Kinderfeste und Schäferlauf

An Pfingsten und danach: So feiert man im Landkreis Heidenheim mit und ohne Tradition

Manche Traditionen im Landkreis Heidenheim leben, andere wurden abgeschafft. Dafür gibt's auch Gründe, meint Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung.

Manches steuert schon deutlich auf den Sommer zu: Nicht nur die Bundesliga hat die Saison beendet und macht Pause, auch in anderen Ligen und Sportarten stehen mittlerweile die Meister fest, der Auf- oder Abstieg ist besiegelt, die Party auf Malle gebucht. Die Festsaison dagegen ist noch ganz am Anfang, die Maifeiern sind ja nur der Auftakt dessen, was dann bis zur großen Sommerpause noch alles ansteht.

In Giengen ist Pfingsten traditionell ein besonderes Fest, weil sich dann alteingessesene und ehemalige Giengener zu den Jahrgangsfeiern treffen, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand in ihrem Leben bringen. Das geht dann von relativ oberflächlichen Gesprächen (mein Haus, mein Auto, meine Yacht) bis zum tiefen Austausch darüber, welche Wege das Schicksal genommen hat. Man könnte zwar meinen, das Giengener Kinderfest sei aufgrund seiner Tradition und Bedeutung das erste, das im Jahreslauf im Landkreis Heidenheim stattfindet – stimmt aber nicht. Nattheim feiert schon am Pfingstmontag und führt damit den Reigen an.

In Heidenheim gibt es schon seit einigen Jahren kein Kinderfest mehr und Versuche, diese Tradition wieder aufleben zu lassen, werden vermutlich an denselben Gründen scheitern, die dazu führten, das Fest einzustellen: Die Stadt ist zu groß, die Wege zu lang, der Zusammenhalt nicht da und letztlich funktioniert es besser, wenn solche Feste an Schulen oder in den Teilorten in kleinerem Rahmen gefeiert werden.

An dieser Stelle sei aber auch daran erinnert, dass Heidenheim einmal eine von vier Städten in Württemberg war, in denen der Schäferlauf stattfand. Mit Umzug, Leistungshüten und einem Barfuß-Wettlauf pflegte man Traditionen, die eng mit der Schäferei verbunden waren. Während in Markgröningen, Bad Urach und Wildberg weiter gefeiert wird, fand in Heidenheim 2008 der letzte Schäferlauf statt.

Es gab mehrere Gründe, weshalb die Stadt zu dem Schluss kam, dass sie das Fest nicht mehr ausrichten will, nicht zuletzt auch der, dass es in der Stadt selbst gar keinen Schäfer mehr gab. Und auch wenn die Schäferei den Landkreis Heidenheim durch die wichtige Landschaftspflege entscheidend prägt, sind es nur noch neun Betriebe, die das traditionelle Handwerk aufrechterhalten. Mit der Tradition zu brechen, um sie dann später wieder aufzunehmen, hat im Fall des Schäferlaufs in Heidenheim allerdings auch Tradition: Zum ersten Mal wurde der Schäferlauf mit dem Ende der Zünfte im 19. Jahrhundert abgeschafft, 1922 wieder etabliert. Das Spiel wiederholte sich in den 1950er-Jahren und 1972. Insofern sollte man nicht ausschließen, dass der Schäferlauf wiederkommt – auch wenn im Moment kein Hahn, pardon, Schaf danach mäht.

Ein schönes Wochenende!