Na, schau mal an – besser: hör‘ gut zu: Die Heidenheimer Volksschauspiele können auch als Volkssingspiele gelten! Viele Akteure sorgten am Dienstag im Naturtheater für einen hinreißenden, durchweg das Publikum begeisternden Abend mit ganz unterschiedlichen „Sounds of Music“.
Das war kein Musical-Potpourrie, sondern ein schillernd bunter Abend mit über 25 Titeln aus ganz unterschiedlichen musikalischen Sphären. Das Programm reichte, um das hier nur anzureißen, vom französischen Chanson über ein schwungvolles, wenngleich anfangs ein wenig müde wellenplätscherndes „Beach Boys“-Chormedley bis hin zum umwerfenden „Led Zeppelin“-Kracher „Stairway to Heaven“ oder Udo-Jürgens-Schlager („Aber bitte mit Sahne“) oder Songs etwa von Michael Jackson, Nena oder sogenanntem „Volks-Rock ’n’ Roll“.
Beifallsstürme bei „The Sound of Music“
Der knapp 50köpfige „Musical-Chor“ des Naturtheaters wurde geleitet von Corry Rabus, die bei „CCRs“ „Proud Mary“ ihr druckvoll mitreißendes Organ auch solistisch präsentierte – und einen Beifallsorkan erntete. Beifallsstürme gab’s eigentlich nach jedem der Songs, bei deren Gestaltung mindestens beeindruckende bis bass beeindruckende Sänger auf der Bühne agierten – gestisch ganz gelegentlich ein bisschen eckig, stimmlich und performend aber immer überzeugend. Da agierten die unterschiedlichsten Bühnenpersönlichkeiten, die für einen begeisternd abwechslungsreichen Abend sorgten. Selbst Titel, die man längst im Original nicht mehr so gerne hören mag, wurden hier wieder zum Erlebnis!
Jeder Auftritt also war mindestens ausgesprochen präsentabel, in einigen Fällen gar von ganz großer Klasse. Mit mehr oder weniger eigenwilligen Interpretationen überwiegend eher bekannter Hits überzeugten im Laufe eines brutto dreieinhalbstündigen Abends Pauline von Fürich, Stephanie und Anna Seifert, Carmen Schirm, Verena Schmidt Steffens (mit kess augenzwinkernden „99 Luftballons“), Denise Erhardt, Franziska Graf (umwerfend etwa bei „Stairway to Heaven“), Petra Schwab, Carmen Roese und Antje Wankmüller, Carsten Fleck, Nicolette und Matthias Wagner, Noah Kresse, Randy Vogel und Constantin Ciobanu.
Kommunalkabarett hat Lokalpatriotin Marita Kasischke
„Die sind alle keine Profis“, sagte Marita Kasischke, die mit ebenso kluger wie hintersinniger und jedenfalls selbstbewusst vorgetragener Moderation dem Abend eine sinnige Struktur gab: „Alle sind Mitglieder im Naturtheater“. Es waren über weite Strecken fast schon kommunalkabarettische Statements, die für den gehaltvoll tragenden Boden eines dominant musikalischen Abends sorgten und clever überleiteten. Kommunalkabarett hat Lokalpatriotin Kasischke („Heidenheim muss man lieben“) vor Jahrzehnten ja schon in einem anderen Heidenheimer Amateurtheater gemacht – und sie hat’s unüberhörbar nicht verlernt. Sie gab den funkelnd erläuternden Guide beim musikalischen „Schlendern entlang der Memory Lane“. Von den Heidenheimer Gleitschutzwänden übers lokale Kaffeehaussterben bis hin zum gastronomischen Utopia im Elmar-Doch-Haus gingen ihr viele Ortsthemen flott über die Zunge; auch der OB war mehrfach Objekt ihrer Sottisen.
Band mit Lokalmatadoren
Den musikalischen Bogen über den auch wettermäßig verwöhnenden Abend spannte Marco Minner, der alle Arrangements geschaffen hat und ein ebenso vielseitiger wie sich gerne zurücknehmender, virtuoser Tastenspieler und Leiter der Band war, die noch bestand aus den cool brillanten Musikern Lukas Johr (Gitarre), Erik Biscalchin (Bass) sowie den Lokalmatadoren Bernd Elsenhans (Schlagzeug) und Lee Mayall, der schon mit seiner silbrig glitzernden Hose, ebensolchem Schuhwerk und Cap sowie mit seinen drei von gülden schimmernden bis rot-gold kolorierten Saxofonen und vielen mitreißenden Soli begeisterte.
Die Gesamtleitung lag bei Oliver von Fürich. Das Naturtheater war seit Wochen schon so gut wie ausverkauft – es dürfte ein kalkulierbares Risiko sein, diese glanzvollen „Sounds of Music“ auch ein zweites Mal zu präsentieren. Zur bestimmt wieder deutlich artikulierten Freude sowohl der Akteure wie des Publikums.