Der 3. Juni 1960 war für Peter Karbstein und damals noch Rosemarie Götz ein ganz besonderer Tag: In der Heidenheimer Pauluskirche gaben sie sich das Ja-Wort. Heute, 65 Jahre später, leben sie nach wie vor glücklich verheiratet in Mergelstetten und haben in ihren gemeinsamen Jahren viel erlebt. Schönes sowie sehr Tragisches. Eins ist für Peter Karbstein aber bis heute oberstes Gebot: „Liebe ist kein Selbstläufer, daran muss man immer arbeiten.“
Flucht aus der DDR noch vor dem Mauerfall
Kennengelernt haben sich die beiden 1958 im Waldbad in Heidenheim. „Wir waren unabhängig voneinander mit Freunden dort und sind uns dann einfach über den Weg gelaufen“, sagt der heute 85-jährige Peter Karbstein. Er kommt gebürtig aus Breslau, das heute zu Polen gehört, damals aber noch Teil des Deutschen Reichs war. Seit 1945 lebt er nun im Landkreis Heidenheim. Nach der Schule machte er bei Voith eine Lehre zum technischen Zeichner, wo er bis zu seiner Rente im Jahr 2000 angestellt war.
Liebe ist kein Selbstläufer, daran muss man immer arbeiten.
Peter Karbstein
Auch Rosemarie Karbstein kommt nicht von hier: Sie ist aus Königsberg, aus dem ehemaligen Ostpreußen und flüchtete 1945 mit ihrer Familie Richtung Stralsund. Nach Heidenheim kam sie allerdings erst 1952: „Wir sind noch vor dem Mauerbau aus der DDR geflohen und dann hierhergekommen“, sagte die ebenfalls 85-Jährige. In Heidenheim war sie als Beiköchin im damaligen Hotel Ochsen tätig.

Nur zwei Jahre nachdem sie sich kennengelernt hatten, fand die große Hochzeit statt. „Damals war es eigentlich aussichtslos, als Unverheirateter eine Wohnung zu finden und von daheim auszuziehen“, erzählt Peter Karbstein. Über das Wohnungsbüro der Firma Voith habe es dann geklappt. Gefeiert wurde im Restaurant des Konzerthauses. Zwei Jahre nach der Hochzeit kam das erste von drei Kindern zur Welt. Heute sind Peter und Rosemarie bereits mehrfach stolze Großeltern.
Windsurfen war jahrelang gemeinsame Leidenschaft
Über 25 Jahre teilten sie ein gemeinsames Hobby: Windsurfen. „Das kam Ende der 70er aus Amerika rüber und damals gab es ja noch keine Kurse oder Videos, wir haben uns alles selber erlesen und beigebracht“, so Rosemarie. „Da wurde viel Wasser geschluckt“, ergänzt sie und lacht. Erst im Alter von 75 Jahren mussten sie das Surfen aufgeben.
Für ihren besonderen Tag ist nichts geplant. „Wir wollten unsere Diamantene Hochzeit groß feiern, alles war geplant und organisiert – dann kam Corona“, bedauert Peter Karbstein. „Jetzt wollen und können wir auch nicht mehr so feiern.“ Es soll ein ruhiger Tag werden, einfach nur zu zweit. Und was ist das Geheimnis für so viele Jahre glückliche Ehe? „Miteinander reden – und dem anderen auch wirklich zuhören. Man muss auf die Bedürfnisse des anderen eingehen können“, sagt Peter Karbstein.