orgel hinterlassen. Insbesondere das Klangkonzept, welches diese Bornefeld-Orgel zu einem absoluten Unikum macht, hatte darunter gelitten.

Schließlich entschloss sich die evangelische Kirchengemeinde, die Sanierung der Orgel in die Wege zu leiten. Kein leichtes Unterfangen: Von Ende Februar bis Anfang November wurde das Instrument quasi einmal komplett ausgeweidet. Mehr als 10.000 verschiedene Teile wurden peu à peu von Hand entnommen, gereinigt, restauriert, repariert und letztlich wieder eingebaut. Ein Akt, aufgrund dessen Umfang man sogar auf die Gegenempore der Christuskirche ausweichen musste, wie Thomas Wohlleb von der Giengener Orgelmanufaktur Gebrüder Link – wo die Orgel einst herkam – berichtet.

Bezirkskantor Leonard Hölldampf (links) und Orgelbauer Thomas Wohlleb waren intensiv in die Sanierung der Bornefeld-Orgel involviert.
Bezirkskantor Leonard Hölldampf (links) und Orgelbauer Thomas Wohlleb waren intensiv in die Sanierung der Bornefeld-Orgel involviert. Foto: Natascha Schröm

Nicht zuletzt die innenliegende Elektrik wurde modernisiert. „Jedes der einzelnen vier Werke, oder auch Manuale, der Orgel hat jetzt eine eigene Stromversorgung“, erklärt Wohlleb. Das elektrische Innenleben sei in seinem prä-sanierten Zustand teilweise „grenzwertig“ gewesen – inklusive Funkenflug und Sicherheitsbedenken.

Den wohl größten Aspekt der Arbeiten machte das Herzstück der Bornefeld-Orgel aus: der Klang. „Das war eine sehr zeitintensive Arbeit“, erzählt Wohlleb, weswegen sich die Sanierung auch um einige Monate verzögert hat. Gelohnt hat es sich dennoch. „Davor gab es beim Orgelspiel einige klangliche Überraschungen“, berichtet Heidenheims Bezirkskantor Leonard Hölldampf, der die Sanierung koordinierend begleitet hat. „Nun haben wir sozusagen wieder geschärfte Klänge für gespitzte Ohren.“ Auch die Windversorgung der Orgel wurde auf Vordermann gebracht – „zuvor konnten die Pfeifen gar nicht richtig sprechen“, weiß Thomas Wohlleb.

Nun haben wir sozusagen wieder geschärfte Klänge für gespitzte Ohren.

Leonard Hölldampf, Bezirkskantor

Nicht zuletzt optisch macht die Christuskirchenorgel heute mehr her als noch vor einigen Monaten. So manche, mit dem bloßen Auge erkennbaren Risse sind nun ein Ding der Vergangenheit. Außerdem erstrahlen die Metallpfeifen in den vordersten Reihen der Orgel in neuem Glanz. In Heidenheim steht heute die technisch modernste Bornefeld-Orgel der Welt.

Rund acht Monate mussten die Kirchgängerinnen und Kirchgänger auf den Sound der Orgel verzichten. Ein Klavier und wahlweise auch eine Truhenorgel sorgten in dieser Zeit für musikalische Abhilfe. Mit rund 103.000 Euro sind die Kosten im angepeilten Rahmen geblieben. Etwa 2000 Euro konnten eingespart werden, indem Kirchenmusiker in Eigenleistung und ehrenamtlich das Reinigen der Pfeifen übernommen haben. Wie Leonard Hölldampf erklärt, wurden rund zwei Drittel der Kosten durch Spender und Stifter getragen.

Die Orgelschuhe des früheren Kantoren und Organisten der Christuskirche, Kurt Altmann: ein kurioser Fund im Inneren der Orgel.
Die Orgelschuhe des früheren Kantors und Organisten der Christuskirche, Kurt Altmann: ein kurioser Fund im Inneren der Orgel. Foto: Natascha Schröm

Übrigens: Das mit 26 Registern ausgestattete Instrument, welches zu den wenigen Orgeln Bornefelds in mittlerer Größe zählt, hat im Zuge der Sanierung mit der ein oder anderen Kuriosität aufgewartet. Der Fund einer skelettierten Fledermaus in einer Orgelpfeife zählt beispielsweise dazu, außerdem wurde wohl „das Geheimnis der Orgel“ gelüftet. Zumindest wurde Leonard Hölldampf ein solches Geheimnis angekündigt, ehe die Arbeiten begannen. Und tatsächlich: Im Inneren der Orgel fanden die Orgelbauer eines Tages einen quietschgelben Koffer mit der Aufschrift „Orgelschuhe von Herrn Kurt Altmann, dem ersten Kantoren und Organisten der Christuskirche“. Ebenjene Schuhe befanden sich in der Tat in jenem Koffer – ein Überbleibsel einer Zeit, in der es noch einen hauptamtlichen Kirchenmusiker in der Christuskirche gegeben hat. Und gleichzeitig der Beweis, dass dem Kern der Bornefeld-Orgel nicht nur ein ganz besonderer Klang innewohnt.

Wiedereinweihung der Orgel am 13. Dezember

Ihre musikalische Einweihung erlebt die sanierte Bornefeld-Orgel am Samstag, 13. Dezember. In der Christuskirche wird dann ab 16 Uhr der Adventschoral „Nun komm, der Heiden Heiland“ von Samuel Scheidt angestimmt. Liturgisch wird die Einweihung von Pfarrer Frank Bendler begleitet, musikalisch von Leonard Hölldampf. Im Anschluss gibt es eine Orgelführung mit Thomas Wohlleb.