Historie

„So war’s in Giengen – Berichte und Erzählungen“: Heimatforscher Ulrich Stark veröffentlicht neues Buch

Der Heimatforscher Ulrich Stark hat ein neues Buch geschrieben. In diesem kommentiert er Berichte und zum Teil sehr persönliche Erinnerungen an das alte Giengen aus vier Jahrhunderten. Welche Besonderheiten das Buch noch verbirgt:

Was gab es in früheren Zeiten über Giengen zu sagen? Ulrich Stark hat jetzt ein Buch herausgebracht, das neben Beschreibungen aus Lexika und alten Chroniken auch sehr persönliche Berichte enthält. Dabei schöpft der Heimatforscher aus Dokumentationen und Erinnerungen, die sich über vier Jahrhunderte erstrecken. Der älteste Bericht ist einer Darstellung Giengens aus der „Topographia Sueviae“ von Merian/Zeiller entnommen und stammt von 1643, die jüngste Aufarbeitung verfasste der Fabrikant Hugo Steiff im Jahre 1929 über die gewerblichen und industriellen Betriebe der Stadt.

Die Besonderheit des Buches liegt sicherlich darin, dass neben faktischen Darstellungen auch zahlreiche persönliche Erinnerungen erhalten sind. So stößt man in den Erlebnisberichten immer wieder auf lustige und traurige Anekdoten, macht Bekanntschaften mit prägnanten Persönlichkeiten aus alten Giengener Tagen.

Ansichten über die Bevölkerung

Viele der unterschiedlichen Autoren machen auch kein Hehl daraus, wie sie selbst die Giengener Bevölkerung beurteilen. In einem Reisebericht von 1788, dem Jahr als auch Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe in der einstigen Reichsstadt übernachtete, heißt es beispielsweise, dass die Giengener „ihren alten Kleidungen, teutschen Sitten, teutschem Biedersinn und teutscher Ehrlichkeit treu geblieben“ seien. 1800 Einwohner zählte die Stadt damals, „fast durchgehends Handwerksleute“ und unter ihnen „geschickte Meister“, die „viel Geld in die Stadt ziehen“ und für Wohlstand sorgen.

Hier liegen meine Gebeine, ich wollte, es wären deine

Inschrift auf Grab

1822 sprach der Advokat und Schriftsteller Jakob Dangelmaier in seinen „Notizen von dieser Stadt“, die Einwohner seien „sehr täthige, sparsame und gefällige Menschen“. „Die Bewohner schienen mir fleißige Leute (…), die ein geruhiges und stilles Leben führen in aller Zucht und Ehrbarkeit“, bemerkte 1826 auch Karl Julius Weber auf seiner Reise nach Ulm. Weber war einer der ersten Satiriker seiner Zeit. „Auf sein Geheiß hin sollte man an seinem Grab Zigarren rauchen und Purzelbaum schlagen“, bemerkte Ulrich Stark in seiner Kommentierung. Die von Weber selbst gewählte Grabinschrift, die jedoch seine Familie verwarf, sollte lauten: „Hier liegen meine Gebeine, ich wollte, es wären deine.“

Essen und Trinken

Der Mediziner Victor Ludwig Salzer gewährte 1828 in einer Dissertation über das Giengener Wildbad Einblicke in die Ernährungsgewohnheiten der dortigen Einwohner. Die meisten von ihnen würden eine „sizende Lebensart“ führen, sich vorzugsweise von Mehlspeisen wie etwa „große Mehlklöse und gebakene Hefenudeln“ ernähren. Das gewöhnliche Getränk sei weißes Bier, das „den ganzen Tag getrunken wird“, zugleich morgens ein Glas Branntwein und abends in den Wirtshäusern dann auch noch braunes Bier.

Leben im 19. Jahrhundert

Umfangreich sind die Aufzeichnungen von Otto Gittinger über seine Vikariatszeit 1885 in Giengen. Er berichtete von seiner ersten Begegnung mit seinem neuen Vorgesetzten, dem Prediger Paul Gotthilf Gaiser: „Seine Gesichtsfarbe war ungesund. Aber das war kein Wunder. Denn er rauchte vom frühen Morgen bis zum späten Abend Zigarre und trank dazu Zuckerwasser.“

Seine Erinnerungen hielt auch der aus Giengen stammende Lehrer Jakob Finck 1880 schriftlich fest. Er beginnt seine Ausführungen mit einem Zitat seines Vaters, der fest verwurzelt mit der Stadt an der Brenz und deshalb „kaum aus Giengen herauszubringen“ war. Sein Motto habe gelautet: „So schön wie z´Geanga isch neana“ (So schön wie in Giengen ist es nirgends).

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Finck erinnert in seinen Aufzeichnungen, die sich als maschinengeschriebenes Original im Giengener Stadtarchiv befinden, auch an etliche Gestalten seiner Kindheit, wie etwa einen Sauhirten, den man mit dem Spitznamen „Bäraschmied“ neckte. Jedem, der ihm zu nahegekommen sei, habe der „Bäraschmied“ seine „Saublader“, die an einer Peitsche befestigt war, um die Ohren geschlagen: „Ich kriegt den Segen auch einmal“, erinnert sich Finck.

Margarete Steiff

Auch Giengens wohl berühmteste Frau, Margarete Steiff, kommt in Starks Buch ausführlich zu Wort. Die Begründerin der heute weltberühmten Firma schrieb ihre Erinnerungen in ein Tagebuch, deren Abschrift im Giengener Stadtarchiv aufbewahrt wird. Unter anderem liest man über Stürze in die Brenz oder ihre Leidenschaft zum Zitherspiel und natürlich auch über die Herstellung ihres ersten Spielzeugs aus Filz, des „Elefäntles“.

Infos zum Buch

Ulrich Starks Buch „So war’s in Giengen – Berichte und Erzählungen“ hat einen Umfang von 268 Seiten. Es umfasst 29 Berichte aus vier Jahrhunderten (von 1643 bis 1929). Das Buch ist im epubli-Shop sowie im Buchhandel zum Preis von 19,90 Euro erhältlich. 

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