Seilspringen, Sackhüpfen, Baumklettern oder Eierlauf (mit Kartoffeln auf dem Kochlöffel): In der schnelllebigen, auf Optimierung und Innovation getrimmten Zeit scheint das ebenso aus der Zeit gefallen wie Blasmusik, geschmückte Birken oder Blumenkränze im Haar.
In Giengen ist dies zumindest an einem Tag im Jahr kein bisschen überholt, sondern gelebte Kinderfest-Tradition. Und das war 2025 nicht anders als bei den Feierlichkeiten in den Jahrhunderten zuvor.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr kamen bei Kulturamtsleiter Andreas Salemi in den frühen Morgenstunden keine Anrufe an, ob gefeiert wird oder nicht. Das Wetter ließ keinen Zweifel und mit fortschreitendem Tag war gegen ein paar Wölkchen rein gar nichts einzuwenden.
Es darf gerne etwas Gutes sein.
OB Dieter Henle zur Auswahl der Zigarre.
Weil es von oben trocken blieb, hatte der Oberbürgermeister keinerlei Probleme, den Zunder für den Preistanz zum Brennen zu bringen. Die Zigarre, eine Montecristo, die er dazu benötigte, hatte Dieter Henle in Hamburg erstanden. „Wenn ich schon mal rauche, darf es gerne etwas Gutes sein“, so das Stadtoberhaupt, das nach drei Tagen Feierlichkeiten mit dem Jahrgang keine Ermüdungserscheinungen erkennen ließ.

Henle war ebenso gut gelaunt wie alle anderen Honoratioren, beispielsweise aus dem Gemeinderat, den Partnerstädten, dem Landtag oder anderen Institutionen. Im angeregten Austausch sah man auch Giengens früheren Oberbürgermeister Gerrit Elser, der schon beim Liedersingen tags zuvor zugegen war. Und auch Giengens früherer evangelischer Stadtpfarrer Hans-Jörg Mack unterhielt sich mit einstigen Weggefährten.

Für die Männer und Frauen im Tanzkreis hatten die Kinder natürlich keine Blicke übrig. Die galten den weiter gereichten Stöcken. Es bewies sich auch dieses Mal: Tradition wird niemals langweilig. Die Freude der Paare, die just in dem Moment, in dem die Musik verstummte, einen der Stöcke in den Händen hielten, ist unbeschreiblich – hieß es doch, dass es zum Preis abholen ging.
Nicht alle wurden in diesem Jahr beschenkt. Das sorgte in einem oder anderen Fall gar für ein Tränchen, das aber schnell verflogen war, bot der Schießberg wie eh und je mannigfaltige Möglichkeiten, den Tag vergnügt zu bestreiten.
Schönen Feiertag.
Ein Besucher beim Verlassen des Kinderfests.
Die einen hielten es bis zum Abmarsch zur letzten Stäffelespredigt von Pfarrer Dr. Joachim Kummer auf dem Berg aus, die anderen, die früher gingen, verabschiedeten sich auch mit einem „schönen Feiertag noch“ – und den gibt es am Dienstag nach Pfingsten so nur in Giengen. Aus Tradition, die seit mehr als 360 Jahren besteht.
