Unter uns

Bauern sind keine Krawall-Dienstleister

Bald finden wieder die Königsbronner Gespräche statt. Dass es rund um die Veranstaltung auch Protest gab und gibt, ist nichts Neues. Neu ist allerdings die schräge Vorstellung oder gar der Wunsch, dass man Bauern zum Krawallmachen aussenden kann. Dagegen sollten sich nicht nur die Bauern wehren, findet Catrin Weykopf von der HZ-Redaktionsleitung.

Bald finden wieder die Königsbronner Gespräche statt. Dabei gab es seit jeher Gegendemos. Diese Proteste waren immer vorher angekündigt und verliefen – bis auf eine allseits harsch verurteilte Ausnahme im Jahr 2015 – friedlich. So weit, so normal in Demokratien, wo gewaltfreier Protest grundgesetzlich geschützt ist. Dieses Jahr finden die Gespräche erneut statt. Die Ankündigung dazu war wie immer auch auf der Facebook-Seite der HZ zu lesen. Die Kommentare darunter fand ich allerdings nicht mehr normal. Einer schrieb da sogar, er hoffe, dass die örtlichen Bauern diesen „Versagern“ einen warmen Empfang bieten würden. Mit „Versagern“ sind wohl Veranstalter Roderich Kiesewetter (CDU) und die Gastredner gemeint, namentlich Bundespräsident a.D. Christian Wulff (CDU) und Anton Hofreiter (Grüne).

Klar, man könnte so einen flapsigen Facebook-Kommentar einfach ignorieren. Aber es lässt doch tief blicken. Was für ein Verständnis hat sich da seit den Bauernprotesten, die aus ganz anderem Grund als der Sicherheitspolitik stattfanden, entwickelt? Sollen die Bauern jetzt als die Privattruppe der generell Unzufriedenen herhalten, die sich irgendwo hinschicken lässt, um Politikern (hier auch solchen der CDU) zu zeigen, wo der Hammer hängt?

Das eine waren die Proteste der Landwirte, bei denen es um ihre eigenen Themen ging (Stichwort Agrardiesel). Schon die haben an einigen Orten die Grenzen des Akzeptablen deutlich überschritten (Stichwort Habek-Fähre oder Biberach). Zu Recht haben sich viele Bauern daher von dieser Art des Protests distanziert. Und die nächste Stufe, die sich hier andeutet, geht auch zu weit. Bauern als Krawallmacher auf Abruf?

Mich plagen dabei zwei Dinge: Zum einen kommt von den anderen Parteien immer noch zu wenig Gegenrede gegen die Angriffe, die es zuletzt besonders gegenüber Grünenpolitikern gab. Da wird mir zu laut geschwiegen angesichts viel gefährlicherer politischer Gegner wie der AfD. Zum anderen frage ich mich: Liebe Bauern, warum lasst ihr euch das gefallen? Ihr seid doch nicht die Mannschaft fürs Grobe, die für alle anderen, denen was nicht passt, die Traktoren aus der Halle holen? Was mich daher wirklich aufheitern würde, wären Landwirte, die auf Facebook ihrerseits solchen Kerlen, die von euch als Krawall-Dienstleistern reden, verbal einen einschenken. Aber noch wichtiger wäre: auch diesmal angemeldeter, friedlicher Protest in Königsbronn. Schönes Wochenende.