Sport und Freizeit

Giengener Schwimmbad wird zur Baustelle: Was sich verändert und warum das teuer wird

Ab Herbst wird das Schwimmbad unter der Giengener Walter-Schmid-Halle zur Baustelle. Die Sanierung wird für die Stadt aber anderthalb Millionen Euro teurer als gedacht. Was gemacht wird und wie lange das Schwimmbad geschlossen sein wird:

Gemeinderat, Stadtverwaltung und Planer waren sich einig: Das Schwimmbad unter der Walter-Schmid-Halle ist unverzichtbar für Giengen und soll im Zuge der Sanierung besser denn je werden. Klar ist aber auch: Die Stadt muss dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen als zunächst gedacht.

Oberbürgermeister Dieter Henle stellte den aktuellen Stand der Planung am Donnerstag im Gemeinderat vor und betonte vor allem die Bedeutung des Bades für Schwimmkurse. Bundesweiten Zahlen zufolge könnten rund 20 Prozent der Kinder am Ende der Grundschule nicht oder nicht ausreichend gut schwimmen. Das bereits seit rund 60 Jahren betriebene Bad soll auch dazu dienen, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Schwimmabteilung der TSG Giengen und der DLRG weiterzuführen.

Kostenanteil der Stadt Giengen steigt um 1,5 Millionen Euro

Die damit verbundene Kostenentwicklung fand allerdings auch Henle kritikwürdig. Im Juli 2021 hatte der Gemeinderat die Modernisierung des vor allem technisch in die Jahre gekommenen Schwimmbads beschlossen. Damals ging man von Baukosten in Höhe von netto 3,3 Millionen Euro aus. Durch die vor allem durch den russischen Überfall auf die Ukraine ausgelösten Baupreissteigerungen muss die Stadt mittlerweile mit Baukosten von fünf Millionen Euro rechnen. Im Februar 2022 wurden zwar knapp 1,5 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt – diese Summe wird sich aber nicht anpassen, so Henle. Sprich: Der städtische Kostenanteil steigt von 1,8 auf 3,5 Millionen Euro. „Ich würde mir wünschen, dass Fördergeldgeber auf diese Entwicklung eingehen würden“, sagte Henle diplomatisch. Damit ist allerdings nicht zu rechnen, vielmehr solle das Programm, aus dem Giengen seinen Zuschuss erhält, langfristig ganz eingestellt werden.

Die Modernisierung ist nun auf fünf Millionen Euro gedeckelt. Dieser Umstand habe die Planerinnen und Planer durchaus zum Stöhnen gebracht, räumte Architektin Nicole Benac von der Firma IWTI ein. Benac zufolge ist jetzt ein Edelstahlbecken vorgesehen, in dem vier Bahnen Platz finden werden, von denen drei Wettkampfbreite haben sollen. Die Bahnlänge werde sich um wenige Zentimeter verkürzen. Sportlich spielt das aber offenbar eine untergeordnete Rolle, weil das Becken ohnehin nie Wettkampflänge hatte.

Schwimmbad wird künftig behindertengerecht sein

„Massive Veränderungen“ kündigte Benac für die Nebenbereiche an. Zugang, Umkleidebereiche und auch das Becken selbst sollen künftig behindertengerecht sein. Die Treppe zum Eingang erhält einen Treppenlift, es gibt zumindest eine rollstuhlgerechte Kabine, ein Schwimmbadlifter soll den Zugang zum Becken barrierefrei gestalten. Recht aufwändig wird auch der Beckenkopf umgestaltet, damit das Wasser künftig weniger stark schwappt. Dies hat offenbar auch technische Vorteile, weil man sich so eine aufwändige Betonsanierung sparen könne.

Fachplaner Michael Staudinger erklärte, dass im gesamten Bad künftig eine Fußbodenheizung für Wärme sorgen werde, auch die Filtertechnik und alle weiteren Anlagen werden erneuert.

Die Sanierung soll im September beginnen, die geplante Wiedereröffnung ist für Oktober 2025 vorgesehen. Die laufende Hallenbadsaison endet am 11. Mai, danach steht den Sommer über das Bergbad zur Verfügung.

"Gute Sache" - Großer Zuspruch im Gemeinderat

Auch wenn mittelfristig die darüber liegende Walter-Schmid-Halle saniert werde, müsse das Schwimmbad dann nicht erneut schließen, betonte OB Henle auf Anfrage von Bernd Kluge (SPD). Als „gute Sache“ wertete Karin Häußler (CDU-Wählerblock) die Sanierung, auch wenn „die Kosten explodieren“. Kinder das Schwimmen beizubringen, sei wichtig, so Häußler. Auch Gaby Stricher (SPD) hält das Geld für „gut investiert“. In seinem jetzigen Zustand versprühe das Bad „Sowjet-Charme“, es sei aber unverzichtbar für Schule, Sport und Freizeit in Giengen. Wilhelm Oszfolk (SPD) empfand die Planung als „Quantensprung ins Becken“.

Alexandra Carle (Unabhängige/Grüne) gab zu, dass die hohen Kosten sie „umtreiben“, es gebe aber immer mehr Vorfälle in Bädern, die von ehrenamtlichen Organisationen wie der DRLG aufgefangen würden. Dieses Engagement, so Carle, lasse sich aber nur aufrechterhalten, wenn es Trainingsmöglichkeiten gebe. Die DLRG in Giengen haben aktuell mehr als 400 Mitglieder, die im vergangenen Jahr mehr als 6000 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit geleistet hätten. „Eine Große Kreisstadt kann es sich nicht leisten, kein Schwimmbad zu haben“, schlussfolgerte Carle.

Ab Oktober wird gebaut

Mitte Oktober sollen nach derzeitiger Planung die Abbrucharbeiten im Bestand beginnen. Davor werden Ausführungsplanung und Leistungsverzeichnisse erstellt sowie Angebote eingeholt. Ende November sollen die Arbeiten an den Technikgewerken beginnen, der Rohbau ist ab der ersten Dezemberwoche vorgesehen.

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