Leserbrief

Alb-Donau-Kreis erweist Demokratie Bärendienst

Leserbrief zum schwierigen Ausbau der Brenzbahn:

Am 6. Januar 2026 jährt sich die Vollendung der Brenzbahn zum 150. Male. Damals hat der Staat Württemberg bestimmt: Ich will die Eisenbahn haben. Damals waren die Ortschaften und Oberämter – heute Landkreise – dankbar und froh, an das entstehende Eisenbahnnetz angeschlossen zu werden. Damals wurde die Eisenbahn komplett von Württemberg finanziert. 150 (bzw. 162) Jahre sind vergangen. Mehrere Besitzerwechsel haben die Brenzbahn bis an den Rand der Stilllegung getrieben, und wieder war es Württemberg – jetzt das Land Baden-Württemberg – das sich für den Erhalt der Brenzbahn ausgesprochen hat. Und durch Wechsel von Zuständigkeiten kam ab 1994 die Brenzbahn wieder an das Land Baden-Württemberg zurück.

Anfänglich etwas holprig, konnte das Land die Brenzbahn wieder stabilisieren, und heute erfreut sich die Brenzbahn einer regen Nachfrage. Einer Nachfrage, die einen Ausbau erfordert, um die benötigten Kapazitäten zu schaffen. Aber nicht nur die Kapazitäten, auch die Technik – sprich Elektrifizierung – soll in Angriff genommen werden. Nach 150/162 Jahren Warten aufs zweite Gleis und Eingliederung in das bestehende elektrifizierte Netz der Deutschen Eisenbahnen kommt jetzt ein kleiner Landkreis und fängt an, mit seinen provinziellen Ansprüchen das Projekt zu behindern. Nicht nur, dass der Ostalbkreis jahrelang den Ausbau der Brenzbahn behindert hat, nein, jetzt fängt das andere Ende der Brenzbahn auch noch an, aus eigennützigen Ansprüchen heraus zu bremsen.

Die Politik in Berlin hat in den letzten Jahren ja wohl einiges versäumt und verhindert. Schulwesen, Straßen, Eisenbahn, Gesundheitswesen – alles erfordert eine grundlegende Überarbeitung der bestehenden Strukturen. Jeder von uns spürt diese Versäumnisse mehr oder weniger stark. Viele betrachten diese Versäumnisse als Unfähigkeit der Politik und damit der bestehenden Demokratie. Mit seiner Weigerung, sich am Ausbau der Brenzbahn angemessen zu beteiligen, erweist der Alb-Donau-Kreis uns und unserer Demokratie einen Bärendienst: Nicht mal den Ausbau der Brenzbahn bringen die auf die Reihe.Uwe Siedentop, Heidenheim