Schwäbischer Abend

Warum es bei der TSG Schnaitheim eine Abteilung für Lachmuskeltraining geben sollte

Welthits, Wortwitz und schwäbische Finessen: Werner Koczwara und Ernst Mantel liefen in ihrem Kabarettprogramm im Rahmen des 150. Jubiläums der TSG Schnaitheim zur Hochform auf:

15 Abteilungen stark ist die TSG Schnaitheim in ihrem Jubiläumsjahr. Nach dem Schwäbischen Abend am Freitag zum 150. Geburtstag des Vereins böte sich eine 16. Abteilung an: Zwerchfell-Training. Die Kabarettisten Werner Koczwara und Ernst Mantel, seit Jahren ja sowohl einzeln als auch im Doppelpack bestens bekannt, zogen eine große Fangemeinde in die nahezu voll gewordene Turn- und Festhalle am Fischerweg. Und der Schnupperkurs für die Lachmuskeln unter dem Motto „Vereinigtes Lachwerk Süd“ konnte beginnen.

Kein Training ohne Aufwärmen: Das lag bei Michael Pfitzner, einer der Abteilungsleiter Fußball, in den besten Händen, denn bereits seine humorvolle Moderation sorgte für die ersten Lacher an diesem Abend. Ihm und auch dem Vorsitzenden Wolfgang Schön und seiner Begrüßung ist es zu verdanken, dass auch die Hände der Zuhörer ordentlich aufgewärmt wurden, sodass das Publikum bestens gerüstet war für das Kabarettisten-Duo.

Melodica in stabiler Seitenlage

Und umgekehrt ganz offensichtlich auch, denn Koczwara und Mantel tauchten ganz tief ein in die Gemüts- und Gedankenwelt der Schwaben und offerierten die in diesen Studien gewonnenen Erkenntnisse in geschliffenen Formulierungen mit jeder Menge Wortwitz und Pointen unter reichlicher Verwendung des schwäbischen Dialekts mit dessen schönsten Blüten, und das zumeist formvollendet in Liedform gegossen. Und darunter waren nichts weniger als Welthits – die freilich bei näherem Hinhören nichts anderes sind als Coverversionen schwäbischer Originale. Der „Depp vom Dienst“ beispielsweise, ein im Grunde für Gitarren, zwei Männerstimmen und eine in stabiler Seitenlage beatmeter Melodica geschaffenes Werk, wurde doch tatsächlich von einer schwedischen Pop-Band dreist unter „Dancing Queen“ in die Charts gebracht, den Dosenwurst statt Frischkäse als Rucksackvesper empfehlenden „unbekannte Horst“ lieh sich die Band America, wobei die Verfremdung unter dem Titel „Horse with no name“ als nur unzulänglich gelungen angesehen werden muss.

Und offenbar gibt es in der amerikanischen Sprache kein Äquivalent für „Blöd“, denn Michael Jackson musste auf „Bad“ zurückgreifen – nicht halb so markant, nicht halb so griffig und nicht halb so klar wie Koczwara und Mantel dies in ihrer Diagnose zum intellektuellen Status Quo der Gesellschaft auf den Punkt bringen. Und was wäre wohl „A Star is born“ ohne „Kartoffelsalat“, besonders den schwäbisch-schlotzigen, den freilich Lady Gaga und Bradley Cooper wohl nicht in den USA etablieren wollten und sich für „Shallow“ als Titel zu entschieden.

Fischfang und Hormonsystem

Werner Koczwara referierte über seine Kindheit in Trollingen, also gewissermaßen „allein unter Trollingern“, und er kann dabei auf äußerst frühe Erinnerungen zurückgreifen: Seine erste Erinnerung geht neun Monate vor seiner Geburt zurück, als er mit seinem Vater zur Faschingsparty ging und mit seiner Mutter zurückkam. Erste Todesängste und erste Zusammenbrüche des Hormonsystems allein durch die Erwähnung des Wortes „Damenunterwäsche“ sowie den vielfältigen Versuchen, diese zu sehen zu bekommen, sind die Folge. Ernst Mantel hat es auch nicht leichter: Von Fädchen an Teebeuteln über verschmorte Fernsehgeräte bis zu gebügelten Schokoladenpapieren kommt nichts weg, alles wird aufgehoben – der Schwabe ist halt nachhaltig und schont Ressourcen, auch wenn bei all den angesammelten Ressourcen dann kein Platz für Frau und Kind mehr bleibt.

Und die beiden sind sich nicht zu gut dafür, auch schwäbische Seemannslieder zu interpretieren, denn schließlich ist auch Fischfang auf der Alb möglich, wogegen die Möglichkeit, auf dem Wasen wie Hasen zu grasen, eher nicht aufgreifen wollen. Winfried Kretschmann bekommt seine Hymne, auf, dass er noch mindestens eine weitere Amtszeit dranhängen möge. Ein Crash-Kurs in „luschdiger Linguischtik“ folgt, und schließlich wird das Verblassen des Grusel-Faktors von Nosferatu, Freddy Krüger, Frankenstein & Co. angesichts des Horrors einer „Seitenbacher“-Werbung geschildert, für die die Macher hinter Schloss und Müsli-Riegel gehörten. Dennoch kommen die beiden zur Erkenntnis, es gebe „Nix Schöneres wie (der Schwabe sagt nicht „als“) ein Schwabe zu sein“, dem die Band „Rammstein“ in ihrer Version ziemlich nahe kam, als sie „Schwabe“ mit „Engel“ übersetzten. Es war schon ein herrliches Sammelsurium an Schwaben-Köstlichkeiten, mit dem die beiden Kabarettisten für ein sehr effektives Zwerchfell-Training sorgten. Nicht geschimpft wäre zwar gelobt genug, aber das Publikum sorgte mit seinen Lachern dafür, dass es ordentlich Feedback gab.

Für eine Köstlichkeit allerdings konnten Werner Koczwara und Ernst Mantel nichts: Die buchstäblich von der TSG Schnaitheim hausgemachten Maultaschen müssen in ihrer Vielzahl für ein veritables Armmuskel-Workout gesorgt haben. Und das wäre dann womöglich Abteilung Nummer 17. Die nächste Feier kommt ja bestimmt.

Die Feier geht weiter

Das TSG Schnaitheim feiert ihren 150. Geburtstag noch weiter ausgiebig. Nach der Jubiläumsparty „Bergfeschd Molde 2.0“ am Samstag und dem ökumenischen Gottesdienst mit Weißwurstfrühstück am Sonntag stehen weitere Programmpunkte an. So wird am Samstag, 6. Juli, ein Jubiläums-Fußballerlebnistag stattfinden. Am Samstag, 20. Juli, wird ein Beachvolleyball-Jedermannsturnier veranstaltet. Ein Tennis-Jedermannsturnier wird es am Samstag, 27. Juli, stattfinden. Und am Sonntag, 21. Juli, gibt es ein wahres Lokal-Derby: Da spielt die 1. Fußball-Herrenmannschaft der TSG Schnaitheim gegen die Bundesligisten 1. FC Heidenheim. Alle Wettbewerbe finden im Sportpark Moldenberg statt.

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