Leserbrief

Auch Heidenheim wird betroffen sein

Leserbrief zum angekündigten Stellenabbau beim Heidenheimer Maschinenbauer Voith:

Es werden wohl auch in Heidenheim mindestens zehn Prozent der Arbeitsplätze wegfallen. Das ist sehr zu bedauern. Das findet derzeit allerdings täglich statt. Der Schreiner, der Installateur, der Metallbauer, der Armaturenbauer … . Nicht immer stecken Führungsfehler dahinter. In diesen Fällen verlieren nicht nur die Arbeitnehmer ihren Job, auch die Eigentümer. Und zudem oft ihr Privatvermögen.

Den Familien Voith muss man zugestehen, dauerhafte Verluste nicht hinzunehmen. Als Sparer würde ich mich bei jahrelangen Negativzinsen auch umorientieren. Ob die Krise strukturell ist, kann ich nicht beurteilen. Ich vermute mal, ja. Die Arbeitnehmer aus einer Beschäftigungssicherung herauszukaufen, kostet bei einer solch starken Gewerkschaft, einem solch starken Betriebsrat Richtung 300.000 Euro pro Nase in der Spitze. Das macht ein Unternehmen nicht, wenn es Perspektive sieht. Zumal ja auch Mitnahmeeffekte da sind. Ein familiengeführtes Unternehmen wird das alles nicht leisten können. Bei einer Woche krank könnte man einen Anruf bekommen, man belastet seinen Geldbeutel.

Es ist die Frage aufgeworfen, wie wir mit den Kostenvorteilen des Auslands umgehen. Nicht nur Arbeitskosten. Auch Energie, Bürokratiekosten und Verschmutzungszertifikate. Und die allermeisten neuen Technologien kommen eben nicht mehr aus Deutschland. Gutenbergs Buchdruck, dafür zahlt an Deutschland schon lange keiner mehr was. Ich habe Verständnis für die Arbeitnehmer bei Voith. Sie fallen aber nicht in das Nichts. Bedauernswerter sind ihre Kinder, ihre Enkel. Bei Voith haben Sie schwerlich einen Arbeitsplatz, eine Zukunft.

Das Verhalten des Vorstandes und der Familien Voith kann und will ich nicht beurteilen, ich kenne die Umstände dafür nicht. Kann ja auch sein, sie retten Arbeitsplätze, indem sie dafür welche streichen. Was ich aber sicher weiß: Unser Wirtschaftssystem ist noch immer stark genug für jedermanns Bedürfnisse, aber keinesfalls für jedermanns Gier. Hugo Rupf und die Familie Rogowski sähen bzw. sehen das genauso. Und viele andere sicher und hoffentlich auch. Thomas Dörflinger, Herbrechtingen