Erneuerbare Energien

Netzausbau bremst Photovoltaik auf Hallendächern: Stadt Giengen und Investoren suchen nach Lösungen

Auf den Hallendächern im Giengener Industriepark an der A7 sollen in absehbarer Zeit weitere Photovoltaikanlagen entstehen. Der lahmende Netzausbau bremst die Pläne aber an manchen Stellen aus.

Dass erneuerbare Energien in einem weiterhin wachsenden Maße zur Stromversorgung beitragen werden, ist kaum ein Geheimnis. Vor Ort, in den Kommunen, sind Standorte für die Energieerzeugung, etwa aus Wind oder Sonne, allerdings regelmäßig umstritten.

Da es im Falle der Giengener Gemarkung kein Vorranggebiet für die Windenergienutzung gibt, konzentriert sich das Interesse von Investoren, Verwaltung und Skeptikern auf die Photovoltaik. Seit im Giengener Industriepark an der A7 (GIP A7) riesige, vor allem von Logistikunternehmen genutzte Hallen entstanden sind, gibt es in der Bevölkerung auch Stimmen, die die Installation von Dachflächen-Photovoltaik fordern. Demgegenüber stehen geplante oder bereits umgesetzte Freiflächen-Photovoltaikanlagen, wie der bereits in Betrieb gegangene Solarpark von E.ON auf Hürbener Gemarkung an der A7.

Industriepark Giengen: PV-Pflicht zum Teil umgesetzt

Seit wenigen Jahren sind solche Anlagen sogar gesetzlich vorgesehen, in der Realität bieten sich aber verschiedentlich Hürden, wie Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle sowohl beim Bürgerdialog „Henle hautnah“ in der Schranne als auch in seiner Rede anlässlich der Haushaltseinbringung erklärte.

Zum einen besteht nicht für alle Gebäude im GIP A7 die zum 1. Januar 2022 in Baden-Württemberg für Neubauten eingeführte Photovoltaikpflicht. Das bedeutet, dass beispielsweise für die von den Firmen Würth und Tesla genutzten Gebäude noch keine Installationspflicht besteht, weil die Bauanträge für deren Neubau vor dem 1. Januar 2022 eingereicht wurden. Dennoch haben Würth, die Firma Liepert Blitzschutz, der Hamburger Projektentwickler Garbe Industrial, in dessen Halle Tesla eingemietet ist, sowie Log-Project für ihren zuerst entstandenen Hallenkomplex auch ohne PV-Pflicht Anlagen für den Eigenbedarf installieren lassen. Der Baustoffhändler Wölpert sowie die Betreiber der Jet-Tankstelle sind ihrer Pflicht bereits nachgekommen.

Damit sind dennoch weite Teile der riesigen Dachflächen ohne PV-Anlage. Das Unternehmen LIP Invest, in dessen Halle das Logistikunternehmen Noerpel eingemietet ist, plant bereits, eine PV-Anlage auf dem Dach zu errichten, allerdings ist Henle zufolge das Hallendach schadhaft und muss zunächst repariert werden. Im kommenden Jahr soll es so weit sein.

Fehlende Netzkapazität bremst PV-Ausbau aus

Für den zweiten Neubau von Log-Project, die „goldene Halle“, besteht zwar auch eine PV-Pflicht, allerdings hat die Stadtverwaltung Giengen für zunächst ein Jahr eine Befreiung genehmigt, weil es derzeit noch keine ausreichende Netzkapazität gibt, um den Strom, der in der Immobilie nicht für den Eigenbedarf benötigt wird, ins öffentliche Netz einzuspeisen.

Die Einschränkung der mangelnden Netzkapazität trifft im Prinzip auch für die Noerpel-Halle zu, allerdings ist dort, wie Henle erklärte, eine andere Lösung gefunden worden: Das in Heidenheim ansässige Unternehmen Renergo will östlich anschließend an den GIP A7 eine Freiflächen-Photovoltaikanlage mit einer Maximalleistung von 4,6 Megawatt bauen. Der Vorentwurf für den notwendigen Bebauungsplan wurde vom Giengener Gemeinderat im Oktober bei drei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen gebilligt.

Stadt und Stadtwerke wollen ins Netz investieren

Renergo hat jedoch Teile seiner Netzkapazitäten an das Unternehmen LIP abgetreten, damit auf der Noerpel-Halle nicht nur eine PV-Anlage installiert, sondern der Strom auch eingespeist werden kann. Der geplante Solarpark kann frühestens dann gebaut werden, wenn Flächennutzungsplan und Bebauungsplan rechtskräftig sind. Nach Einschätzung der Stadtverwaltung dürfte dies ab Herbst 2026 der Fall sein.

Es hakt also am Netzausbau. Aber: „Giengen hat alles für realisierbare Ausbaupläne im Verteilnetz und die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben für das Stromnetz zur Energiewende getan“, so OB Henle. Die Stadt und die EnBW ODR als Anteilseigner der Stadtwerke Giengen hätten beschlossen, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Der Zeitplan für den Ausbau wird noch erarbeitet. Allerdings agiert die Stadt Giengen hier auch nicht alleine: Für vorab erforderliche Maßnahmen, etwa den Bau von Umspannwerken, seien die großen Energiegesellschaften zuständig. Dort gebe es noch keine konkreten Aussagen zu den Planungen.

Dach-PV ist Pflicht in Baden-Württemberg

Neu gebaute Nichtwohngebäude müssen in Baden-Württemberg seit dem 1. Januar 2022 mit einer PV-Anlage ausgestattet werden. Für neue Wohngebäude greift die Pflicht seit dem 1. Mai 2022. Bei grundlegenden Dachsanierungen sind seit Jahresbeginn 2023 PV-Anlagen vorzusehen. Die Dachfläche muss dabei mindestens 20 Quadratmeter betragen.