Im gut besuchten Konzerthaus erzählte der Choreograf und Tanzpädagoge Alan Brooks von dem Tanzprojekt „Morgengrauen“ – in Anlehnung an die existenziellen Fragen aus „Peer Gynt“. Sechs Wochen lang hatten 30 Schülerinnen und Schüler, die meisten ohne Tanz- oder Bühnenerfahrung, in einem Gemeinschaftsprojekt erkundet, was es heißt, als junger Mensch auf seinem Weg zu sein.
Was heißt Jugend, was bedeutet Wahrhaftigkeit und wohin soll mein Weg gehen? Diesen Fragen stellten sich die Acht- und Neuntklässler der Gemeinschaftsschule am Brenzpark, der Karl-Döttinger-Schule, der Pistoriusschule sowie Tänzerinnen aus dem Heidenheimer Tanzwerk.
Weit ausgreifende Gesten im Konzerthaus Heidenheim
Brooks hatte den Teenagern im Laufe des Projekts Impulse gegeben, aus denen heraus sie ihre eigenen Bewegungen und Interpretationen entwickelt haben. Brooks sagte: „Diese jungen Menschen gingen an ihre Grenzen und darüber hinaus. Wie sie sich eingebracht und selbst erkundet haben, ist großartig.“ Und großartig war das, was die Zuschauer zu sehen bekamen. In acht Szenen brachten die Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Körpern auf dem Boden, mit Drehungen, Sprüngen und weit ausgreifenden Gesten zum Ausdruck, wer sie sind und wie sie sich sehen.
Das Publikum war wie gebannt, ob bei den bekannten Takten von Edvard Griegs „Peer Gynt Suite Nr. 1“ ebenso wie bei den teils aufwühlenden, teils hypnotisch in den Bann ziehenden modernen Kompositionen von Anne Müller, Daniel Pemberton, Zack Hemsey, Ludvig Forssell, Trent Reznor und Max Richter. Brooks sagte zu Beginn: „Hört den Jugendlichen zu!“, und das tat das Publikum.

Die Schüler zeigten auf eine sehr persönliche und tief berührende Weise Dinge aus ihrem Alltag: Gewalt, Machtausübung – aber auch, wie man sich gegenseitig aufrichtet und respektiert. Die Jugendlichen traten sowohl als Gruppe wie auch paarweise oder einzeln mit ganz individuellen Gesten auf. Es gab zärtliche, kleine Bewegungen ebenso wie raumgreifende, gewalttätige Tanzformationen. Die Tänzerinnen und Tänzer richteten sich im Laufe der Szenen immer mehr auf, sie zeigten eine umwerfende Kraft und Bühnenpräsenz.
Ziel dieses von der Kulturwerkstatt geförderten Tanzprojektes war, Kindern die Möglichkeit zu geben, sich und ihre Gefühle durch Tanz auszudrücken und an Kraft zu gewinnen. Dieses Ziel ist ganz eindeutig erreicht worden. Das Publikum zollte langen Applaus.
Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen
Das dramatische Gedicht „Peer Gynt“ wurde 1867 von Henrik Ibsen veröffentlicht. Später schrieb der Dichter es zur Bühnenfassung um und Edvard Grieg komponierte die Musik.
In dem Stück „Peer Gynt“ versucht ein junger Bauernsohn, mit Lügengeschichten der Realität zu entfliehen, und verklärt sich selbst zum Helden. Als Erwachsener kommt er zu Reichtum, den er wieder verliert, und erst am Ende seines Lebens sucht er nach Erlösung. Diese existenziellen Fragen von „Peer Gynt“ wurden in dem Tanzprojekt „Morgengrauen“ eindrucksvoll und hochaktuell umgesetzt.