Kommentar

Angekündigter Stellenabbau bei Voith: Unsicherheit ist beabsichtigt

2500 Stellen will Voith weltweit abbauen, allerdings wird Voith-Chef Dirk Hoke nicht konkreter, wo genau Stellen wegfallen sollen. Dies hat System, meint HZ-Redaktionsleiterin Silja Kummer, denn möglichst viele Mitarbeitende sollen freiwillig gehen.

Das Wachstum des Heidenheimer Voith-Konzerns hat 200 Jahre gedauert: 1825 übernahm Johann Matthäus Voith die Schlosserwerkstatt seines Vaters mit fünf Beschäftigten. Heute sind weltweit über 20.000 Mitarbeitende in drei Konzernbereichen tätig. Der „kleine Schlosser Voith“ und die Frage, was er zu neuen Entwicklungen sagen würde, tauchen im Heidenheimer Stadtgespräch aber immer noch auf.
Vermutlich würde er sich wundern, wie viele Management-Ebenen und Verwaltungseinheiten heute notwendig sind, um seine Firma zu betreiben. Oder anders gesagt: Dass das Unternehmen sehr üppige Strukturen hat, wird kaum jemand abstreiten, der Voith kennt. Diese im Blick zu behalten und nicht ausufern zu lassen, wäre eine Aufgabe in der Vergangenheit gewesen.

Nun befindet sich der Konzern seit einigen Jahren in einer wirtschaftlich schwierigen Situation und die Nachfahren des Schlossers, denen das Unternehmen immer noch gehört, haben lange sehr geduldig zugeschaut, wie die Gewinne immer kleiner wurden, bis in der Bilanz schließlich Verluste standen.
Dirk Hoke soll jetzt das Unternehmen strategisch weiterentwickeln, wie es im Management-Euphemismus heißt. Faktisch soll der Konzerngeschäftsführer die Strukturen verschlanken und aus dem schwerfälligen Voith-Dampfer ein modernes Schnellboot machen – auch mittels Stellenabbau.

Unsicherheit macht Angst

Das ist nicht nur unangenehm, sondern für die Beschäftigten existenziell. Gerüchte über den geplanten Stellenabbau gibt es schon seit Wochen, den ersten Mitarbeitenden wurden Aufhebungsverträge vorgelegt. Unsicherheit macht Angst, und wer das nicht aushält, sucht wahrscheinlich jetzt schon nach einer anderen Stelle.

Genau so wird es auch weitergehen: Dirk Hoke hat das Gespenst der 2500 Stellen in die Welt gesetzt, ohne zu sagen, wer zu den zehn Prozent der Mitarbeitenden gehören soll, die in zwei Jahren nicht mehr da sein werden. Denn eigentlich gibt es für Heidenheim einen Standortsicherungspakt, der betriebsbedingte Kündigungen noch für mehr als zwei Jahre ausschließt. Ähnliches wurde für den Standort Crailsheim vereinbart. Will die Geschäftsführung ihr Versprechen nicht brechen, müssen möglichst viele Voithianer freiwillig gehen.

Aus Sicht der Beschäftigten ist es aber unerlässlich, dass sie möglichst schnell Klarheit darüber bekommen, ob sie im Unternehmen eine Zukunft haben. Denn letztlich ist es ihr Engagement und Know-how, das den Fortbestand des Maschinenbauers überhaupt möglich macht.

Der Maschinenbauer Voith will weltweit bis zu 2500 Stellen abbauen.

Führungskräfte und indirekte Mitarbeitende: Voith will weltweit bis zu 2500 Stellen abbauen - So kommt die Nachricht in Heidenheim an

Angesichts einer anhaltenden Krise will der Maschinenbauer Voith in den kommenden zwei Jahren international bis zu 2500 Arbeitsplätze streichen. Das hat Konzernchef Dirk Hoke am Dienstag gegenüber den Mitarbeitenden mitgeteilt. Betroffen seien vorrangig Führungskräfte und Mitarbeitende außerhalb der Produktion, so Hoke gegenüber der HZ.
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