Die Ankündigung des Voith-Konzerns, innerhalb der kommenden zwei Jahre bis zu 2500 Stellen abbauen zu wollen, schwerpunktmäßig in Deutschland, hat für überregionale Medienresonanz gesorgt. Auch lokale Vertreter aus Politik und Wirtschaft äußern sich besorgt.
Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo weist darauf hin, dass Voith seit fast 160 Jahren eng mit Heidenheim verbunden sei, als Gründungshaus, als größter Arbeitgeber und als Innovationsmotor der Stadt. „Der gestern angekündigte Stellenabbau trifft nicht nur das Unternehmen, sondern unsere Stadtgesellschaft“, so Salomo. Die Perspektive eines Stellenabbaus, der Deutschland überproportional betreffen soll, treffe den Standort Heidenheim selbstverständlich in besonderer Weise. „Wir setzen darauf, dass sich die Voith-Familie und die Unternehmensführung weiterhin klar zum Standort Heidenheim bekennen und alles daransetzen, die traditionsreiche Verbundenheit und die industrielle Stärke hier in unserer Stadt zu sichern", sagt der Oberbürgermeister.
Der gestern angekündigte Stellenabbau trifft nicht nur das Unternehmen, sondern unsere Stadtgesellschaft.
Oberbürgermeister Michael Salomo
IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler als Vertreter der Wirtschaft kennt die angespannte wirtschaftliche Situation, die die allermeisten Unternehmen im Kammerbezirk der IHK Ostwürttemberg umtreibe. „Der geplante und nun verkündete Stellenabbau beim größten Arbeitgeber Heidenheims, dem Maschinen- und Anlagenbauer Voith, bildet die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen vor allem in den Industriebetrieben ab“, sagt er. Wie stark dabei die Region mit der Firmenzentrale in Heidenheim betroffen sein wird, bleibe abzuwarten, so Rentschler.
Dringender Handlungsbedarf
„Hohe Energiekosten und eine überbordende Bürokratie und Regulatorik gefährden angesichts anhaltender Stagnation beim Wirtschaftswachstum zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrieunternehmen“, stellt der IHK-Hauptgeschäftsführer fest. Bei zahlreichen Gelegenheiten habe sich die IHK in Stuttgart und Berlin gegenüber Mandatsträgern klar positioniert und auf falsche Entwicklungen hingewiesen. „Es existiert ein dringender Handlungsbedarf“, so Rentschler. Seiner Meinung nach müsse die Wirtschaft mit ihren Anliegen in den Mittelpunkt des politischen Handelns gestellt werden.

„Wir haben leider eine grundsätzliche Herausforderung und strukturelle Problematik mangelnder Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter. Deshalb sei es erwartbar gewesen, dass auch heimische Unternehmen früher oder später vom Stellenabbau betroffen seien, weil die strukturellen Probleme in Deutschland zu lange nicht gelöst wurden. „Dass es Voith nun in einem so erheblichen Ausmaß betrifft, ist besonders bitter“, so Kiesewetter. Er wünsche den vielen Familien, die nun von Unsicherheit betroffen sind, viel Kraft.
„Im Austausch mit unserer regionalen IG Metall suche ich den Schulterschluss für eine gute Lösung“, sagt der Abgeordnete. Er erinnert auch an die getroffene Vereinbarung zur Standortsicherung für Heidenheim. Dafür habe die Voith-Belegschaft in Heidenheim schon viel Vorleistung erbracht. „Trotzdem zeigt uns das die Dringlichkeit, an den strukturellen Problemen unseres Wirtschaftsstandorts etwas zu ändern“, ist sich der Bundespolitiker aber auch bewusst.
Garant für Erfolg, nicht Ballast
Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Stoch erinnert daran, dass die Stärke des Unternehmens Voith immer gewesen sei, dass langfristig geplant und investiert wurde, um den Erfolg des Unternehmens und auch die Arbeitsplätze in Heidenheim erhalten zu können. „Auch wenn möglicherweise Anpassungen und Sparmaßnahmen in der Führungsebene notwendig sind, darf darunter nicht die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens leiden“, sagt Stoch, der auch Landesvorsitzender der SPD ist. Wenn das Programm „Perform To Grow“ umgesetzt werden solle, zum Beispiel mit einer Verdopplung des Umsatzes innerhalb von zehn Jahren, brauche Voith jede qualifizierte Arbeitskraft auch und gerade in Heidenheim, um diese Ziele auch zu erreichen.

„Das Unternehmen sollte sich daher, was in der Vergangenheit seine Stärke war, auf die Entwicklung neuer und erfolgreicher Produkte konzentrieren und nicht panisch mit einem Kahlschlag bei den Beschäftigten reagieren“, erklärt Stoch. Die Beschäftigten seien in den vergangenen Jahrzehnten der Garant für den Erfolg des Unternehmens gewesen und dürften jetzt nicht wie Ballast behandelt werden. Auch Stoch kündigt Gespräche mit Gewerkschaft und Betriebsrat an, um zu hören, welche politische Unterstützung notwendig sei.

Führungskräfte und indirekte Mitarbeitende: Voith will weltweit bis zu 2500 Stellen abbauen - So kommt die Nachricht in Heidenheim an


